Rache ist süß: Im Dauerstreit mit dem einst weltgrößten Versicherer kann Maurice Greenberg einen Erfolg verbuchen. Eine milliardenschwere Schadensersatzklage gegen ihn steht vor dem Scheitern.
Die Jury eines Gericht in New York hat am Dienstag eine Schadensersatzklage von AIG gegen den ehemaligen Chef des Versicherers, Maurice "Hank" Greenberg, über 4,3 Mrd. $ zurückgewiesen. Die Vorwürfe AIGs seien "schwach und unbegründet", so die Juroren.
Der einst weltgrößte Versicherer wollte AIG-Aktien zurückhaben, die Greenbergs Investmentfirma Starr International Company (auch Sico genannt) hält, plus eine Entschädigung für Anteilsscheine, die Starr verkauft hat. Laut AIG hat Greenbergs Unternehmen ein Treuhandverhältnis gebrochen, nachdem Starr die Aktien nur für ein langfristiges Vergütungsprogramm für AIG-Manager halten darf.
Richter Jed Rakoff, der wahrscheinlich im Laufe des Monats das endgültige Urteil fällt, könnte die Jury zwar noch überstimmen. Dennoch fährt Greenberg damit einen persönlichen Triumph ein. Er liegt mit AIG über Kreuz, seit er 2005 inmitten eines Bilanzskandals gehen musste - nachdem er mehr als drei Jahrzehnte an der Spitze des Unternehmens gestanden hatte.
Dauerfehde mit dem ehemaligen Arbeitgeber: Maurice GreenbergDer 84-Jährige hat ohnehin Oberwasser, seit AIG im vergangenen Jahr kollabierte und vom Staat mit insgesamt 180 Mrd. $ gestützt werden musste. Er stichelte mehrmals gegen seine Nachfolger bei dem mittlerweile zu 80 Prozent vom Staat kontrollierten Versicherer.
Eine Sprecherin von Starr zeigte sich zufrieden, während AIG betonte, man glaube nach wie vor an die Stichhaltigkeit der Vorwürfe. Der Versicherer wollte die Schadenssumme dazu benutzen, Steuergelder zurückzuzahlen.
Während des dreiwöchigen Verfahrens - bei dem Greenberg an mehreren Tagen als Zeuge auftrat - argumentierte AIG, Starr habe ein mündliches Treuhandverhältnis mit dem Versicherer, AIG-Aktien nur zum Nutzen von Managern des Unternehmens halten zu dürfen. Starr beendete das Verhältnis 2005 - aus Rache, so der Vorwurf des Versicherers. Die umstrittenen Anteilsscheine waren damals 23 Mrd. $ wert.
Persönliche Attacken
Laut Greenberg gab es keine solche rechtliche Vereinbarung. Seine Vertreter beklagen scharfe Angriffe auf seinen Charakter durch AIG während des Verfahrens.
Zwischen Greenberg und AIG gibt es noch einige andere Rechtsstreitigkeiten. Gegen den Ex-Chef des Unternehmens läuft außerdem eine Zivilklage, die der frühere Generalstaatsanwalt von New York, Eliot Spitzer, 2005 im Zusammenhang mit komplexen Rückversicherungs-Transaktionen bei AIG angestrengt hatte |