Interessanter mittlerer Teil.... 17.05.2006 - 17:50 Uhr IPO/Permira stoppt debitel-Ausstiegsvorbereitungen - Kreise
Von Marc Langendorf und Archibald Preuschat Dow Jones Newswires
MÜNCHEN (Dow Jones)--Der derzeit von der US-Beteiligungsgesellschaft Permira vorangetriebene Dual-Track-Prozess zum Ausstieg beim Telekomanbieter debitel ist vorerst gestoppt. Weil eine Vertragsverlängerung mit dem wichtigsten debitel-Vertriebspartner Metro ins Stocken geraten ist, dürfte sich der ursprünglich für Ende 2006 bzw Anfang 2007 geplante Ausstieg des Finanzinvestors noch um einige Zeit verzögern, erfuhr Dow Jones Newswires am Dienstag von zwei mit der Materie vertrauten Personen.
Nach ihren Angaben generiert debitel rund 40% ihrer Umsätze über die Vertriebspartnerschaft mit dem Einzelhandelskonzern. Die Verhandlungen über die Verlängerung der Verträge zwischen debitel und den Elektronikfachmärkten Media Markt und Saturn gestalteten sich schwierig. Es könne darauf hinaus laufen, dass sie gekündigt werden, sagte eine weitere Person aus dem Umfeld des Handelskonzerns.
Der Sprecher für die Elektronikfachmärkte Media Markt und Saturn innerhalb der Metro Gruppe, Bernhard Taubenberger, bestätigte Dow Jones Newswires auf Nachfrage: "Wir befinden uns derzeit mit debitel in Gesprächen." Über den Inhalt wollte er sich nicht äußern. Auch Sprecher von debitel und Permira wollten sich zu angeblichen Problemen beim Verkaufsprozess und zur möglichen Ursache der Metro-Vertragsverhandlungen nicht äußern. Permira will bei debitel über einen Verkauf oder einen Börsengang aussteigen.
Noch im März hieß es aus Finanzkreisen, dass ein teilweiser Ausstieg des Großaktionärs Permira im Laufe des Jahres bzw Anfang 2007 sehr wahrscheinlich sei. Im Rahmen des eingeleiteten Dual-Track-Verfahrens würden zwar ein Initial Public Offering und ein Verkauf gleichermaßen geprüft, sagten seinerzeit drei Informanten. Allerdings sei ein IPO die wahrscheinlichere Variante, da sich die Suche nach einem Investor schwierig gestalte. Als "Global Advisor" der Transaktion fungiert die Investmentbank J.P. Morgan.
"Sollte der Vertrag mit der Metro platzen, wäre die Börsenstory erst einmal kaputt", sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person. Im Falle eines Verkaufs dürfte Permira deutlich weniger Erlöse erzielen als zunächst geplant. Die US-Beteiligungsgesellschaft hat debitel 2004 für rund 640 Mio EUR übernommen. In Finanzkreisen wird der Mobilfunkprovider aktuell mit rund 1,0 Mrd bis 1,2 Mrd EUR bewertet. Bei einem Börsengang dürfte sich Permira zunächst nicht von allen Anteilen trennen, glaubt man dort.
Analysten sehen in der Option eines Börsengangs bisher die oberste Priorität. "In Ermangelung interessanter Übernehmer ist ein IPO wahrscheinlicher, sollte sich Permira von dem Investment trennen", sagte etwa Per-Ola Hellgren, Analyst bei der Landesbank-Rheinland Pfalz (LRP). Jochen Reichert, Analyst bei SES-Research, hält eine Konsolidierung unter den deutschen Serviceprovider zwar für wahrscheinlich. Doch sei in Deutschland derzeit kein Unternehmen erkennbar, für das ein Kauf von debitel sinnvoll sei und das eine solche Transaktion stemmen könnte.
Neben debitel betätigen sich Talkline, Drillisch, Mobilcom, Carephone-Warehouse und Telco als Serviceprovider im deutschen Mobilfunk. Für Drillisch wäre eine debitel-Übernahme vielleicht sinnvoll, dürfte aber zu teuer sein, glaubt Reichert. Talkline stehe selbst auf der Verkaufsliste des Eigentümers TDC, der wiederum von den Beteiligungsgesellschaften Permira und Apax übernommen wird.
Mobilcom sei derzeit zu sehr mit der Freenet.de-Verschmelzung beschäftigt. Auch wolle sich das Unternehmen vor allem beim Breitband verstärken, urteilt der Analyst. Für Telco als Nummer 6 der Branche komme ein debitel-Kauf nicht in Frage. Carphone Warehouse könnte zwar in Deutschland mit seiner Tochter "The Phone House" expandieren. Aber auch hier dürfte die Finanzierung eines Zukaufs in der Größenordnung debitels nicht unbedeutend sein.
Dennoch sei die Carphone Warehouse Gruppe der einzige ausländische Konzern, für den ein debitel-Kauf sinnvoll wäre, sagte ein weiterer Analyst, der namentlich nicht genannt werden will. Die Finanzierung müsse in diesem Fall aber von der englischen Mutter kommen. Für Telekomkonzerne wie Vodafone, KPN, Deutsche Telekom oder Telefonica sei ein Übernahmeangebot ebensowenig sinnvoll, heißt es weiter. Alle Unternehmen seien schon auf dem deutschen Markt mit eigenen Angeboten aktiv und bekämen angesichts der Vertragsstrukturen von debitel mit ihren Kunden Probleme.
Mit 10,7 Millionen Kunden in Europa und 8,9 Millionen in Deutschland 2005 ist die debitel AG einer der größten deutschen Mobilfunkanbieter nach den Netzbetreibern T-Mobile und Vodafone. Als netzunabhängiger Serviceprovider bietet debitel Zugang zu allen Netzen, also auch zu denen von E-Plus und O2. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der Konzern ein EBITDA von 172 Mio EUR, was einer Steigerung zum Vorjahr von 22,8% entspricht. Der Umsatz ging dagegen auf 2,736 (2,878) Mrd von 2,878 Mrd EUR zurück. |