Scotus hat entschieden, dass
1) die APA-Klage unzulässig ist (ähnliche Misserfolge waren übrigens APA-Klagen 1990 in der S&L-Krise beschieden), aber
2) die Konstruktion des "single" Direktor der FHFA verfassungswidrig ist.
Gleichzeitig mit 2) hat Scotus den Aktionären finanzielle Entschädigungen ("if any") zugesagt für Schäden, die ihnen daraus erwachsen sind, dass der single Direktor auf 5 Jahre gewählt war und nur aus triftigem Grund entlassen werden konnte.
Die Collinskläger versuchen nach ihrer Teilniederlage nun, Entschädigungen rauszuholen, indem sie behaupten, dass Trump die geplante Freilassung während seiner Amtszeit nur deshalb nicht hinbekommen hätte, weil Trump das Amtszeitende des 2013 von Obama ernannten FHFA-Direktors Mel Watt abwarten und erst 2019 seinen Lieblingskandidaten Mark Calabria einsetzen konnte. Ich rechne nicht mit großen Erfolgen bei dieser Strategie.
Entscheidend aber ist - und dies ist der Bezug zu # 493 - dass Scotus den Aktionären im Prinzip ("if any") Entschädigungen aus einer Enteignung und FHFA-Direktor-Fehlentscheidungen zugebilligt haben, evtl. auch für den fragwürdigen NWS aus 2012. Der Staat ist in Notfällen (z. B. Krieg) zu solchen Enteignungen berechtigt, muss jedoch Schadensersatz zahlen.
Es wird für die Kläger jedoch 1) schwierig zu beweisen, welcher Akt einer amtierenden Direktors sich in welcher Weise auf den Kurs ausgewirkt hat (beim NWS ist das noch am einfachsten). Und 2) ist für die Höhe der Entschädigung der Kursverlust nach Inkrafttreten dieses kursschädigen Aktes maßgeblich. Der maximale Schadensersatz beläuft sich auf die Höhe dieses Kursverlustes.
Stand Fannie z. B. vor Inkrafttreten eines solches Aktes bei 2 Dollar und fällt danach auf 50 Cents (Kurs nach nach Ende der Freilassung wegen Mega-Verwässerung), so haben die Kläger beim Federal Court of Claims, das für Entschädigungen zuständig ist, nur Anrecht auf läppische 1,50 $ Entschädigung.
Da es zurzeit knapp 2 Mio. Aktien von Fannie und Freddie gibt, "riskiert" die Regierung nur Entschädigungszahlungen in Höhe von ca. 3 Mrd. $. Das wussten die Scotus-Hunde sehr genau. Sie haben damit den Enteignungsbedenken Rechnung getragen, zugleich aber dürften die alten Stammaktionäre mit Peanuts ("if any") abgespeist werden.
Auf der anderen Seite nimmt die Regierung durch Umwandlung ihrer SPS in Stammaktien schätzungsweise 100 Mrd. Dollar ein. Die Zahl der Stammaktien (MK aktuell gut 2,5 Mrd. $) steigt durch diesen Swap um etwa das Hundertfache. Es wird nach dem Swap also nicht 2 Mrd. FnF-Stammaktien geben, sondern 200 Mrd. Stücke. Da durch den Wegfall des SPS, der mit dem Swap einhergeht, das EK (alle Kategorien inkl. CET1) um 193 Mrd. $ steigt, sind dann allerdings auch die Altaktien an der Börse mehr wert. Die eigentliche Wertschöpfung kommt durch die folgende Kapitalerhöhung (KE) und Freilassung.
An der Börse dürften FnF nach Freilassung und KE 250 Mrd. $ wert sein. Die Regierung wird durch den SPS-zu-Stammaktien-Swap praktisch zum Alleinaktionär der Stammaktien (die alten Stammaktionäre halten wegen der 1 zu 100 Verwässerung nach dem Swap nur noch 1 % der Altaktien).
