Der Artikel ist aufschlussreich. Er erhält als Übersicht die Tabelle unten.
Was mich allerdings stört ist, dass der Autor die Eurokrise als Folge der US-Bankenkrise 2008 darstellt (was leider häufig geschieht):
Zitat: "Dass sich die EZB zur größten Gläubigerin der EU-Staaten entwickeln konnte, war 2007 nicht absehbar. In dem Jahr war die Zentralbank laut Statista noch völlig unbeteiligt an den Länderfinanzen. Ein Jahr später musste sie viele EU-Staaten unterstützen, um die Folgen der Finanzkrise abzufedern."
Es trifft zwar zu, dass auch viele Banken der Eurozone wertlose bis wertarme Subprime-Anleihen aus USA gekauft hatten und teils daran Pleite gingen (einige deutsche Landesbanken) oder in so schwere Schieflage gerieten, dass sie von den jeweiligen Staaten ausgebailt werden mussten (in D. z. B. die Commerzbank nach Übernahme der Dresdner Bank).
Das eigentlich Dilemma in Europa hat jedoch mit USA und Suprime nicht viel zu tun.
- In Spanien und in Irland sind nach der Euro-Einführung die Zinsen stark gesunken. Das hat in beiden Ländern enorme Immobilienblasen erzeugt, die 2008 ff. Luft abließen. Beide Staaten hatten zunächst ihre verzockten Banken - sie sind die Leidtragenden, wenn Immo-Käufer ihren Abtrag nicht mehr leisten können - auf Staatskosten gerettet. In Spanien wurde auch als Auffang-Instrument "Bankia" geschaffen - eine Bündelung verzockter Caissas, die später selber in Schieflage geriet. Die US-Bankenkrise war jedoch in beiden Ländern nur mittelbarer Auslöser. Das Problem waren die durch Euro-Tiefzinsen knallhart aufgepumpte Immobilienblasen. Das lief unabhängig von US-Subprime.
- Griechenland hat vom Zeitpunkt der Euroeinführung bis 2010 eine viel zu niedrige Neuverschuldung nach Brüssel gemeldet, sich also viel stärker neu verschuldet als "zugegeben". 2010 konnten die Griechen ihre Überschuldung nicht mehr verbergen und waren technisch pleite. Erst die Gefahr von Staatspleiten machte die Saatsbailouts der EZB erforderlich: Die EZB kaufte dazu (über andere Banken, denen sie Gratiskredite namens LTRO gab) ab 2012 massiv Staatsanleihen aus Problemstaaten und betrieb damit indirekt die ihr per Maastricht verbotene "Staatsfinanzierung aus der Notenpresse". Draghi setzte sich einfach darüber hinweg.
FAZIT: Im Zuge der 2008-Bankenkrise entstanden in der Eurozone zunächst nur Problembanken, nicht aber ganze Problemstaaten. Die Entstehung der Problemstaaten hat te Ursachen, die mit der US-bankenkrise nur entfernt im Zusammenhang stehen.
Wohl dem, der beides zu unterscheiden weiß.
Die populäre Erklärung, auch die Euro-Krise ab 2012 sei eine (Spät-)Folge der US-Bankenkrise, dient u. a. der Verschleierung der Tatsache, dass der Euro eine Fehlkonstruktion war/ist und in den Nullerjahren in den PIIGS massive Verschuldungsorgien ausgelöst hat. Das rächte sich ab 2010, als die Griechen die Hosen runterließen.
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