Warum Öl teurer werden muss Zum Hauptartikel OMV-Vorstand Helmut Langanger im KURIER-Interview über eine bevorstehende Energiekrise und wie die Ölförderung künftig aussehen soll.
Langanger OMV-Vorstand Langanger: "Neue Ölförderprojekte brauchen einen Ölpreis von zumindest 80 Dollar je Fass." DruckenSendenLeserbrief Bleibt der Ölpreis über längere Zeit auf dem aktuell tiefen Niveau, wird die Versorgung der Welt mit Öl immer schwieriger, sagt Helmut Langanger, Chef der Öl- und Gasförderung der OMV im Gespräch mit dem KURIER.
KURIER: Der Ölpreis ist heuer von fast 150 Dollar je Fass im Juli auf jetzt 40 Dollar gefallen. Sprit und Heizöl sind diesem Trend nach unten gefolgt. Dürfen die Konsumenten mit weiteren Verbilligungen rechnen? Helmut Langanger: Wenn die Preise fallen, geben wir diese natürlich an die Konsumenten weiter. Eine Prognose, wie sich der Preis weiterentwickeln wird, ist derzeit extrem schwierig, weil niemand weiß, wie tief und lang das Rezessions-Tal sein wird. Aber eines steht fest: 40 bis 50 Dollar je Fass Öl werden längerfristig nicht ausreichen, um die Versorgung der Welt mit Öl sicherzustellen und in neue Projekte zu investieren.
Heißt das, wir gehen mittelfristig auf eine ernste Energiekrise zu? Wir haben eine Herausforderung zu meistern. Denn das leicht und daher günstig zu fördernde Öl wurde bereits gefunden. Es wird also immer schwieriger und komplizierter, neues Öl zu entdecken und zu produzieren. Wir müssen heute zum Beispiel für neue Ölfelder schon in sehr große Meerestiefen vordringen oder so genannte unkonventionelle Ölquellen erschließen wie Teersande in Kanada oder Ölschiefer in Venezuela.
Wie teuer muss Öl sein, damit sich diese schwierigen Ölförderungen überhaupt auszahlen? Diese Projekte brauchen einen Ölpreis von zumindest 80 Dollar das Fass. Neben diesen Ölförderproblemen hat der niedrige Ölpreis aber auch immense soziale Auswirkungen in den Ölländern. Venezuela oder der Iran etwa brauchen Experten zufolge einen Ölpreis von 90 Dollar je Fass, um ihre Zahlungsbilanz ausgeglichen zu halten. Russland braucht eine Ölpreis von 100 Dollar.
Wenn der Ölpreis steigt, zieht das wahrscheinlich wieder Spekulanten an, die den Preis in übertriebene Höhen treiben. Sehen Sie eine Möglichkeit, diese Gefahr einzudämmen? Da sind Regulatoren gefragt. Ich halte nichts von Extremen. Es war nicht gut, dass der Ölpreis im Juli auf 150 Dollar gestiegen ist, die 40 Dollar jetzt sind auch nicht gut. Für eine nachhaltige Entwicklung wäre ein Ölpreis von 70 bis 90 Dollar optimal. Da kann man in neue Projekte investieren.
Wäre es nicht gescheiter, nach Alternativen zum Öl zu suchen, statt so teure und schwierige Förderstätten anzuzapfen? Öl und Erdgas halten derzeit am Weltenergieverbrauch einen Anteil von 60 Prozent, die erneuerbaren Energien etwa sechs Prozent. Wenn es uns gelingt, in 15 bis 20 Jahren diesen Anteil auf 20 Prozent zu bringen, ist das ein Erfolg. Aber Öl werden wir auch dann noch einiges brauchen.
Haben wir für diesen Verbrauch in den kommenden Jahrzehnten noch genug Öl? Die Welt hat noch für viele, viele Jahre genug Öl. Wir haben in den vergangenen 100 Jahren etwa 1000 Mrd. Fass Öl verbraucht, 4000 bis 5000 Mrd. Fass lagern noch in der Erde. Aber nur die Hälfte davon in konventionellen Ölfeldern, die andere Hälfte ist extrem schwierig zu fördern. Mit der derzeitigen Technologie können wir aus jedem Ölfeld nur etwa ein Drittel des dort vorhandenen Öls herausholen. Technischer Fortschritt sollte in den nächsten Dekaden diesen Entölungsgrad auf etwa 50 Prozent erhöhen.
In der ersten Jahreshälfte 2008 war viel von "peak oil", also der Annahme, wir hätten schon die Spitze der möglichen Erdölförderung in der Welt überschritten, die Rede. Was halten Sie davon? Derzeit werden weltweit ungefährt 85 Mio. Fass Öl pro Tag gefördert. Ich behaupte, wir werde in 15 bis 20 Jahren auf 100 Mio. Fass Öl am Tag kommen. Mehr geht nicht. Dieses Niveau aber werden wir über viele Jahre halten können. Ich spreche daher von Plateau-oil. Von diesem Niveau an, ist die Ölförderung dann nicht mehr steigerbar. Man muss ja auch bedenken, dass jährlich alte Lagerstätten wegfallen, weil ihre Ölvorkommen ausgebeutet sind.
Also spätestens in 15 bis 20 Jahren wird es Zeit, in größerem Ausmaß andere Energiequellen als Öl zur Verfügung zu haben, um dem wachsenden Verbrauch nachzukommen ... Es muss uns zum einen gelingen, Technologien zu entwickeln, um noch mehr Öl und Gas aus der Erde herauszuholen. Und zum anderen müssen wir darüber nachdenken, was sonst noch geht. Fotovoltaik und Wind etwa bieten ein großen Feld an Möglichkeiten. Die OMV hat dafür den Future Energy Fund eingerichtet.
Artikel vom 28.12.2008 19:35 | KURIER | Irmgard Kischko ----------- "Die Aktienbörsen werden im wesentlichen von Psychopathen bevölkert." Altkanzler Helmut Schmidt |