Moers (RP). Ein neuer Erlass des Landes begünstigt den Bau weiterer Windkraftanlagen. Auch in Zonen, die bislang tabu waren, könnten die Räder errichtet werden. Betroffen ist besonders die Gemeinde Rheurdt, die bereits 13 Anlagen aufweist.
Ein neuer Erlass des Landes begünstigt den Bau weiterer Windkraftanlagen Foto: RPO
Grafschaft 13 Windräder stehen auf dem Gemeindegebiet von Rheurdt. Doch es könnten bald noch mehr werden. Der neue Windenergie-Erlass (WEE) des Landes ist in Kraft getreten, und dieser macht es für die Kommunen erheblich schwerer, den Bau von Windrädern abzuwenden.
"Wir werden uns im nächsten Ausschuss für Gemeindeentwicklung mit diesem Thema beschäftigen müssen", sagt Bürgermeister Klaus Kleinenkuhnen. Das wird im September sein. Die ersten Anfragen für neue Räder lägen schon vor, räumt der Bürgermeister ein, und zwar für Standorte außerhalb der ausgewiesenen Konzentrationsfläche.
Diese befindet sich auf der Aldekerker Platte und stößt dort an die Konzentrationsflächen der Gemeinden Kerken und Issum – ein zusammenhängendes, rund 300 Hektar großes Gebiet kreisender Rotoren. Damit hoffte die Verwaltung des "Ökodorfes" eigentlich, ihre Schuldigkeit beim Thema Windkraft getan zu haben. "Immerhin nimmt diese Fläche rund zehn Prozent unseres Gemeindegebietes ein", sagt Kleinenkuhnen.
Doch durch den neuen Erlass könnten nun Räder errichtet werden, wo sie bislang untersagt waren. Die nötige Distanz zur Wohnbebauung ist deutlich geringer, die Anlagen dürfen höher werden (bis zu 200 Meter).
Und es sind Einzelfallentscheidungen möglich, die sogar den Bau eines Rades in Landschaftsschutzgebieten ermöglichen. Mancher Bürger, der sich vor einem Windrad in der Nachbarschaft bis jetzt sicher wähnte, könnte eine Überraschung erleben. "Wir werden nicht alles verhindern können", sagt Kleinenkuhnen.
Denn das Mitspracherecht der Kommunen wird in einer Weise eingeschränkt, die bereits den Städte- und Gemeindebund auf die Barrikaden bringt. Kleinenkuhnen formuliert es so: "Es wird in dem Erlass ein gesellschaftlicher Konsens postuliert, den es so nicht gibt." Wichtig sei, dass die drei Gemeinden Rheurdt, Kerken und Issum sich abstimmen.
Andere sind noch gelassen
Während die Verwaltung in Rheurdt das Thema sehr ernst nimmt, ist man in anderen Rathäusern der Grafschaft gelassener. So gehe die Verwaltung von Neukirchen-Vluyn davon aus, dass der Erlass "keinen direkten Einfluss" haben werde, wie Pressesprecher Hans-Willi Pergens mitteilt.
Tatsächlich ist Neukirchen-Vluyn bislang kein auffälliger Standort für Windräder. Gerade mal zwei Stück gibt es, sie stehen in der Konzentrationsfläche nördlich der Hochkamer Straße. Auch Kamp-Lintfort ist von einer "Verspargelung" bislang verschont geblieben. Die Windräder beschränken sich größtenteils auf das Gebiet am Eyller Berg.
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