Der Tiefpunkt an den europäische Aktienmärkten ist nach Einschätzung von Experten auch in der kommenden Woche noch nicht in Sicht. Auf längere Sicht hoffen einige Beobachter jedoch auf eine Trendwende. LBB: ABWÄRTSBEWEGUNG HÄLT AN - KURZE GEGENBEWEGUNGEN MÖGLICH "Die aktuelle Börsensituation erlaubt es unseres Erachtens noch nicht, das Ende des Bärenmarktes auszurufen", schrieben die Experten der Landesbank Berlin (LBB). Das fundamentale Umfeld verbreite wenig Hoffnung, was die jüngsten Konjunkturindikatoren untermauert hätten. "Auch von der US-Wirtschaft gab es kaum Lichtblicke, vom Immobilien- und Arbeitsmarkt gab es weitere Hiobsbotschaften." Nachrichten aus der Finanzbranche wie die Teilverstaatlichung der Citigroup und der neue Rekordverlust der American International Group (AIG) ließen auch im Finanzsektor keine Ruhe einkehren. Die Charttechnik deute ebenfalls auf weitere Kursverluste hin. "Die auslaufende Berichtssaison hielt dagegen nicht nur Enttäuschungen parat, wenngleich die Ausblicke allesamt vorsichtig und skeptisch ausfielen", hieß es weiter. Die LBB-Experten gehen von einer Fortsetzung der schwankungsanfälligen Abwärtsbewegungen bei DAX und EuroSTOXX 50 aus. Dabei seien "kurze, auch kräftig ausfallende Gegenbewegungen aufgrund der stark überverkauften Markttechnik allerdings jederzeit möglich". "Zunächst dürfte die Unsicherheit anhalten, weil sich die Konjunkturlage weiter verschlechtert und der Finanzsektor noch immer ein desolates Bild abgibt", meinen die Experten der DZ BANK. Auch seien die Vorgaben der US-Regierung wenig konkret und oft sogar widersprüchlich. Positiv sei dagegen die gesunkene Volatilität - selbst wenn diese wieder anspringe und es zu Panikverkäufen käme, würde dies "mit großer Wahrscheinlichkeit die Endphase des Abschwungs markieren". Die DZ-BANK-Experten prognostizieren eine baldige Bodenbildung der Aktienmärkte. Kurzfristig bleibe aber Vorsicht angebracht. AGI SIEHT EINIGE VORAUSSETZUNGEN FÜR TRENDWENDE ERFÜLLT Optimistischer äußerte sich indes Hans-Jörg Naumer, Leiter der Kapitalmarktanalyse von Allianz Global Investors (AGI). Mit 20 Monaten dauere die derzeitige Finanzmarktkrise schon "fast so lange wie der Durchschnitt aller seit 1875 gemessenen Wirtschaftskrisen" und einige typische Voraussetzungen für eine Trendwende am Aktienmarkt schienen erfüllt. So müsste die seit anderthalb Jahren expansive Geldpolitik der Zentralbanken langsam Wirkung entfalten. Positive Nachrichten würden durch die Anleger weitgehend ignoriert, was zeige, dass die Stimmung am Boden sei und "die Bären das Meinungsklima beherrschten". Auch seien die Renditen der Staatsanleihen deutlich gesunken und die Risikozuschläge auf Unternehmensanleihen hätten ihren Höhepunkt im November 2008 überschritten. "Historisch betrachtet engen sich die Risikoprämien mit etwa sechs Monaten Vorlauf zum Aktienmarkt ein", merkte Naumer an. Mit dem Auslaufen der Berichtssaison sind in der neuen Woche Unternehmensnachrichten dünn gesät. Aus der ersten Börsenreihe legen lediglich E.ON , Lufthansa und K+S Zahlen vor. Beim Energieversorger dürfte laut Experten vor allem die Prognose für 2009 und 2010 interessieren. Die Konkurrenten RWE und GDF Suez hatten sich zuletzt angesichts der Wirtschaftskrise vorsichtig geäußert. Die Lufthansa sollte nach Einschätzung des Marktes der Wirtschaftskrise 2008 weitgehend getrotzt haben, doch für 2009 machte der Vorstand aber vergleichsweise hohe Risiken aus. Der Düngemittel- und Salzproduzent K+S steuert wohl trotz einer deutlichen Abschwächung der Nachfrage im vierten Quartal 2008 auf ein Rekordjahr zu und dürfte die Dividende erhöhen. An der Konjunkturfront sollten aus Deutschland die Auftragseingänge sowie Daten zur Industrieproduktion im Auge behalten werden. In den USA stehen die Einzelhandelsumsätze sowie der Index der Verbraucherstimmung der Universität Michigan im Fokus./gl/la/wiz --- Von Gerold Löhle, dpa-AFX --- AXC0003 2009-03-08/10:05

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