einen guten bericht von Cuba Libre aus dem W:O,THX ;-)
http://www.suedkurier.de/nachrichten/wirtschaft/...;art121137,3422356
17.09.2008 15:49
Rohstoffe Versicherung gegen Preisanstieg Die Preisentwicklung auf dem Rohstoffmarkt stellt für die Unternehmen ein zunehmendes Risiko dar. Steigende Preise bedeuten höhere Kosten, die nicht immer kompensiert werden können. Mit Optionen und Termingeschäften lässt sich das Risiko im Rohstoffhandel verringern, sagt Experte Steffen Rapp im Interview mit PROFIT.
Ordentlich an Wert zugelegt haben diese Rollen aus Kupfer. Gerade im verarbeitenden Gewerbe sind das zusätzliche Kosten. Steigende Rohstoffpreise bleiben ein Risiko, gegen das sich Unternehmer aber absichern können.
Wie sich die Preise in Zukunft entwickeln und wie sich Unternehmer gegen den Anstieg absichern können, erklärt Rohstoffexperte Steffen Rapp von der Deutschen Bank im PROFIT-Interview.
Herr Rapp, warum sind die Rohstoffpreise im Moment so hoch?
Hoch ist natürlich relativ. Wenn man die heutigen Rohstoffpreise mit denen im Jahr 2002 vergleicht, dann sind sie heute definitiv höher als damals. In den letzten Wochen hatten wir allerdings bei einigen Rohstoffen wie zum Beispiel Öl einen starken Preisrückgang zumindest in US-Dollar. Es gibt mehrere Gründe, warum die Preise vergleichsweise hoch sind. Einer der Hauptgründe der letzten Jahre ist sicherlich die stark angestiegene Nachfrage nach Rohstoffen von Schwellenländern wie zum Beispiel China und Indien. Mit der starken Nachfrage verbunden sind auch höhere Frachtraten, da der Warenverkehr steigt und die Transportkapazitäten knapper werden. Die Kapazitätsengpässe im Frachtverkehr treiben die Transportkosten in die Höhe und letztenendes dadurch die Preise für die transportierten Rohwaren und Produkte. Festzuhalten bleibt aber: Auslöser für die eher hohen Rohstoffpreise ist sicher die erhöhte Nachfrage.
Welche Rolle spielen beim Preisanstieg die Spekulationen mit Rohstoffen an den Börsen?
Sicherlich gibt es seit einigen Jahren mehrere Marktteilnehmer die nicht unbedingt direkt mit Rohstoffen zu tun haben, wie zum Beispiel Pensionskassen, Hedge Funds. Spekulationen sehen wir im Zusammenhang mit steigenden Preisen als eher als untergeordnetes Thema. Man darf eines nicht vergessen: Spekulanten setzen nicht nur auf steigende Preise, sondern auch auf fallende.
Mit welchen Rohstoffpreisen müssen Unternehmen in Zukunft rechnen?
In der jüngsten Zeit sind die Rohstoffpreise deutlich gesunken. Der Ölpreis ist zum Beispiel in den letzten Wochen von über 140 Dollar auf unter 100 Dollar. Auch bei Industriemetallen wie zum Beispiel Nickel, Aluminium, Zink sind die Preise in den letzten Wochen zurückgegangen. Dies sollte im Verarbeitenden Gewerbe zu Entspannungen führen. Allerdings ist im gleichen Zeitraum auch der Dollar gegenüber dem Euro wieder fester geworden, was den Preisrückgang bei Rohstoffen zum Teil wieder zunichte gemacht hat. Manche Preise sind so weit gefallen, dass sie unter den Produktionskosten liegen, etwa bei Nickel, Zink und Aluminium. Diese Preise werden tendenziell eher wieder ansteigen.
Welche Rohstoffe werden in Zukunft besonders gefragt sein?
