iPhone 5 zusammengeschraubt: Undercover-Bericht über Arbeit bei Foxconn
Der chinesische Apple-Auftragsfertiger Foxconn musste in den vergangenen Jahren für seine Arbeitsbedingungen viel Kritik einstecken. Auftraggeber Apple schaltete letztendlich sogar eine unabhängige Arbeiterorganisation ein, um die Misstände zu benennen und zu beheben. Foxconn gelobte Besserung, doch viel hat sich anscheinend nicht geändert, wie ein Journalist aus China berichtet, der Undercover bei Foxconn arbeitete.
Foxconn: Ein Blick in die Fabrik | (c) abcnews.com
Er berichtet von überfüllten, nach Müll und Schweiß stinkenden Zimmern für jeweils ein halbes Dutzend Arbeiter, kaputten Betten, dreckiger Bettwäsche und Gitter vor den Fenstern, damit sie keinen Selbstmord begehen. Auch die Arbeit ist noch immer hart, auch wenn die Arbeitszeit tatsächlich gesenkt wurde. Doch die Vorgaben sind hoch und Überstunden werden von den Vorabeitern grundsätzlich gefördert, wenn nicht sogar gefordert.
Nach Angaben des Journalisten herrscht bei Foxconn noch klassische Fließbandarbeit wie im Europa des frühen 20. Jahrhunderts. Jeder Arbeiter führt einen einzigen Fertigungsschritt aus. Er wurde auf einer Produktionsstrecke eingeteilt, auf der die Rückseite des iPhone 5 für die Lackierung vorbereitet wurde. Er musste vier bestimmte Stellen auf dem Bauteil mit einem speziellen Stift markieren, die dann von einem anderen Mitarbeiter mit Klebepunkten versehen wurden - und ohne Unterbrechung mehr als 6 Stunden lang, etwa fünfmal in der Minute.
Foxconn: Produktion erfolgt fast komplett in Handarbeit | (c) abcnews.com
Solange das Band lief, gab es keine Pausen so der Journalist. Selbst nachdem die eigentliche Arbeitszeit bereits vorbei war, lief das Band noch zwei Stunden weiter und die Arbeiter durften nicht gehen. Nach Arbeitsende forderte der Vorarbeiter die Belegschaft zu weiterer Arbeit auf: "Wer will denn jetzt schon aufhören zu arbeiten? Wir sind hier, um Geld zu verdienen. Lasst uns härter arbeiten." Mal davon abgesehen, dass der Journalist seinen eigenen Angaben zufolge nach der Schicht über Schmerzen im Nacken und im Arm klagte, dazu völlig erschöpft und ausgehungert war, bietet Foxconn seinen Angestellten auch wenig finanzielle Reize für Mehrarbeit. Pro Überstunde zahlt das Unternehmen nach seinen Angaben etwa 13,50 Yen, was umgerechnet rund 1,80 Euro sind.
Zusatzleistungen: Gratis, aber in schlechtem Zustand | Foto: Chinanews.com.cn
Auch die vielen Zusatzleistungen wie kostenlose ärztliche Versorgung oder freie Sport- und Unterhaltungsangebote, die Foxconn immer wieder stolz der Öffentlichkeit präsentiert, sind bei näherer Betrachtung Augenwischerei, so der Journalist. Auf der firmeneigenen Medizinstation gab es nur einen einzigen Arzt und die Gebühren für die Untersuchung muss der Mitarbeiter erst einmal auslegen. Viele andere Angebote seien zwar tatsächlich kostenlos, allerdings in einem schlechten Zustand. So waren im "Entertainment Center" rund zwei Drittel der Spieleautomaten kaputt und im "Theater Room" wurde lediglich die Aufnahme eines Konferenzraums gezeigt. |