Zitat:[i] Wer kann mir eigentlich mal die Preisfindung bei Moly erklären?
Ich weiß, das sich der Preis aus Angebot und Nachfrage ergibt, was ich allerdings nicht verstehe ist, das wenn die Produktion eines Produktes, in unserem Fall Moly, durch höhrere Abbaukosten (Diesel, Lohnkosten, Strom etc.)den Gewinn schmälert, warum werden diese Kosten den nicht auch weiter gegeben an den nächsten Abnehmer.
Könnten die Minenbetreiber nicht sagen: Wir benötigen pro Pfund CAD 1-2 mehr um die höhren Produktionskosten aufzufangen?
Man sieht doch diese Kostenweitergabe durch die Bank weg bei vielen anderen Produkten.[/i] -------------------------------------------------
Hallo DonMac,
ich will mal versuchen, an einem sehr stark vereinfachten Modell die Preisfindung zu erläutern:
[b]Die Knappheits-Situation[/b] Angenommen, der Molypreis liegt bei 34 $ je Pfund. Ein Endverbraucher (z.B. ein Hersteller von Pipeline-Stahl) bekommt monatlich eine vertraglich vereinbarte Liefermenge von 50.000 Pfund (zu einem auf irgend eine Art und Weise vereinbarten Preis und aufgrund eines Liefervertrages, der eine Laufzeit von 12 Monaten hat). Nun hat er in den letzten Monaten mehr Aufträge erhalten, als ursprünglich erwartet. Sein Lagerbestand an Moly ist trotz der regelmäßigen Neulieferungen aus dem Liefervertrag am sinken, da er mehr Moly verbraucht als nachgeliefert wird. Er muss also auf dem Spotmarkt zusätzliches Moly einkaufen, um auch die neuen Aufträge an Pipeline-Stahl produzieren zu können. Er fragt bei 15 verschiedenen Moly-Lieferanten an. 10 davon geben ihm gleich die Auskunft, dass sie aktuell kein Moly zu verkaufen haben. Wenn ihm ein Liefertermin in 5 Monaten recht sei, könne man aber sicher ins Geschäft kommen. Solange kann er aber nicht warten. Die verbleibenden 5 Lieferanten nennen ihm immerhin Preise, die er aber als zu hoch empfindet. Er braucht das Moly aber unbedingt, um seine Aufträge produzieren zu können. Also bestellt er zähneknirschend bei dem Lieferanten, der ihm den besten Preis bei einem kurzfristigen Liefertermin macht. Dummerweise war diese Partie das letzte Moly, das dieser Lieferant für kurzfristige Lieferung anzubieten hatte. Der nächste Käufer, der Moly kurzfristig und dringend benötigt, wird auf dem ziemlich leergefegten Markt den Preis des nächstteuereren Lieferanten akzeptieren müssen (oder eben auf einen Kauf verzichten müssen). Der Spotmarkt-Molypreis steigt damit um eine Kleinigkeit an.
[b]Die Überfluss-Situation[/b] Der Molyhändler bekommt unerwartet von einem Molyproduzenten 3 LKW-Ladungen Moly zusätzlich angeboten. Er schlägt zu, lässt sich dieses Moly liefern und kann nun sehr kurzfristig auf Kundenanfragen reagieren. Dummerweise sind auch 14 andere Moly-Händler derzeit gut mit Moly-Lagerbestand versorgt. Ein Endkunde, der Moly haben möchte, kann wählen, von welchem Händler er das Moly beziehen möchte. Logisch, dass er den Händler mit dem niedrigsten Preis auswählen wird. Im Laufe der Monate steigt der Lagerbestand bei den Molyhändlern deutlich an, da die Minen mehr produzieren, als der Markt zu dem Preis von 34 $ nachfragt. Über kurz oder lang wird der erste Händler geneigt sein, um seinen eigenen Lagerbestand zu reduzieren, welcher ihm laufende Zinskosten verursacht, und wenigstens einen etwas geringeren Gewinn mit der Lieferung zu machen, seinen Verkaufspreis minimal unter dem Preis der anderen Händler anzusetzen. Der Spotpreis beginnt sich nach unten zu entwickeln.
Bisher bin ich auf die Kostensituation noch überhaupt nicht eingegangen. Das hat seinen Grund. [b]Die Molyproduzenten, die Minengesellschaften haben absolut kein Kostenproblem.[/b] Sie verkaufen Moly zum Preis von etwa 34 $ je Pfund. Und sie produzieren Moly (natürlich immer abhängig von der Kostenstruktur der jeweiligen Mine) zum Preis von 6 $, oder 8 $ oder 12 $ oder 15 $ je Pfund. Wo soll da eine Kostenklemme herkommen. Die Mine kann bei diesem Unterschied zwischen niedrigen Produktionskosten und hohem Verkaufspreis normalerweise gar keinen Verlust machen. Sie ist dazu verurteilt, horrende Gewinne einzufahren. Selbst wenn die Kosten um 20%, oder 30% oder 50% steigen würden, müsste die Mine immer noch Gewinn machen, solange nur der Verkaufs-Preis bei 34 $ bleibt. Wenn also ein Produzent gestiegene Produktionskosten als Argument für eine Anhebung des Verkaufspreises heranziehen würde, so würde er nur schallendes Gelächter ernten. Die Realität ist natürlich, dass jeder Produzent seinen Gewinn maximieren möchte, und deshalb so teuer wie möglich verkauft. Solange Moly eine knappe Ware bleibt, ist dies auch problemlos möglich, da die Käufer sich gegenseitig zwangsläufig den Preis nach oben treiben (siehe oben).