Das hängt von der weltwirtschaftlichen Entwicklung ab. Das weltweite Wirtschaftswachstum ist momentan etwas gedämpft, allerdings hängt bei Rohstoffen sehr viel von den asiatischen Märkten sowie weiteren Schwellenländern ab, die derzeit weiterhin eine große Nachfrage nach Rohstoffen, wie Eisenerz als Vorprodukt von Stahl, sowie Stahl direkt und den enthaltenen Legierungszuschlägen wie Nickel, Molybdän und anderen Industriemetallen haben. Daher ist in diesen Märkten von eher steigenden Preisen in den nächsten Jahren auszugehen.
Haben die Länder mit hohen Rohstoffvorkommen einen Wettbewerbsvorteil?
Langfristig können Länder mit Rohstoffvorkommen sicherlich Vorteile haben, da die physische Lieferung dadurch gesichert wird. Die Preise gelten allerdings in der Regel weltweit. Auch Unternehmen in rohstoffreichen Ländern kämpfen durchaus mit hohen Rohstoffpreisen, zumindest das verarbeitende Gewerbe. Mit Blick auf die Rohstoffpreise spielt der Standort kaum eine Rolle, da die Rohstoffe eben auf dem Weltmarkt gehandelt werden und Weltmarktpreise haben. Bei verschiedenen Rohstoffen gibt es "Preis-Benchmarks", an denen sich der Weltmarkt ausrichtet. Das ist zum Beispiel bei den Industriemetallen die London Metal Exchange, bei Öl sind es verschiedene Ölnotierungen, wie zum Beispiel das in der Nordsee geförderte Brent Crude Öl. Weltweit entwickeln sich die Preise daher mit einigen Ausnahmen in die gleiche Richtung.
Wie können sich die Unternehmen gegen die steigenden Preise absichern?
Da gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten. Aber nicht jeder Rohstoff kann preisgesichert werden, da es nicht für jeden Rohstoff einen "finanziellen Markt" gibt, und Banken sowie andere Institutionen nicht für alle Rohstoffe Lösungsmöglichkeiten anbieten können. Gängig sind Absicherungsgeschäfte aber zum Beispiel bei Industriemetallen, die an der London Metal Exchange gehandelt werden. Eine verbreitete finanzielle Absicherungsstrategie, gegen steigende Preise sind Termingeschäfte sowie der Kauf von Optionen. Der Kauf von Optionen ist vergleichbar mit einer Versicherung. Der Käufer der Call Option sichert sich gegen steigende Preise ab und kann von fallenden Preisen unbegrenzt profitieren. Im Fall eines Anstiegs über eine bestimmte Grenze wird Ausgleichszahlung vom Kontraktpartner, der meist eine Bank ist, geleistet. Bei fallenden Preisen wurde vom Optionskäufer zwar eine Prämie für die Option bezahlt, dafür kann aber an fallenden Preisen im Grundgeschäft zu 100 Prozent partizipiert werden. Bei Terminölgeschäften sichert sich ein Unternehmen zum Beispiel einen Festpreis. Wenn die Marktpreise also für einen Rohstoff ansteigen, so wird vom Kontraktpartner eine Ausgleichszahlung geleistet. Wenn die Preise fallen, muss dann allerdings vom Unternehmen eine Ausgleichszahlung an den Kontraktpartner (Bank) geleistet werden.
Könnte es sein, dass die Preise für bestimmte Produkte sinken?
Man hat in den 90er-Jahren versäumt, Raffineriekapazitäten und Minenkapazitäten auszubauen. Es hat sich nicht gelohnt, in dieses Geschäft zu investieren, da es damals aufgrund der Preissituation schwer war, damit Geld zu verdienen. Deswegen hinkt der Markt derzeit immer noch etwas den Investitionen hinterher. In den nächsten Jahren werden sicherlich einige neue Projekte abgeschlossen werden beziehungsweise die Anstrengungen nach neuen Rohstoffvorkommen zu suchen oder diese zu erschließen weiter ansteigen. Dies könnte langfristig zu einer Angebotsvergrößerung führen. Wenn die Weltwirtschaft sich abschwächt, wenn die Nachfrage in China sinkt, wenn neue Minen, neue Ölvorkommen erschlossen werden, dann können die Preise natürlich auch wieder sinken. Dass dieses Szenario so eintritt, halte ich allerdings für die nächsten Jahre eher für unwahrscheinlich. |