VIX: Der Chart der Angst
Liebe Leser,
die historischen Börsentage gehen weiter – ich hatte es Ihnen ja prophezeit. Der DAX ist gerade erstmals seit knapp zwei Jahren unter 5400 Punkte gerutscht. Kaum eine Branche bleibt von dem Ausverkauf verschont.
In der vorigen Woche haben wir einen ganzen Gift-Cocktail an negativen Fakten serviert bekommen, der auch die letzten Bullen auf dem Parkett erlegte. Nun hofft alles, dass Ben Bernanke den Messias spielt und die Finanzwelt rettet. Warten wir mal ab, was daraus wird.
Bernanke spricht am Freitag in Jackson Hole. Denn dann findet wie jedes Jahr ein internationales Notenbankertreffen in den Rocky Moutains statt. Sie erinnern sich vielleicht: Vor einem Jahr hatte "Helikopter-Ben" hier die Märkte auf die zweite Runde von Anleihekäufen eingestimmt, die im ersten Halbjahr dieses Jahres die Wirtschaft hätten stützen sollen.
Damit hatte er eine zweite Welle an Geld an die Börsen gepumpt und damit die Kurse nach oben geschoben. Entsprechend groß sind die Hoffnungen, dass nun die Rettung kommt. Tatsächlich könnten schon alleine die Hoffnungen der Katalysator für eine überfällige Erholung sein. Aber an den Märkten sind die Hoffnungen vielleicht zu groß, dass etwas Konkretes verkündet wird. Es könnte sehr enttäuschend für die Investoren werden.
Der VIX nimmt Anlauf Und dann könnte es richtig abgehen für den VIX. Sie erinnern sich: Dieser Panikindikator – der Volatility-Index der Terminbörse in Chicago – misst das Verhältnis von gekauften Puts und Calls auf den S&P 500. Gerade ist der Index an genau der Marke stehen geblieben, die herrschte, als uns Griechenland vor einem Jahr erstmals mit der frohen Kunde der Bilanzfälschung und mit der ersten Bettelei nach Geld beglückte.
Und das bedeutet: Der VIX ist viel zu niedrig. Denn mittlerweile haben wir es nicht nur mit einem unbedeutenden Nassauer-Land in Südeuropa zu tun. Sondern auch mit taumelnden Schwergewichten wie Spanien und Italien. Zudem mit einer Bankenkrise, die wahrscheinlich einige Banken in Italien, Frankreich und Spanien wegfegen wird. Dazu gesellt sich eine heftige Rezession in den USA.
VIX erst auf Hellas-Niveau
Alles in allem müsste der VIX mindestens bei 90 Zählern stehen – denn die damaligen Krisenkandidaten wie Fannie Mae, Freddie Mac und die Bank of America sind
immer noch nicht saniert. Interessant wird der Blick auf den VIX, wenn wir uns vor Augen halten, dass auch dieser Index nach den Regeln der Charttechnik tickt.
VIX von Widerstand gebremst
Interessanterweise hat der VIX genau an einer Linie haltgemacht, in der schon in früheren Crashes Schluss war mit dem Anstieg – bei 48 bis 50 Zählern. Wenn nun aber meine Vermutung stimmt, dass wir es mit einer solch heftigen Krise zu tun haben, die selbst die Finanzkrise 2008 in den Schatten stellt, dann frage ich mich, wann dieser Widerstand bricht.
Zudem haben Widerstände die Eigenschaft, irgendwann zu brechen, wenn nur häufig genug angeklopft wird. Furchterregend, nicht wahr? Jedenfalls halten wir uns auf der Short-Seite bereit. Die Sache ist noch nicht zuende!
Beste Grüße,
Ihr Heiko Seibel |
Angehängte Grafik:
vix.jpg
