Als ein ARD-Journalist sie neulich beim Sommerinterview fragte, ob in Deutschland mehr in Digitales und überhaupt mehr investiert werden müsste, begann Merki bei Island, wo alles besser laufe („ein kleineres Land, da geht es vielleicht auch einfacher“), sprach über ein „Online-Zugangs-Verbesserungsgesetz“, das die Koalition verabschiedet habe, machte einen Umweg über die „mittelfristige Finanzplanung“, über die man ja schon einige Investitionen festschreibe und landete am Ende bei einer Infrastrukturgesellschaft im Autobahnbau, für die sich die Koalition eingesetzt habe. Ok, stöhnte der Mann gequält. Und man hatte etwas Mitleid mit ihm. Friemelig klein oder unbestimmt groß, zwischen diesen Polen changiert die Rhetorik der Kanzlerin. Darauf ausgelegt, auch in komplexen Situationen maximale Spielräume zu erhalten und wenig verbindliche Zusagen zu machen, steht sie in einem merkwürdigen Widerspruch zu der politischen Stimmungslage in der Republik. Die Kanerin liefert den Gegenentwurf zu dem, was der Schriftsteller und glänzende Rhetoriker Walter Jens mal als wichtigste Anforderung an eine überzeugende Rede definiert hat. Jene müsse zeigen: „Dies bin ich, und ich meine es so, wie ich es sage.“
Die Kunst heutiger Politik ist es, den Kontakt zu jenen nicht abreißen zu lassen, die zwar verbittert sind, dabei aber für demokratische Parteien noch ansprechbar. |