, als er den Berliner Finanzinvestor Vatas Holding als Ersatz für die ausstiegswillige Texas Pacific Group in den Aktionärskreis des Mobilfunk- und Internet-Service-Providers hereinholte. Glaubte Spoerr doch offensichtlich, mit Vatas und deren Geschäftsführer Lars Windhorst einen Großaktionär gefunden zu haben, der ihm voll und ganz den Rücken stärkt und keinen Ärger macht. Doch inzwischen sieht sich der Freenet-Chef eines Schlechteren belehrt. Denn wie zu hören ist, soll Vatas inzwischen mit den beiden anderen Großaktionären Drillisch (8%) und Absolute Capital Management Holdings (gut 3%) von Florian Homm auf eine Erhöhung der Sonderdividende auf insgesamt 10 Euro je Aktie drängen. Spoerr will seinen Aktionären hingegen nur eine Dividende von 6 Euro (5,50 Euro Sonderausschüttung, 0,50 Euro reguläre Dividende) gewähren. Dieser Vorschlag wurde denn auch erst kürzlich vom Aufsichtsrat abgesegnet.
Für Spoerr könnte die voraussichtlich am 20.7. stattfindende Hauptversammlung gleichwohl ziemlich ungemütlich werden. Denn Vatas (18,7%), Drillisch und Homm verfügen zusammen über knapp 30% der Stimmrechte bei Freenet. Das dürfte für die HV-Mehrheit locker reichen, zumal sich auch andere Aktionäre für eine Aufstockung der Sonderdividende erwärmen könnten. Immerhin soll Spoerr noch auf seinen Roadshows im November den Investoren eine Dividende von 10 Euro in Aussicht gestellt haben. Auch sonst läuft es derzeit nicht eben gut für Spoerr. So zog Freenet jüngst im Bietgefecht um Talkline gegen Debitel den Kürzeren. Eine Niederlage, die es Spoerr jetzt umso schwerer macht, die Forderungen nach einer höheren Sonderausschüttung abzuschmettern. Ist der Freenet-Vorsteher doch bislang den Beweis schuldig geblieben, einen veritablen Zukauf an die Angel zu bekommen.
Gericht verweigert Bestellung neuer Aufsichtsräte. Eine weitere Schlappe musste Freenet zudem vor dem Registergericht hinnehmen, das mit Hinweis auf die herannahende HV dem Vernehmen nach die vom Aufsichtsrat beschlossene Bestellung von Richard Roy, Thorsten Kraemer und Dieter Leuering in den AR ablehnte. Jetzt muss die Hauptversammlung über die Neubesetzung des Aufsichtsrats nach dem Rücktritt der 3 TGP-Vertreter Andrew Dechet, Konrad Schmidt und Bastian Lueken entscheiden. Dabei dürften Balda-Oberaufseher Roy und Leuering weiterhin gute Chancen haben, als Vertreter von Hauptaktionär Vatas in das Gremium einzuziehen. Leuering steht als Anwalt seit geraumer Zeit in den Diensten von Vatas, die auch an Balda beteiligt sind.
Weitaus schlechter dürften die Wahlchancen hingegen für den Spoerr-Vertrauten Kraemer stehen. Denn sollte es Drillisch-Chef Paschalis Choulidis tatsächlich gelungen sein, ein informelles Bündnis mit Vatas und Homm zu schließen, könnte sich auf der HV durchaus eine Mehrheit für die Wahl eines Drillisch-Vertreters in den Freenet-AR bilden. Für Spoerr wäre dies ein weiterer Affront. Denn der Freenet-Chef hat bislang nichts unversucht gelassen, um seinen zweitgrößten Aktionär aus dem AR herauszuhalten. Auch weigert sich Spoerr weiterhin beharrlich, die von Choulidis vorgeschlagene Fusion zwischen Freenet und Drillisch auch nur in Betracht zu ziehen. Angesichts der offensichtlichen Machtverschiebung bei Freenet könnte jedoch auch dieses Spoerr-Dogma schon bald fallen.