Ich denke es gibt beim BVB eben wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die man nicht sprengen will, also zum Beispiel was das Jahresgehalt der Spieler angeht. Da gehört man im Vergleich zu England oder den ganz großen in Europa (noch?) nicht zur absoluten Spitze. Aber man ist step by step auf dem Weg dorthin. Abgänge hatte man in den vergangenen Jahren schon immer, und auch jedes Jahr sportlich sehr schmerzhafte: Sahin, Kagawa, Götze, Lewandowski, Hummels, Mkhitaryan, Gündogan seien hier mal exemplarisch erwähnt und nun ist es eben wahrscheinlich Aubameyang. Jedes Jahr stand zu Saisonbeginn dann die Befürchtung, dass dieser oder jener Abgang sportlich nicht zu kompensieren wäre, wie soll das nur ohne Schlüsselspieler xy werden, alles ganz arg schrecklich ABER: Jahr für Jahr ist es super gelungen, diese Abgänge eben schon zu kompensieren und den Kader Jahr für Jahr wertvoller zu machen. Da ist zunächst mal natürlich das wirklich hervorragende Scouting hauptverantwortlich, aber ganz sicher auch die Tatsache, dass man extrem jungen Spielern sehr viel Spielpraxis auf allerhöchstem Niveau bieten kann. Denn nur dadurch hat man jetzt Leute wie Weigl, Mor, Merino, Isak, Pulisic, Zagadou oder Dembélé im Kader. Was die zukünftig für Ablösesummen einbringen könnten mag man sich heute noch gar nicht vorstellen. Real will durch Álvaro Morata 90 Mio. Euro erlösen? Hallohallo! Wer jetzt behauptet, die Boom-Jahre im europäischen Fußball seien vorbei, die Faszination für Fußball ließe nach oder sonst was, also der schätzt meiner Meinung nach die Lage extrem falsch ein: es wird in den kommenden Jahren immer noch mehr Geld in die Vereine gepumpt werden, sei es durch TV-Verträge, CL-Reform oder Sponsoring und der BVB wird durch sein Geschäftsmodell, zu dem eben, wie bei jedem anderen Verein auch Transfers gehören, stark an dieser Geldschwemme partizipieren. Sehr oft laufen diese Transfers beim BVB ja nach folgendem Schema ab: junge, ambitionierte Spieler relativ günstig verpflichten, zu Stars formen und später deutlich teurer wieder verkaufen. Dass man dabei auch durchaus erfolgreich sein kann und nicht zwangsläufig titellos bleiben muss, hat die Ära Klopp sehr anschaulich bewiesen und in Ansätzen auch die zwei Jahre unter Thomas Tuchel. Dieses Schema muss also nicht gleichbedeutend mit sportlicher Stagnation sein.
Durch die Zugänge Dahoud, Toprak, Zagadou sowie Philipp ist der Kader nun schon sehr aufgebläht. Ich denke, dass in jedem Fall noch weitere Abgänge anstehen: Ginter zum Beispiel ist aktuell neben Hoffenheim wohl noch bei Tottenham und Arsenal im Gespräch, in diversen englischen Quellen werden 15 Mio. Pfund als mögliche Ablöse genannt: https://www.theguardian.com/football/2017/jun/07/...ginter-hoffenheim
Das mag jetzt vielleicht etwas abgehoben klingen, aber sollte Aubameyang wirklich wechseln (wie bereits erwähnt aus meiner Sicht eher für 90 Mio. Euro als für 70 Mio. Euro) und kommt noch der ein oder andere „kleinere“ Transfer in diesem Geschäftsjahr dazu (Park, Subotic, Ginter, Schürrle oder Rode wären wohl am ehesten mögliche Kandidaten), so könnte es am Ende tatsächlich passieren, dass man die Umsatzschwelle von 500 Mio. Euro bereits im Geschäftsjahr 2016/17 überschreitet, was zweifellos ein Meilenstein für die Aktie wäre. Und die Zeichen stehen ja wirtschaftlich gesehen weiterhin absolut auf Wachstum. Wer nun entgegnet, ja schon, aber diesem Umsatz stehen ja nun auch viele Ausgaben gegenüber (20 Mio. Euro für Philipp, Handgelder für Zagadou sowie Beraterprämien, die Tuchel-Abfindung und Bosz-Ablöse usw.), dem sei wiederum entgegnet, dass die damalige Ablöse (ich meine 13 Mio. Euro waren das) für Aubameyang buchhalterisch schon fast komplett abgeschrieben ist, Ablösesummen für Neuzugänge jedoch entsprechend der Vertragslaufzeit abgeschrieben werden. Gewinn-technisch gesehen also alles im grünen Bereich. Und die beschriebene Steigerung der jährlichen Abschreibungen lässt sich doch mehr als gut durch die steigenden Einnahmen aus TV-Verträgen und CL-Reform kompensieren. Alles im Lot also beim BVB? Ich finde: ja.
Abschließend noch eine Frage: Aktienanalysten arbeiten ja mit Kurszielen. Sollten diese erreicht werden, wäre doch zu erwarten, dass von den jeweiligen Analysten neue Analysen (inklusive neuen Kurszielen) erstellt und veröffentlicht werden. Hat jemand einen ungefähren Überblick, wie dies in den vergangenen Jahren bezüglich der BVB-Aktie gehandhabt wurde? Hier scheint mir der ein oder andere Analyst doch deutlich hinter der tatsächlichen Entwicklung hinterherzuhinken.
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