Der zur Sanierung der American International Group angetretene Edward Liddy hat seinen Rückzug von der Konzernspitze angekündigt. Seine Zwischenbilanz fällt positiv aus.
In der Führung der American International Group Inc. zeichnet sich eine tiefgreifende Veränderung ab. Edward Liddy, Vorstandsvorsitzender und Chef des Verwaltungsrates des Finanzriesen, hat seine Absicht bekundet, möglichst rasch beide Funktionen zurückzulegen.
Der 63-Jährige hat zudem vorgeschlagen, dass beide Funktionen in Zukunft getrennt werden sollten. Aller Voraussicht nach werden die Entscheidungs-Gremien dieser Empfehlung folgen. Die Weichenstellung für Liddys Nachfolge wird voraussichtlich bei der Aktionärsversammlung am 30. Juni 2009 vorgenommen werden.
Konzernchef seit September Liddy, der für das symbolische Gehalt von einem Dollar arbeitet, hatte bereits bei seiner Bestellung angekündigt, nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung zu stehen. Der erfahrene Versicherungsmanager war im vorigen September aus der Pension zurückgeholt worden, um den durch faule Bankprodukte ins Wanken geratenen Finanzkonzern wieder auf Vordermann zu bringen.
In einem ersten Schritt stellte die US-Notenbank Federal Reserve einen Kredit von 85 Milliarden Dollar (60 Milliarden Euro) bereit, um AIG vor der Pleite zu retten (VersicherungsJournal 18.9.2008). Mittlerweile dürften sich die Finanzhilfen auf etwa 180 Milliarden Dollar (127 Milliarden Euro) summieren.
Neue Struktur, neue Marke Liddys Strategie zur Sanierung zielt darauf ab, den einstmals weltgrößten Versicherer zu seinen Wurzeln zurückzuführen. Künftig, so der Konzernchef nach seinem Amtsantritt, werde sich AIG wieder auf seinen Kern – die Schaden- und Unfallversicherung – fokussieren.
Zur Stabilisierung des gesunden Versicherungsgeschäfts von AIG wurden weitreichende Umstrukturierungen in Angriff genommen. In Abstimmung mit der Federal Reserve Bank wurde entschieden, die Schaden- und Unfallsparte in einer eigenen Holding zu bündeln (VersicherungsJournal 5.3.2009).
Die neue AIU Holdings Inc. soll vollkommen unabhängig und als eigene Marke agieren. Als Teil der AIG Europe S.A., deren Prämienvolumen mit 881 Millionen Euro im ersten Quartal 2009 stabil blieb, gehört die Österreich-Direktion von AIG der AIU an.
Liddy ist optimistisch Zu Liddys Sanierungsplänen zählt auch der Verkauf von Beteiligungen und AIG-Konzernfirmen. So etwa wurde die auf technische Risiken spezialisierte Versicherungsgruppe Hartford Steam Boiler an die Münchener Rück abgegeben. Und eine Tochter der Schweizer Zurich Financial Services AG übernimmt Teile der US-Autosparte von AIG (VersicherungsJournal 20.4.2009).
In einer Zwischenbilanz äußerte sich Liddy positiv über die Zukunftsaussichten. „AIG hat noch viel Arbeit vor sich, aber vieles ist bereits bewältigt worden.“ Mit Hilfe der Staatsgelder sei ein substanzieller Forschritt bei der Stabilisierung des Konzerns erzielt worden, nun gehe man den Rückzahlungsplan an.
AIG-Verlust nunmehr begrenzt Der steile Sinkflug im Finanzergebnis des Konzerns hat sich spürbar verlangsamt. Im ersten Quartal 2009 weist AIG ein Minus von „nur“ rund 4,4 Milliarden Dollar (3,1 Milliarden Euro) aus.
Unendlich düsterer sah es zum Jahreswechsel aus: Im letzten Quartal 2008 hatte AIG einen Rekordverlust von mehr als 60 Milliarden Dollar (42,5 Milliarden Euro) eingefahren. |