Forward P/E – Eine gefährliche Erfindung der Analysten
Der Trick mit dem „Forward P/E“
Wie aber wollen Analysten anhand dieses oben gezeigten, untypisch hohen P/E-Ratio von einem fair bewerteten, je nach Enthusiasmus sogar als „billig“ bezeichneten Markt sprechen? Indem sie einen Trick anwenden, der so „normal“ klingt und zugleich wie gesunder Optimismus wirkt, dass ihn kaum jemand hinterfragt: Man spricht vom sogenannten „Forward P/E“, wenn man eine Aussage darüber trifft, ob ein Markt teuer ist oder nicht. Das heißt:
Man nimmt für die Berechnung des P/E-Ratio nicht die realen, aktuell erwirtschafteten Gewinne eines Unternehmens als Grundlage, sondern Gewinne, die in Zukunft erzielt werden! Und da die Analysten, wie eingangs erwähnt, grundsätzlich eher optimistisch sind, liegen diese zukünftigen Gewinne auch deutlich höher. Und so sinkt der P/E-Ratio, die Aktien oder Indizes erscheinen billiger. Aber nur wenige Anleger sind sich bewusst, wie fragwürdig diese „Indikation“ ist. Denn:
Angebliche Fakten stammen aus der Glaskugel!
Erstens ist der P/E-Ratio kein Indikator mehr, wenn die entscheidende Komponente der Gewinne durch eine Prognose ersetzt wird. Und da man sich denken kann, dass bei einem derartig hohen P/E-Ratio, wie es der Dow Jones derzeit aufweist, auch optimistisch geschätzte Gewinne für 2018 nicht ausreichen, um daraus eine normale oder gar „günstige“ Bewertung zu zaubern, gehen die meisten US-Analysten schon so weit, dass sie nicht ihre optimistischen Prognosen für das gerade begonnene Jahr 2018 als Grundlage nehmen, sondern die Gewinne des Jahres 2019!