Düsseldorf (RP). Während Eon und RWE Verluste einfahren, freuen sich Öko-Unternehmen über einen Nachfrage-Boom. Vor allem Wind- und Solaranlagen sind auf dem Vormarsch. Nun wollen auch Konzerne der alten Industrie grüner werden.
Im Energieland NRW tut sich was. Die goldenen Zeiten der Riesen Eon und RWE sind vorbei. Die Konzerne schreiben heute kräftige Verluste und streichen Tausende Stellen. Gleichzeitig freuen sich viele kleine Öko-Unternehmen über glänzende Geschäfte. Die Energiewende hat NRW erreicht – und sie hat eindeutige Gewinner und Verlierer.
"Seit die Energiewende beschlossene Sache ist, häufen sich bei uns die Anfragen nach erneuerbaren Energien", sagt Michael Müller von der Energieagentur NRW. Vor allem Solar- und Windanlagen seien von Interesse. "Hausbesitzer wollen nun ihren Solar-Strom selbst nutzen, Firmen decken die riesigen Dächer ihrer Produktionshallen mit Photovoltaikanlagen ein und Kommunen weisen neue Flächen für Windkraft aus", sagt Müller.
Tatsächlich sprießen derzeit in ganz NRW Windräder wie Pilze aus dem Boden: Der Kreis Steinfurt beispielsweise erzeugt schon heute 16,5 Prozent seines Stroms aus Windkraft. Bis 2030 sollen hundert Prozent aus erneuerbaren Energien kommen. In Straelen sollen neue Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 14 Megawatt entstehen, die Gemeinde Aldenhoven plant ebenfalls acht bis neun neue Windräder. Und auch die kleinste Gemeinde in NRW, Dahlem, will auf Ökostrom umsteigen und bis zu 50 Millionen Euro in drei Windräder mit einer Höhe von bis zu 186 Metern investieren.
Beflügelt wird die Nachfrage nach Windkraft durch den neuen Windenergieerlass der Landesregierung. Er soll Hürden bei der Planung von Windkraftanlagen abbauen. Starre Vorschriften, die bisher viele Investoren abschreckten, fallen weg. Der Grund: Bis 2020 soll der Anteil der Windenergie an der Stromerzeugung in NRW von derzeit gut drei auf 15 Prozent steigen. Ähnlich ehrgeizig sind die Ziele der Bundesregierung: 2022 soll das letzte Atomkraftwerk vom Netz gehen. Gleichzeitig soll bis 2020 der Anteil der erneuerbaren Energien am deutschen Strom auf 35 Prozent ausgebaut werden.
Die Nachfrage nach Windkraft boomt aber nicht nur auf dem Land. Denn nach dem Willen der Bundesregierung soll es vor allem mehr Windparks im Meer (Offshore-Parks) geben. Damit erwarten Windanlagen-Hersteller einen doppelten Schub. Prompt legte nach der Energiewende die Aktie des Wind-Spezialisten Nordex kräftig zu. Das Unternehmen stellt Windkraftanlagen in allen Größen her. Unter anderem hat es Anlagen mit einem Rotor-Durchmesser von 150 Metern im Angebot, wie sie für die geplanten großen Offshore-Parks gebraucht werden.
Auch die Hersteller von Solaranlagen wollen von der Energiewende profitieren, auch wenn Experten der Solarenergie im relativ sonnenarmen Deutschland nur ein begrenztes Potenzial zutrauen.
Nach dem Reaktor-Unglück von Fukushima legten die Aktien von Solarworld, dem bekanntesten Solar-Unternehmen in Deutschland, kräftig zu. Doch die deutsche Solar-Branche steckt in der Krise: Sie leidet unter der Kürzung der staatlichen Förderung. Gleichzeitig sinken die Preise, weil China und andere asiatische Länder den Markt mit Solarzellen überschwemmen. Der einst größte Solarzellenhersteller der Welt, Q-Cells, aus dem ostdeutschen Bitterfeld musste im ersten Halbjahr einen Verlust von 350 Millionen Euro hinnehmen.
Doch der Trend bleibt: Deutschland wird immer grüner. Auch traditionsreiche Konzerne der Old Economy machen sich dieses Thema inzwischen zu eigen. So etwa der Schwerindustrie-Riese ThyssenKrupp. Er will nicht nur sparsamere Fahrstühle bauen, sondern beliefert auch schon jetzt im großen Stil Ökostrom-Erzeuger.
Grüner will auch das traditionsreiche Unternehmen Evonik werden, das aus dem Kohlekonzern RAG hervorging. Seit 2009 betreibt der Essener Konzern ein grünes Unternehmen mit Daimler: Im sächsischen Kamenz entwickelt und baut die Li-Tec Battery GmbH Lithium-Ionen-Batterien für Elektro-Autos. Die sollen ab 2012 in den Smart kommen und helfen, das Klimaziel zu erreichen.
Quelle: RP