Wohl dem, der Fannie und Freddie hat!
Die USA haben zwei Felsen in der Brandung - Fannie und Freddie. Sie bescheren dem Land nicht nur in guten Zeiten einen gesunden Häusermarkt. Gerade in Krisenzeiten wird ihre Systemrelevanz ganz deutlich: Mit ihrer fast grenzenlosen Liquidität halten sie nicht nur den Häusermarkt aufrecht, den Häuslebauer in seinen vier Wänden, sondern stützen zudem die Finanzmärkte. In unserer globalisierten Welt gibt es gerade keine Firma, die auch nur annähernd so wichtig ist!
FnF gewähren den Kreditnehmern jetzt Zahlungsaufschübe oder passen bestehende Kredite an, um Zwangsversteigerungen zu vermeiden. Sie versorgen den Häusermarkt weiterhin mit Liquidität. Und ihre 4 Billionen Dollar schweren Wertpapiere genießen nach wie vor eine implizite Staatsgarantie, was sie so sicher wie US-Staatsanleihen macht.
Während es für Banken von Interesse sein kann, Zwangsversteigerungen vorzunehmen, würden FnF sich dabei selbst ins eigene Fleisch schneiden. Denn ihre Kapitalanforderungen und somit ihre Existenz hängen stark von den Immobilienwerten ab. Und sie haben keine anderen nennenswerten Einnahmequellen, welche von sinkenden Immobilienpreisen profitieren könnten. Nebst der Liquidität ist das der Grund, warum sie von der Politik ins Leben gerufen wurden. Und das ist der Grund, warum es sie immer noch gibt und auch in Zukunft geben wird. Denn wenn der amerikanische Häusermarkt kollabiert, stürzen die USA in eine tiefe Krise und mit ihnen die gesamte Weltwirtschaft. Das kann und wird man nie und nimmer privaten Finanzinstituten überlassen. Das Modell der (zwei) regierungsgeförderten Unternehmen ist hier federführend und gewährt der Politik entscheidenden Einfluss, ohne gleich den nationalen Notstand ausrufen zu müssen.
Können FnF pleite gehen? Jede Firma kann pleite gehen. Aber FnF würden die letzten sein. Das Finanzministerium und auch die FED werden alles tun, um dies zu verhindern. Den beiden Unternehmen stehen nach wie vor Rettungsschirme über ca. 200 Milliarden Dollar zur Verfügung. Und den Firmen drohen zunächst einmal nur Buchverluste, die sich bei normalisierenden Märkten wieder aufheben. Es muss schon sehr hart kommen, damit den "Twins"dauerhafte Verluste aus ihrem operativen Geschäft entstehen. Zudem haben sich die Firmen in den letzten Jahren auf Risikotransfergeschäfte spezialisiert, welche gut ein Viertel ihres Geschäftsvolumens ausmachen und den Vertragspartnern die ersten 10% des Verlustes zuweisen.
Werden FnF verstaatlicht? Bauen Die Grünen Atomkraftwerke?! Und selbst ein neuer Präsident kann FnF nicht verstaatlichen, sobald sie per Consent Decree aus den Conservatorships entlassen werden. Das kann Calabria praktisch jederzeit veranlassen, wenn Mnuchin mitspielt, um den Rettungsschirm aufrecht zu halten. Natürlich kann jede Firma prinzipiell verstaatlicht werden - zum fairen Marktwert.
Hat sich etwas fundamental an Fully's alten Analysen und Prognosen geändert? Nein. Consent Decree wird Ende des Jahres kommen. Vielleicht werden die zu vermutenden Kapitalerhöhungen erst später durchgeführt. Aber das könnte sogar im Interesse der Stammaktionäre sein.
Ist die Coronakrises vielleicht sogar eine Chance für FnF und ihre Aktionäre? Wir haben jetzt eine reale Stresstestsituation. Wenn FnF diese meistern, woran ich nicht zweifle, wirkt sich das positiv auf ihr Image aus und schafft Vertrauen in die Firmen. Zudem wird ersichtlich, wie hoch die Kapitalanforderungen tatsächlich sein müssen und an welchen Schrauben noch gedreht werden muss. Calabria wird sich die Ereignisse genau anschauen, bevor er seine Capital Rule herausbringt.
Bleibt gesund, Fully |