Zunächst ein paar (ausgewählte) Fakten (Zahlen zum 30.06.19)
- Die beiden grossen Geschäftsbereiche konnten um jeweils 6,9% bzw. 5,9% auf like-to-like Basis zulegen, hauptsächlich zurückzuführen auf die Aktivitäten in Frankreich, UK und Rumänien. - Cash nahm ab von 81 Mio. auf 26 Mio. In 6 Monaten. Das finde ich übrigens am schlimmsten hier. - Operating Income negativ (-3,64 Mio., im Vorjahr noch positiv), Verlust 10 Mio. (im Vorjahr positiv) - Eigenkapital sinkt um ca. 10 Mio.
Klingt alles nicht so toll, ist aber letztlich die Vergangenheit (wenngleich es durchaus Unternehmen gibt, die in ähnlicher Branche in 50 Jahren mehr zustande gebracht haben). Immerhin hat es Cegedim im «Brot und Buttergeschäft» zu hohen Marktanteilen in Frankreich, Spanien, Italien und UK gebracht.
Betrachten wir einmal die Nachfrageseite. Wo soll das künftige Wachstum herkommen und wie plausibel sind die Prognosen? Hier liegt für mich der Hase im Pfeffer: Cegedim hat sein Brot und Buttergeschäft abgeschöpft und wird es gegen neue Wettbewerber verteidigen müssen. In welcher Höhe es dort überhaupt Zuwachsraten geben kann, ist unsicher.
Auch ansonsten sind die Zielkunden begrenzt: Krankenversicherer, Ärzte, Apotheken. Was noch? Wo noch? Ob sich im neuen Zielmarkt Rumänien viel Geld verdienen lässt? Kann mit Outsourcing überhaupt jemals Geld verdient werden? Es ist ein personalintensives Geschäft mit geringen Margen und hohen Risiken. Zweifel sind daher angebracht.
Was betrachte ich nicht: KUV. Mich interessiert als Aktionär kein Umsatz, solange er nicht mit Profit verbunden ist. Nach meiner Denke ist der Aktienkurs die Summe der künftigen ausschüttungsfähigen Gewinne. Und in dieser Hinsicht sieht es bei Cegedim finster aus. Erst muss überhaupt einmal ein Gewinn her. Und zwar ein «echter». Also einer unter dem Strich, der auch zu einem positiven Cash Flow führt.
Fazit: Cegedim ist ein altes Unternehmen, das es noch nicht zu viel gebracht hat und das von seinen Hauptgesellschaftern schon einmal an den Rand der Insolvenz geführt wurde. Im letzten Jahr honorierte die Börse die abgeschlossene Restrukturierung mit enormen Vorschusslorbeeren, indem der Kurs um 50% stieg. Dieses Vertrauen muss nun durch bessere Zahlen bestätigt werden. Aufgrund des geringen verbliebenen Cashs bleiben die Spielräume begrenzt. Das erste Halbjahr 2019 zündete noch nicht, stattdessen wurde enorm Cash verbrannt. Sofern es irgendwann eine gute Idee für anorganisches Wachstum geben sollte, halte ich auch eine Kapitalerhöhung für möglich. Schlecht vorstellen kann ich mir, dass die Banken bereit sind, sich zu engagieren.
Es bleibt hier eine Wette auf die neuen Geschäftsfelder, die heute noch defizitär sind. Wer sein Zockergeld noch nicht ausgeschöpft hat, kann sich hier mit einer kleinen Position engagieren.
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