Die
Bundesnetzagentur plant die größte Versteigerung von Mobilfunklizenzen in der deutschen Geschichte. Noch in diesem Jahr sollen viel größere und attraktivere Frequenzblöcke unter den Hammer kommen, als bei der Mammut-Auktion im Jahr 2000, die dem Staat 50 Milliarden Euro in die Kasse spülte. Sie können für LTE, Wimax, HSPA oder andere Mobilfunktechniken eingesetzt werden. Zur
Versteigerung kommen neue Blöcke von UMTS-Frequenzen, die noch breiter sind als vor neun Jahren, und die sogenannte
"digitale Dividende". Damit sind die
Funkfrequenzen von 790 bis 862 Megahertz gemeint, die nach der Abschaltung des analogen
Antennenfernsehens frei geworden sind.
Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur| Quelle: BNetzADieser Frequenzbereich ist besonders attraktiv, weil damit viel größere
Funkzellen möglich sind. Dennoch dürfte der Staat dieses Mal viel weniger einnehmen, als bei der Großauktion vor neun Jahren. Damals behauptete der spöttelnde Finanzminister Hans Eichel, dass
UMTS keinen Mobilfunkstandard bezeichnet, sondern etwas ganz anderes: Unerwartete Mehreinnahmen zur Tilgung von
Staatsschulden. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, gibt sich jetzt bescheiden.
"Wir werden diesmal ein realistischeres Verhalten der Bieter haben als in der Zeit, bevor die Internetblase platzte", sagte Kurth in einem Interview mit der Tageszeitung
Die Welt. Alle vier
deutschen Mobilfunknetzbetreiber haben bereits Interesse an den neuen Frequenzen angemeldet.
Bei solchen Versteigerungen geht es nicht nur darum, die eigene Frequenzausstattung zu verbessern, sondern auch
Konkurrenten vom deutschen Markt fernzuhalten. Im Jahr 2000 hatten viele ausländische Telekommunikationsunternehmen mit deutschen UMTS-Lizenzen geliebäugelt und den Preis bei der Versteigerung in die Höhe getrieben. Zwei Neueinsteiger konnten sogar Frequenzen ersteigern: der Neuanbieter
Quam, ein Konsortium der finnischen Sonera und der spanischen Telefónica Móviles, sowie France Télécom über seine Tochterfirma
Mobilcom.
Später fehlte ihnen aber das Geld zum Aufbau der Netze und der Markt sah bald wieder aus wie vorher. Die Funkfrequenzen von
Quam und Mobilcom fielen zurück an den Staat und werden jetzt neu vergeben. Dennoch kann es auch dieses Mal überraschende Teilnehmer bei der Auktion geben, die tiefe Taschen haben und den Preis nach oben treiben. Sunil Mittal, Gründer und Chef des indischen Mobilfunkmarktführers
Bharti Airtel, hat schon vor zwei Jahren Bundeskanzlerin Angela Merkel mitgeteilt, dass er gern eine
Mobilfunklizenz für Deutschland möchte.
"Wir könnten deutschen Anbietern zeigen, wie man auch in gesättigten Märkten profitabel wachsen kann", sagte Mittal damals. Er ist einer der reichsten Männer von
Indien.