Ca. 60 % der finalen MK (obige 250 Mrd.$) werden von den Zeichnern der KE kommen, also den neuen, externen Aktionären (darunter dürften sich wegen der großen aufzubringenden Summen etliche Sovereign Wealth Fonds finden, z. B. aus den Golfstaaten).
Folglich ist der Anteil der Regierung - 40 % der 250 Mrd. $ finale MK - dann rund 100 Mrd. Dollar wert. Davon entfallen etwa 1 % auf die bisherigen Stammaktionäre, d.h. deren 2 Mrd. Stücke sind dann nur noch 1 Mrd. $ wert sind - woraus sich ein Kurs von 50 Cents pro Stammaktie errechnet.
Die Regierung hält nach dem Swap jedoch ca. 198 Mrd. Stücke (200 Mrd. - 2 Mrd.), die dann beim Kurs von 50 Cents knapp 100 Milliarden wert sind.
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Unterm Strich ergibt sich für die US-Regierung folgender "Deal":
Sie muss über die Schadenersatzklagen ("if any") nur 3 Mrd. an die Altaktionäre zahlen, nimmt durch den Swap aber rund 100 Mrd. $ an, so dass netto rund 97 Mrd. für sie überbleiben.
Hätte Scotus den Collins-Klägern Recht gegeben (SPS wird als bereits abgezahlt ausgebucht), dann hätte sie nicht nur diese 97 Mrd. $ nicht erhalten, sondern obendrein 29,5 Mrd. $ in Form eine Steuergutschrift an FnF zurückzahlen müssen. Das macht rund 125 Mrd. $ Differenz in der Staatskasse.
Summen, deren Höhe Begehrlichkeiten weckt und für die auch das Recht gern passend ausgelegt bzw. "hingebogen" (siehe Scotus) wird.
Es ist daher kein Wunder, dass im Umfeld von Scotus und der Demokraten Sprüche zu hören waren wie: Bei einem Sieg der Collins-Kläger würden zig Hedgefonds (z. B. Bill Ackman, der 10 % der Stämme hält, oder Tim Pagliara, der zig Milionen JPS hält) enorme Windfall-Profite "auf Kosten der Steuerzahler" machen.
Dieses 97 Mrd. "Beute" will die Biden-Regierung für "affordable housing"-Programme ausgeben, also sozusagen in soziale Wohltaten stecken. Damit erhält der Raub an den Altaktionären auch einen sozialen Anstrich.
Würde Biden die Freilassung nicht in seiner Amtszeit vollziehen, würde eine evtl. folgende Rep-Regierung diese 97 Mrd. erhalten - und dieses Geld vermutlich NICHT für soziale Wohltaten ausgeben. Das gibt Biden einen Ansporn, bald zu handeln...
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Die JPS bleiben von der 1 zu 100 Verwässerung unberührt. Im Gegensatz zu Stammaktien gibt es bei den JPS sehr genau formulierte Verträge, die den Klägern, falls sie nicht ihre 25 $ Einsatz zurückhalten, etliche genau spezifizierbare Rechte einräumen. Außerdem haben sie vertraglich eine "Liquidation Preference" gegenüber den Stämmen, d.h. erst wenn die Stämme gar nichts erhalten würden, gäbe es bei den JPS einen Haircut. Die Stämme werden jedoch - wie oben vorgerechnet - einen finalen Wert von ca. 50 Cents haben, die Altaktien werden somit nicht wertlos.
Es dürfte bei den Stämmen danach einen Reverse Split (RS) geben, so dass z. B. aus 10.000 Aktien zu 50 Cents 100 Aktien zu 50 Dollar werden.
Für die Altaktionäre kommen auf die 50 Cents Aktienwert (vor RS) noch die Entschädigungen aus der Takingsklage hinzu, also in obiger Rechnung ca. 1,50 $ - womöglich aber erst in einigen Jahren, weil sich die Mühlen der US-Justiz, wenn der Staat etwas zahlen soll, recht zäh drehen. |