Bad Oeynhausen Balda fürchtet Strategieschwenk Aktionärsschützer scheitert mit Vermittlungsversuch VON MARTIN KRAUSE
Bad Oeynhausen. Die Kassen der Balda AG sind prall gefüllt. Durch den Verkauf der Anteile an dem Sensorbildschirmhersteller TPK sind rund 490 Millionen Euro eingenommen worden, sagt Vorstand Dominik Müser. 185 Millionen Euro seien durch zwei Sonderdividenden ausgeschüttet worden. 270 Millionen stehen Müser zufolge jetzt noch an liquiden Mitteln zur Verfügung.
Balder-Mitarbeiter fertigen Systeme aus Kunststoff für medizinische Geräte und Elektronikprodukte. Blick hinter die Kulissen | FOTO: BALDA
Er glaubt, dieses Polster weckt Begehrlichkeiten, mehr als das Know-how, der Name oder der Betrieb. Auch unabhängige Aktionäre halten es für naheliegend, dass Baldas Geldvermögen der wahre Grund ist für die Bemühungen der Berliner Elector GmbH, die Kontrolle über Balda zu erreichen. Soll die Bad Oeynhausener Firma, die eigentlich ihre Medizintechniksparte ausbauen will, ausgeplündert werden?
Wie berichtet, hat die Elector GmbH, die dem Berliner Rechtsanwalt und Investor Thomas van Aubel gehört, für den 18. Juli in Berlin eine Balda-Hauptversammlung einberufen. Für Aufsichtsratschef Michael Naschke und die Aufsichtsräte Irene Schetelig und Wilfried Niemann sollen dann Thomas van Aubel, die Anwältin Frauke Vogler und Oliver Oechsle in das Gremium gewählt werden. Vermittlungsversuch gestartet Der Aktionärsschützer Thomas Hechtfischer (DSW) hat inzwischen einen Vermittlungsversuch gestartet, wie er bestätigt. "Mit knapp 30 Prozent der Anteile steht van Aubel einer der drei Sitze im Aufsichtsrat zu, aber nicht alle drei", sagt Hechtfischer.
Er habe mit beiden Parteien - dem Großaktionär van Aubel und dem Balda-Management - gesprochen, aber ein Kompromiss sei nicht möglich gewesen. Nun hänge alles von der Präsenz bei der Hauptversammlung ab: Bei einer "normalen" Beteiligung unter 60 Prozent der Stimmen werde van Aubel mit seinem 30-prozentigen Anteil gewinnen. Je höher die Präsenz sei, desto größer würden die Chancen für das alte Management mit Vorstand Müser und Aufsichtsratschef Naschke.
Das wissen auch Müser und Naschke, die sich nun an die Aktionäre gewandt haben. Es gebe Indizien für eine "grundlegende Veränderung der strategischen Ausrichtung" bei Balda, warnt Naschke im Aktionärsbrief. Es sei daher wichtig, dass die Aktionäre "in möglichst großer Zahl ihre Stimmrechte auf der Hauptversammlung ausüben". Ausrichtung auf Solarenergie möglich Beide halten mit Verweis auf Medienberichte und Spekulationen eine Ausrichtung auf den Bereich Solarenergie für möglich. Naschke erinnert daran, dass van Aubel massiv in die Solarbranche investiert hat und selbst Aufsichtsratschef der heute insolventen Q-Cells AG war. Sein Partner Thomas Krupke, Exvorstand der ebenfalls insolventen Solon AG, werde als künftiger neuer Balda-Chef gehandelt.
Was geschieht, wenn Balda nun im großen Stil - etwa dreistellige Millionenbeträge - in den Solarbereich investiert? Als denkbar gilt, dass van Aubel der Balda AG seine eigenen Solarkraftwerke verkaufen will. Insider glauben, dass dann Baldas liquide Mittel aufgezehrt werden und der Aktienkurs verfällt.
Thomas van Aubel sagte gestern, den Bereich Health Care wolle er nicht aufgeben: "Deshalb haben wir mit Herrn Oechsle einen Branchenfachmann zur Wahl vorgeschlagen."
Unbestritten ist, dass van Aubel an Solarkraftwerken beteiligt ist. Zu der Frage, ob auch Balda in die Solarbranche investieren solle, sagte er nichts. Ein völliger Strategiewechsel des Kunststoffverarbeiters Balda sei aber nur mit einer Satzungsänderung möglich, so van Aubel. Dazu sei eine 75-prozentige Hauptversammlungsmehrheit nötig. |