Man sollte es nicht „Bärenbashing“ nennen, sondern Bashing der „undifferenzierten Meinung“.
Ich verfolge den BT etwa ein Jahr lang und an manchen Tagen (wie bspw. gestern) läuft ARIVA nebenher und wenn irgendwo in den drei, vier Threads, die ich verfolge, was Neues erfasst wird, kucke ich mir das eben an.
Und dieses enge Covern des BT liefert eine erschreckende Analyse derart, dass keine einzige „positive Aussage“ getroffen wird oder wurde, kein einziges mal wird erwähnt, dass es vielleicht „aufwärts“ gehen könnte (nicht geht, sondern gehen könnte!). Gut AL hat ziemlich im Tiefpunkt gekauft und diese Werte (selbst dieses Wort „Werte“ darf man ja laut AL’s Schelte nicht mehr nutzen, da eine Aktie nichts werthaltiges ist…) dann heldenhaft für 48 Stunden gehalten.
Es herrscht ein Klandenken, eine Normierung durch den Fürst der Finsternis, der jede differenzierte Meinung, jede andere Meinung im Keim erstickt. Es kann nicht sein, was es nicht geben darf. Also wird gedacht, was die BT-Gedankenpolizei vorschreibt und man sieht, was man sehen will…
Und dann wurde ein knappes Jahr Börsenaufschwung verpasst.
Gut, man kann mal einen Move an der Börse verpennten, aber kann man ein knappes Jahr einfach an sich vorbeiziehen lassen?
Nopanic schreibt „nur wer konnte vor einem halben [J]ahr voraussehen, dass ein [M]arkt von 3600 auf 6100 geht“. Jeder hätte das können, wenn man die Bullenmeinung durchgedacht hätte, wenn man diese Baisse als das gesehen hätte was sie war, als eine Baisse unter anderen und nicht dem entscheidenden, epochalen, einschneidenden, alles verändernden Ding.
Stattdessen wurde jede der hilflosen Aktionen der Politik mit hämischen Kommentaren bedacht. „Hilft nicht“, „greift nicht“, „funktioniert nicht“. Merkel ist blöd, Steinbrück auch… und Obama ist der Schlimmste von allen… Raviolidosen, Stacheldraht, Häuser in den Bergen, Ackerland…
Welche Wahl hatte denn die Politik? Genau diesem Downtrend massiv entgegen zu treten. Das Momentum nach unten stoppen und möglichst umkehren!
Und jetzt stehen die Bären vor einem verschenkten Jahr. Was macht man jetzt?
Das Erklärungsmuster ist immer das gleiche: Die Erwartung und die Realität passen nicht zusammen, also greift man in die Trickkiste und arbeitet an der Diskrepanz (kuckt mal nach #7276, das empfinde ich immer noch als eines meiner bestes Postings hier in ARIVA).
Gerne genommen: Die Verschwörungstheorien. Aber wie blöd muss man sein, um nicht zu begreifen, dass Paulson/Geither GS et.al. klar gemacht haben, dass diese von der Regierung gestützt werden und dass sie als Gegenleistung die Volkswirtschaft (primär über die Börsen) stabilisieren sollen.
Ich hätte in der Besprechung ganz lieb gekuckt, jeden gefragt, ob er noch Kaffee möge, hätte die Tür geschlossen und ganz leise gesagt „Leute, die Börse geht jetzt langsam hoch, der Markt stabilisiert, oder ich schneid‘ Euch die Euer ab.“ Wahrscheinlich hat Paulson sich anders ausgedrückt, dann haben alle bedeutungsschwer die Hände gerieben und dann hat man halt Lehman krepieren lassen…
Und jetzt kommen irgendwelche US-Blogger aus den Löchern gekrochen, die es gelinde gesagt eine Sauerei finden, dass die Welt sich erholt hat.
Und hier wird ganz tief in die Chartkiste gegriffen, um zu zeigen, dass der unabwendliche Absturz doch noch bevorsteht… Und da wurde „DPO“ gefunden („Absturz“ von $ 13 auf $ 10,5) und ein Horrorchart geliefert und eine Story drumherum gestrickt. Und da habe ich mich mal umgesehen, statt dieses Bild blöd anzukucken und zu sagen „Boah wie ist das doch schlimm!“ und folgendes gefunden: „If it was trading over $13. with a .16 divvy, and now it is .08, why would it be unrealistic to forsee the price dropping to half that value, which is around $6.50?“
Um zu meiner Eröffnung zurück zu kommen: Ich habe immer ein blödes Gefühl bei Leuten, die immer nur in eine Richtung argumentieren, welche die Komplexität nicht erkennen, die kein Zaudern, Zögern, Überlegen sichtbar werden lassen (vielleicht, weil keines da ist?), sondern immerzu genau wissen, wie was zu bewerten ist und die sich an schlechten Nachricht aufgeilen…
Diese Leute sollte man ignorieren und gleichzeitig überlegen, welche Mechanismen diese Denkweise fördern. |
Mo, Okt 26, 2009
Börsenanekdoten