Immobilienmarkt steht vor der Erholung Von Christian Schnell
So viele Wendungen hat keine andere Branche zu bieten: Innerhalb von nur einem Jahr galten Immobilien-Aktien als der ultimative Tipp für die konservative Geldanlage in einer bis dato lange vernachlässigten Branche. Als anschließend die US-Hypothekenkrise ausbrach, folgte dem Mega-Hype der Mega-Absturz. Nun soll Experten zufolge allmählich das Comeback folgen.
FRANKFURT. Laut Burkhard Sawazki von der Commerzbank dürfte es auf dem Immobilienmarkt im Laufe des Jahres es "zu einer deutlichen Erholung kommen".Dabei jedoch auf das richtige Pferd zu setzen, ist für Anleger nicht allzu einfach. Zum einen ist der Markt für deutsche Immobilien-Aktien sehr zersplittert. Die größten Vertreter befinden sich mit der Deutschen Euroshop, Gagfah und IVG Immobilien im MDax. Eine Stufe tiefer im SDax sind mit Alstria Office Reit, Colonia Real Estate, Deutsche Wohnen, DIC Asset und Patrizia Immobilien zwei Vertreter mehr am Start. Und weitere Stufen darunter bis in den Entry Standard sind es gar gut zwei Dutzend kleinerer Gesellschaften. Des weiteren ist der Markt weit zersplittert in Wohn-, Büro- und Gewerbeimmobilien, Bauträger sind ebenso darunter wie Reits-Anbieter oder Verkäufer von Immobilienfonds.
"Zuallererst werden die liquiden Titel der Branche eine Erholung erleben, ehe in einer zweiten Welle die weniger liquiden Titel folgen werden", sagt Sawazki. Deutlich wurde das in den letzten Wochen bereits bei Börsen-Schwergewichten wie Gagfah, Alstria oder DIC-Asset, die allesamt nach einer langen Talfahrt einen Boden fanden und seither leicht ansteigende Tendenz zeigen. Vorreiter dieser Entwicklung ist die Aktie des MDax-Wertes Deutsche Euroshop: Der Shoppingcenter-Investor hatte seinen Tiefpunkt bereits zu Jahresanfang erreicht, seither ging es mit dem Kurs schon wieder um 25 Prozent auf 28 Euro nach oben. Ein weiteres Plus bis auf 30 Euro hält Georg Kanders von der WestLB noch für möglich.
Ähnlich positiv sind die Analysten-Einschätzungen derzeit bei vielen anderen Immobilienwerten. Einer der ganz großen Favoriten ist dabei Alstria Office Reit. Der Büro-immobilien-Anbieter, der als erstes Unternehmen im vergangenen Jahr die Umwandlung in einen Reit, also eine steuerbegünstigte Form der Aktiengesellschaft, wagte, hat seine schwächste Phase ebenfalls schon seit einigen Monaten hinter sich. Weiteres Potenzial nach oben ergibt sich wie bei vielen anderen Immobilien-Werten daraus, dass der so genannte Net Asset Value - also die Summe aller Vermögensgegenstände - deutlich über dem aktuellen Börsenkurs liegt. "Somit bietet die Aktie weiteres Kurspotenzial", sagt Daniela Heyduck von der Unicredit.
Hinzu kommen einige externe Effekte, die den Immobilienmarkt generell antreiben. "Deutsche Banken finanzieren wieder sehr aggressiv im Vergleich zur zweiten Jahreshälfte 2007", sagt Rainer Schorr, Vorstandschef der Berliner Estavis AG. Die Aktie des vor knapp über einem Jahr zu 28 Euro an der Börse platzierten Unternehmens, notiert heute bei 6,50 Euro, der NAV liegt jedoch bei rund zehn Euro. Dass generell schon bald wieder Kurse über dem NAV erzielt werden können, glaubt unter Analysten niemand. Eine weitere Annäherung an diesen Bereich ist jedoch allgemeiner Konsens unter Experten.
Zumal der deutsche Immobilienmarkt nie diese Überhitzungserscheinungen zeigte, die derzeit dem britischen oder spanischen Markt zu schaffen macht. Bestes Beispiel ist Berlin. In der deutschen Hauptstadt lassen sich Altbau-Wohnimmobilien derzeit zu nur 40 Prozent des Preises erwerben, den ein Neubau kosten würde. In London war diese Kennzahl, der so genannte "Replacement Value" bislang 20-mal so hoch, rechnet Estavis-Chef Schorr vor. Auch Analysten stützen sich auf diesen Hoffnungsschimmer: Denn die jüngsten Quartalszahlen von Estavis fielen enttäuschend aus.
Quelle: http://www.handelsblatt.com/News/Vorsorge-Anlage/...ten-erholung.html ----------- "Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört." (Karl Marx) |