zugunsten von Wall Streets Too-big-to-fail-Banken "geopfert". Und zwar in ganz ähnlicher Weise, wie in Deutschland 2008 u. a. die Aktionäre der Commerzbank vom Staat "geopfert" wurden, indem von oben herab eine Zwangsehe der Commerzbank mit der bankrotten (weil stark mit Subprime verzockten) Dresdner Bank verordnet wurde. Der deutschen Regierung kam es im Wesentlichen darauf an, dass - ohne große Kosten für sie selbst - eine TBTF-Bank (Dresdner) aufgefangen wurde. Was dabei aus den Coba-Aktionären wurde (die seitdem 98 % Verlust erlitten haben), interessierte die Regierung nicht.
US-Finanzminister Hank Paulson ermöglichte 2008 mit seinem "Coup" der Zwangsverwaltung von Fannie und Freddie, dass amerikanische TBTF-Banken einen Teil ihrer faulen Subprime-Kredite bei FnF abladen konnten. Auch hier war Stabilisierung des Finanzsystems der genannte Grund. Heilsam war dieser "Deal" tatsächlich - insofern, als die TBTF-Banken u.a. durch Abstoßen ihres Subprime-Schrotts an FnF ihre Bilanzen sanieren konnten. Freilich zum Leidwesen der FnF-Aktionäre, aber FnF haben Wall Street und libertäre Republikaner eh auf dem Kieker ("linke Subventionswirtschaft").
Paulson hätte auch nicht gezögert, FnF in eine Chapter-11-Pleite zu schicken. Es war US-Präsident George Bush der Mindere, der dies abgelehnt hatte - freilich erst nach Beratung durch Insider und Rechtsgelehrte. Denn bei einer Chapter-11 hätten die Hypo-Kredite, die Fannie und Freddie vergeben hatten (heutiger Stand: 6 Billionen Dollar!) der US-Staatsverschuldung zugeschlagen werden müssen. In der Folge hätten Rating-Agenturen damals höchstwahrscheinlich die US-Bonität herabgestuft, weil die US-Schuldenquote stark angestiegen wäre (Staatsschulden wären um zig Billionen gestiegen, während das BIP unverändert bleibt)
Infolge dieser Bonitäts-Abstufung hätte der US-Dollar, der eh schon im Sommer 2008 auf EUR/USD=1,60 abgeschmiert war, noch weiter an Wert verloren. Das wäre das Letzte gewesen, was Bush am Höhepunkt der US-Bankenkrise noch brauchen konnte. Ein Dollar-Absturz in dieser Gemengelage hätte zur veritablen Staatskrise ausufern können, da USA bekanntlich der weltgrößte Schuldner ist.
Und nur deshalb, lieber Oldwatcher und H. Dietrich, wurden Fannie und Freddie damals NICHT in die Chapter-11-Pleite geschickt, obwohl Hank Paulson dies liebend gern gemacht hätte.
Aus dem gleichen Grund hat die US-Regierung im Zuge der HERA-Rettungsmaßnahmen 2008 lediglich Optionen (Warrants) in Höhe von 79,9 % der umlaufenden FnF-Aktien erhalten. Bei 80 % hätte Fannies und Freddies Hypo-Kredite nämlich ebenfalls den Staatsschulden zugerechnet werden müssen - mit den o. g. Folgen.
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Fakt bleibt: All diese Vorgänge und Aktionen liefen grenzkriminell ab, was die Rechte der FnF-Aktionäre betrifft.
Um aber den Staat nicht als den Kriminellen dastehen zu lassen, als der er faktisch agierte, wurden in den Folgejahren viele beschönigende Spinstories verbreitet. FnF seien tatsächlich 2008 pleite gewesen (was nicht zutraf). Am Ende verstiegen sich einige US-Politiker sogar in die Behauptung, dass die Schieflagen bei FnF der eigentliche Auslöser der Banken- und Finankrise 2008 gewesen sein sollten.
Dabei war es genau umgekehrt. Die Subprime-Zockereien der TBTF-Banken hatten die Finanzkrise ausgelöst, und Fannie und Freddie wurden von Hank Paulson als offizieller Kotzbeutelhalter für Wall Street auserkoren.
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Diese Lügen werden bis zum heutigen Tag weiter verbreitet. Die Klagen vor SCOTUS fechten diese Lügen auch nur zum Teil an, weil die Collins-Kläger - aus realpolitischem Instinkt - sehr genau wissen, wie weit sie maximal gehen können. Die Collins-Kläger erklären nicht die Zwangsverwaltung von 2008 für illegal - obwohl es dafür gute Argumente gäbe - sondern sie fordern lediglich, dass der NWS und das 3. Amendment von 2012 rückabgewickelt werden.
Unter diesen Prämissen ist es - leider - eher unwahrscheinlich, dass den gebeutelten Fannie- und Freddie-Aktionäre (speziell den Stammaktionären) jetzt noch nachträglich von den US-Gerichten der Gefallen erwiesen wird, alles vergangene Unrecht rückabzuwickeln. Zumal sich US-Gerichte ungern gegen die US-Regierung, in deren Dienste sie stehen, richten. Das Supreme Court (SCOTUS) bildet dabei m. E. noch eine Ausnahme, weil die Richter dort auf Lebenszeit ernannt werden und bei Entscheidungen gegen die Regierung nicht abgewählt werden können.
Deshalb traue ich der US-Regierung auch zu, dass sie vor der Freilassung von FnF noch ihre Warrants ausüben wird, was den Kurs der Stammaktien um den Faktor 5 verwässert. Die Stammaktien könnten z. B. nach Scotus auf 15 Dollar steigen, doch bei Ausübung der Warrants wären sie dann schlagartig wieder bei 3 Dollar.
Die Biden-Administration hat sich ja bereits erfrecht, über die Studie der ihr nahestehende Brookings-Institution (BI) kundzutun, welche Pläne sie für die "Gewinne" aus ihren "Investitionen" in FnF hat. Es soll für Sozialprogramme im US-Housing-Sektor ausgegeben werden.
Da die US-Regierung alle Gelder, die sie seit 2012 aus dem NWS erhalten hat (Hunderte Milliarden) bereits anderweitig verpulvert hat, bleibt ihr kaum noch eine andere Möglichkeit als die Warrants-Ausübung, um noch frisches Geld für die Housing-Förderprogramme locker zu machen. BI rechnet damit, auf diese Weise an 50 bis 100 Mrd. Dollar zu gelangen. Dieses Geld wird dan Altaktionären faktisch gestohlen.
Natürlich ist die Warrants-Ausübung eine schreiende Ungerechtigkeit und faktisch ein Raubzug an den Altaktionären. Denn die Warrants waren 2008 lediglich als Sicherheitsleistung gedacht, falls FnF trotz der Rettungsmilliarden noch pleite gehen würden.
Aber in der Politik zählt nicht die Gerechtigkeit. Maßgeblich ist vielmehr Eigennutz und die selbstherrliche Verklärung von Tatbeständen. Und eben deshalb werden die Optionen höchstwahrscheinlich noch ausgeübt - außer SCOTUS verbietet dies explizit.
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