Kirkel/Hamburg (dapd). Die angeschlagene Baumarktkette Praktiker sieht einen Silberstreif am Horizont: In Deutschland zieht der Umsatz an und der Personalabbau kommt voran. "Noch sind wir nicht über den Berg, aber die Talsohle dürfte hinter uns liegen", sagte der neue Vorstandsvorsitzende Thomas Fox am Donnerstag bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für das erste Quartal. Praktiker hatte 2011 rund eine halbe Milliarde Euro Verlust eingefahren.
Praktiker steckt weiterhin tief in den roten Zahlen. Im traditionell schwachen ersten Quartal weitete das Unternehmen im Gesamtgeschäft Umsatzminus und Verluste aus. Der Umsatz fiel weltweit um 0,5 Prozent auf 663 Millionen Euro. Der Nettoverlust stieg kräftig auf 76 Millionen Euro.
Allerdings erhöhte sich der Umsatz im wichtigen Deutschland-Geschäft um fast 4 Prozent auf 508 Millionen Euro. Zugleich baute Praktiker 1.000 Stellen ab. "Der positive Verlauf des Inlandsgeschäfts bestätigt uns in der Einschätzung, dass wir auf dem richtigen Weg sind", sagte Fox.
Er erinnerte auch daran, dass die Verluste vor Steuern und Zinsen um 13 Prozent eingedämmt worden seien. Fox hielt an der Einschätzung fest, im Jahresverlauf werde der Umsatz leicht steigen und die Verluste weiter gesenkt.
Allerdings kassierte Praktiker im April einen Dämpfer: Weil es kalt und regnerisch war, hätten die Gartenbesitzer noch nicht richtig losgelegt, deshalb sei der Umsatz gefallen. Finanzvorstand Markus Schürholz zeigte sich aber sicher, die Kunden würden dann im Mai und Juni in die Läden strömen.
Die Premium-Tochter Max Bahr wuchs weiter kräftig: Der Umsatz stieg um 7 Prozent, außerdem wies Max Bahr einen leichten Gewinn aus.
Für das laufende Jahr rechnet Praktiker mit Sonderkosten, etwa für Personalabbau oder Marktschließungen, von 100 Millionen Euro. Der Umsatz soll um ein bis zwei Prozent steigen. Spätestens 2013 will Praktiker wieder einen Gewinn vor Steuern ausweisen. Fox plant, 2014 die Sanierung abgeschlossen zu haben und unter dem Strich wieder schwarze Zahlen zu schreiben, wie er vor einigen Woche sagte.
Sorgen macht Fox weiter das Auslandsgeschäft: Hier blieb der Umsatz mit 155 Millionen Euro um 12 Prozent unter dem Vorjahreswert. Der Konzern leidet unter der Nachfrageschwäche in Griechenland, Bulgarien, Rumänien, der Türkei und Ungarn. Ein pauschaler Verkauf stehe aber nicht auf dem Programm.
Praktiker will mit Personalabbau, Marktrenovierungen und -schließungen wieder profitabel werden. Die Kosten für die Sanierung werden auf rund 300 Millionen Euro geschätzt, für die Fox nach einer Finanzierung sucht. Der Konzern zieht im Sommer mit der Zentrale vom saarländischen Kirkel nach Hamburg, ein Bürohaus wurde schon gefunden. Praktiker kündigte den Abbau von 1.400 Stellen an und will 30 der mehr als 300 Filialen schließen. Laut Schürzholz kommen Gespräche über Mietminderungen für die Märkte voran. Der Umsatz in renovierten Märkten ziehe an. |