Hab die Frau Leyen eigentlich gar nicht so wert(erz)konservativ eingeschätzt wie sie nun rüber kommt. Da faselt sie ganz unverblümt von Großfamilie (zumindest die Prinzipien davon), beschwört Tischrituale und scheinbar ist jeder unterhalb des Akademikerstandes sowieso nur eine zu vernächlässigende Grösse, die man allenfalls für die diversen Produktivzwecke benötigt. Na, die guten alten Zeiten lassen grüßen.
Die Erfüllung für all ihre merkwürdigen Träume scheint da einzig die Rückkehr zum christlichen Glauben zu sein, der ihrer Meinung nach, automatisch auch die Lösung aller gesellschaftlichen Probleme beeinhaltet, wenn er denn nur in der deutschen Familie fest verankert wird. Deutschland einig Gottesstaat.
Aber dann kommt es richtig dick. Da haut sie Dinge raus wie: "In einer Welt, die unsicherer und unbeherrschbarer wird, werden zwei Dinge wichtiger, die man persönlich beeinflussen kann: die Familie und die Religion." Bin ich denn jetzt im falschen Film? Über 60 Jahre Frieden in Europa, fast durchgehend Demokratien und freiheitliche Grundordnungen und ein Europa (und eigentlich ein Großteil dieser Welt), was sich nicht mehr gegenseitig bekämpft sondern zusammenwächst. Und all das ist doch von den großen Volksparteien (also auch von ihrer) mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit gerade in den letzten zwei Jahrzehnten vorangetrieben worden.
Und jetzt knirscht es wegen dieser enormen Geschwindigkeit im Zusammenwachstumsprozess und die ersten negativen Folgen sind erkennbar und als Lösungsvorschläge kommen Dinge, die man doch eigentlich überwinden wollte. Das u.a. Deutsche ihre beruflichen Chancen nun auch im europäischen Ausland sehen und wahrnehmen war doch immer eines der Grundziele der EU. Die Erweiterung eines weitgehend grenz- und barrierefreien Lebensraumes für alle Europäer steht doch mit dicken Lettern über der EU geschrieben.
Da macht Frau Leyen jetzt aber schwer einen auf national mit verdammt religiösen Einschlag und fällt zurück in eine Sichtweise die doch innerhalb unserer Gesellschaft als überholt gilt. Bleibt zu hoffen, dass sie ein Ausnahme in ihrer Partei darstellt und wir hier nicht den Anfang eines politischen Umdenkungsprozesses und damit den Rückfall innerhalb einer großen Partei erleben. |