Natürlich gibt es auch für diese Szenario eine Grenze, wieweit der Preis der Ware Moly im schlimmsten Fall nach unten gehen kann. Und diese Grenze liegt bei den Produktionskosten der Mine, die am teuersten produziert (sog. Grenzkosten für die Herstellung eines weiteren Pfundes Moly). Wenn der Preis des Moly nämlich unter die Produktionskosten dieser teuersten Mine fällt, dann wird diese Mine in einem überschaubar kurzen Zeitraum entweder die Produktion einstellen oder Pleite gehen. Wenn diese Mine von der Bildfläche verschwunden ist, dann wird es natürlich wieder eine Mine geben, die die höchsten Produktionskosten hat. Und diese wird ebenfalls Pleite gehen, wenn sie ihre Kosten nicht erwirtschaften kann. Dieses Minensterben geht bei sinkendem Molypreis solange weiter, bis die Überversorgung am Molymarkt durch verminderte Produktion abgebaut ist. Der (auf Dauer) niedrigste Molypreis richtet sich also nach den Produktionskosten der Minen mit den höchsten Kosten. Wenn wir uns die Kostenstrukturen verschiedener Minen ansehen, so werden wir schnell feststellen, dass es zwei absolut unterschiedliche Spielarten gibt. Da gibt es zum einen die Kupferproduzenten. die Moly als Beiprodukt (um nicht zu sagen Abfallprodukt) herstellen. Da das Moly im Kupfer unerwünscht ist, muss es zwangsläufig abgetrennt werden. Damit wird dieses Moly produziert, egal, ob die Kosten dafür durch den Verkaufspreis gedeckt sind oder nicht. Die Kupferminen verkaufen das Moly also zu jedem Preis, den sie nur dafür bekommen können, auch wenn ihre Kosten damit nicht gedeckt sind. Ihren Gewinn machen sie mit Kupfer, nicht mit dem Abfallprodukt Moly (was natürlich nicht bedeutet, dass die Beiprodukt-Hersteller sich nicht über einen hohen Molypreis freuen würden - immerhin bessert ein hoher Preis auch ihren Gewinn beträchtlich auf). Vor diesem Hintergrund ist es auch zu verstehen, dass in den Neunziger-Jahren der Preis für Moly für geraume Zeit im Bereich um 3 $ je Pfund lag. Die Beiprodukt-Hersteller, waren in der Lage, den kompletten Molymarkt zu versorgen. Durch eine kräftige Überproduktion rutschten die Preise so weit in den Keller, dass die zweite Kategorie der Hersteller, die reinen Molyproduzenten, die darauf angewiesen waren, ihre Kosten alleine durch den Molyverkauf zu decken, häufig in den Konkurs rutschten, zumindest aber Minen stillegen mussten. Diese Gefahr besteht heute nicht mehr. Damals konnten die Beiprodukt-Produzenten genügend liefern, um die Nachfrage des gesamten Marktes abzudecken. Heute liefern sie, mit rückläufigen Prozentzahlen gerade noch etwa 60% des Verbrauches. Der niedrigste Verkaufspreis von Moly muss sich also zwangsläufig an den Kosten der teuersten reinen Molyproduzenten orientieren. Wenn man sich die reinen Produktionskosten je Pfund ansieht bei den verschiedenen Minen, und darauf dann noch die sonst im Unternehmen anfallenden Kosten aufschlägt (auch die Kosten für Vertrieb, Buchhaltung, Schuldzinsen, Öffentlichkeitsarbeit usw. usf. müssen schliesslich von den Einnahmen aus dem Verkauf gedeckt werden), dann wird man schnell feststellen, dass ein längerdauernder Rückgang des Verkaufspreises für Moly unter etwa 15 $ je Pfund eigentlich ausgeschlossen ist. Wenn so ein Preisniveau tatsächlich in etwas fernerer Zukunft erreicht werden sollte, dann würde allerdings das Argument ziehen, dass wegen gestiegener Kosten auch der Verkaufspreis von Moly nach oben gehen müsste. Ganz speziell auf Thompson Creek bezogen: Das Unternehmen hat eine günstige Kostenstruktur und würde auch bei 15$ Molypreis wohl noch einen ganz netten Gewinn schreiben (laut einer Aussage von IanMcDonald aus dem Jahr 2006 würde es ab etwa 10$ Verkaufspreis wirklich schwierig). Natürlich nicht wirklich vergleichbar, da inzwischen doch etliche Jahre vergangen sind, und Kosten sich auch ändern: Aber TCM hat schliesslich auch die Jahre mit einem Molypreis von 3$ überstanden, auch wenn es sicher keine angenehme Zeit war.
Viele Grüsse
chartex (alias Stock24) |