Nestlé liefert mit der Ausschüttungspolitik einen Hinweis auf eine bevorstehende Korrektur.
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Das Verhältnis zwischen Aktionärs- und Gläubigerbedürfnissen ist aber aus dem Gleichgewicht geraten. «Das Tiefzinsumfeld sorgt für Verzerrungen», sagt Hasenböhler. Die für Investitionen, Zukäufe oder Ausschüttungen an die Aktionäre benötigten Barmittel seien zu sehr tiefen Zinsen zu bekommen. Die günstigen Konditionen nutzen gemäss Hasenböhler einige Unternehmen, um zu akquirieren oder Ausschüttungen in einem Ausmass vorzunehmen, «die sie in einem ‹normalen› Zinsumfeld nicht machen würden».
Der Kreditanalyst der Zürcher KB sieht aus Gläubigersicht die «offensive Ausschüttungspolitik» von Nestlé als problematisch an. Nach seinen Berechnungen dürfte die adjustierte Nettoverschuldung des Konzerns Ende 2018 auf das 2,1-Fache des Ebitda gestiegen sein – vor zwei Jahren lag der Faktor mit 1,4 noch deutlich tiefer.
Für Hermann vom Bonitätsinstitut I-CV bietet Nestlé ein Beispiel dafür, wie zurzeit Aktionäre gegenüber Gläubigern bevorzugt werden. Dies spiegelt sich in der Ratinghistorie des Konzerns: I-CV stuft seine Bonität heute mit A+ ein, drei Stufen tiefer als 2012. Seine Schulden sind in der Zeit bei gleichem Umsatz und leicht höherer Marge rund 8 Mrd. Fr. gestiegen.
In Europa zeige sich die Aktionärsbevorzugung vor allem bei den Grosskonzernen, «den Top zwanzig, die zunehmend nach amerikanischem Muster agieren», so Hermann. Diese hätten im Aktionariat fast immer einen Aktivisten, der Druck macht auf das Management, wie bei Nestlé der Hedge-Fund-Manager Daniel Loeb, der unter anderem eine Beschleunigung der Aktienrückkäufe gefordert hat.
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https://www.fuw.ch/article/schuldenzyklus-am-ende/