das gleiche Problem
BITTERFELD-WOLFEN (dpa-AFX) - Das Solarunternehmen Q-Cells hat einen Liefervertrag mit dem chinesischen Waferhersteller LDK Solar im Streit beendet. Die Chinesen hätten 'wesentliche vertragliche Pflichten' nicht erfüllt, teilte Q-Cells am Montag in Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) mit. Der Vertrag war im Dezember 2007 geschlossen worden. Die direkten Gespräche beider Unternehmen sowie ein Schlichtungsverfahren vor der Internationalen Handelskammer (International Chamber of Commerce ICC) in Paris hätten zu keiner gütlichen Einigung geführt, hieß es.
Als Anzahlung hatte die TecDax-Gesellschaft 244,5 Millionen US-Dollar an das in New York börsennotierte Unternehmen überwiesen. Dieses Geld sei durch eine deutsche Bank abgesichert worden, hieß es. Diese Garantie will Q-Cells nun in Anspruch nehmen. Einen LDK-Antrag auf Einstweilige Verfügung gegen die Inanspruchnahme der Garantie hat das Landgericht Berlin nach Q-Cells-Angaben bereits abgewiesen. 'Wir haben das Geld heute angefordert und rechnen damit, dass wir es in den nächsten fünf bis zehn Tagen bekommen', sagte ein Q-Cells-Sprecher der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Da sich LDK gegen die Vertragsauflösung weiter wehrt, droht eine längere rechtliche Auseinandersetzung. Zuständig ist das Landgericht Berlin.
AKTIE REAGIERT NICHT EINDEUTIG
Dem Q-Cells-Sprecher zufolge handelte es sich bei dem Liefervertrag um ein sogenanntes Kosten-plus-Modell. Das bedeute, dass Q-Cells sich an den Produktionskosten bei LDK beteiligen und zusätzlich ein festgeschriebene Marge an LDK überweisen sollte. 'Dafür hätte es aber eine Fabrik geben müssen, die nur für Q-Cells produziert', sagte der Sprecher. Das sei aber nicht der Fall gewesen. Die gelieferten Wafer seien aus unterschiedlichen Werken gekommen und für Q-Cells damit kein Überblick über die tatsächlich anfallenden Kosten möglich gewesen. Zudem habe es anfänglich sogar so ausgesehen, dass LDK gar nicht hätte liefern können.
Q-Cells-Aktien reagierten nicht eindeutig auf die Nachricht und notierten am frühen Nachmittag mit 4,36 Prozent nahe dem Tagestief im Minus. Ein Händler wertete es positiv, dass der Konzern dank einer Bankgarantie sein Geld zurückbekommen soll. Die Frage sei allerdings, warum das Solarunternehmen den Vertrag beendet. Ein anderer Börsianer sah in der Vertragsauflösung ein neuerliches Anzeichen für die schwache Auslastung der Produktion bei Q-Cells. Ein Unternehmenssprecher erklärte, dass derzeit keine neuen Verträge geplant seien. Er verwies auf die mit anderen Unternehmen geschlossene weiterlaufende Verträge.
AUCH CONGERY IM CLINCH MIT LIEFERANT
Die ursprüngliche Vereinbarung mit LDK sah den Angaben zufolge die Lieferung von Solarwafern auf der Grundlage einer vertraglich fixierten Siliziummenge von insgesamt 43.000 Tonnen in den Jahren 2009 bis 2018 vor. 1.000 Tonnen sollten in diesem Jahr bereits geliefert werden. Siliziumwafer sind die Grundprodukte für Solarzellen, die Q-Cells herstellt. Die Sachsen-Anhalter waren im vergangenen Jahr noch Weltmarktführer, mussten in diesem Jahr aber eine heftigen Umsatzeinbruch hinnehmen und verloren massiv Marktanteile. Zudem stand nach den ersten sechs Monaten ein riesiger Verlust von fast 700 Millionen Euro in der Bilanz.
Der Vertrag war noch in einer Zeit geschlossen worden, als Silizium Mangelware war. Damals galt es Wettbewerbsvorteile, über langfristige Lieferkontrakte zu erzielen. Inzwischen hat sich der Markt aber komplett gedreht. Angesichts eines Überangebots an Silizium sind die Preise eingebrochen. Hersteller von Zellen und Modulen versuchen daher, ihre alten Verträge nachzuverhandeln. Nicht nur bei Q-Cells scheiterte bislang eine gütliche Einigung. Das Hamburger Solarunternehmen Conergy klagt etwa bei einem New Yorker Gericht auf Vertragsauflösung gegen seinen US-Lieferanten MEMC . Derzeit befinden sich die beiden Unternehmen einem gerichtlich moderierten Schiedsverfahren./nl/das/w |