Dass Renesola ihre komplette 2013er Modulproduktion im August verkauft hat ist nun wirklich alles andere als negativ und für das Unternehmen ist das absolut top. Ähnliches gilt doch auch für Jinko, deren Produktion ist doch auch so gut wie ausverkauft. Bei beiden kann sich der Vertrieb heute schon auf Aufträge für 2014 konzentrieren.
Renesola hat in der 1. Jahreshälfte 760 MW an Modulen verkauft und wird in der 2.Jahresshälfte rd. 1 GW an Modulen verkaufen. In Q3 so um die 460 bis 480 MW und in Q4 den Rest von 520 bis 540 MW. Im letzten Jahr waren es gerade mal knapp 720 MW. Daran sieht man welchen riesen Sprung Renesola im Modulbereich erreicht hat. Renesola hat sich mittlerweile einen Namen im Modulgeschäft gemacht in dem man eine gute Vertriebsstruktur aufgebaut hat (in den USA z.B. 3 Vertriebsbüros und 4 eigene Lagerhäuser) und das ist die Grundvoraussetzung um in der Zukunft richtig erfolgreich werden zu können.
Warum der Kurs so schleppend läuft weiß ich natürlich auch nicht - wie auch - doch meine Vermutung ist, dass die Unsicherheit wie das Q3-Ergebnis wirklich ausfallen wird einfach sehr groß ist. Das liegt vor allem an der im Juli hochgefahrenen voll upgeradeten Polysiliziumproduktion.
Ende August lagen die Renesola-Polyproduktionskosten immer noch über 20 $/kg (Spotmarktpreis in China bei ca. 17 $/kg) und das belastet logischerweise, zumindest temporär, die Wafer- wie auch die Modulproduktionskosten um 0,03 bis 0,04 $/W bzw. bei den Wafer um 15% und bei den Modulen um 5%. Das heißt im Umkehrschluss, dass Renesola in Q3 wohl im Waferbereich sogar eine leicht negative Bruttomarge erreichen wird. Umsatzanteil Wafer in Q3 bei etwa 20%. Da ja ohne News aus dem Unternehmen niemand weiß wie lange noch Renesola benötigt um ihre upgegradete Polysiliziumproduktion kostentechnisch auf Wettbewerbsniveau zu bringen, so lange weiß man natürlich auch nicht wie lange sich die eigene Polysiliziumproduktion negativ auf die Bruttomarge bemerkbar machen wird. Theoretisch könnte sich das ja noch Monate hinziehen, denn Renesola liegt deutlich hinter ihrem Plan zum einen ihre Polyproduktion voll hochzufahren (in Q3 dürften es gerade mal so knapp 50% an Auslastung gewesen sein - im Frühling dieses Jahres waren 100% anvisiert) und zum anderen die Kosten auf 18 $/kg zu bringen. Es wurde ja eigentlich erwartet, dass Renesola zu den Q2-Zahlen im August eine deutlich Aussage zu der Polysiliziumproduktion machen wird, aber wie man ja gesehen hat, traut sich das Renesola-Management dazu keine näheren Aussagen mehr. Ist jetzt nicht negativ gemeint, denn das Ramp Up einer Polyproduktion ist dann doch um einiges schwieriger und komplexer wie das Ramp Up einer Modulproduktion
Eine weitere Unsicherheit bei Renesola gibt es natürlich von dem hohen Outsourcing außerhalb Chinas von Zellen, die wohl in Taiwan eingekauft werden, und Modulen in Polen, Indien und Südafrika. Das Volumina beim Outsurcing außerhalb Chinas beträgt immerhin so 600 MW an Modulen und somit etwas mehr als ein Drittel der Auslieferungen. Renesola ist ja derzeit der einzigste China-Solaris, der sich nicht an die EU-Mindestpreise halten muss. Nach Angaben von Renesola ergeben sich dabei Mehrkosten zur China-Produktion von der Zellseite von 0,06 $/W (aus Tawain) und von der Modulseite von 0,04 $/W (Jabil Circuit in Polen). Damit kosten für Rensola Module für die EU um die 0,63 $/W. Mit dieser Strategie könnte Renesola in der EU auf eine Bruttomarge von 10 bis 15% kommen um so mehr oder weniger knapp (0,69 - 0,73 $/W) unter dem Mindestpreis (0,76 $/W) anzubieten zu können, der ja für Yingli und Co gilt. Ist jetzt nicht viel, denn eine solche Bruttomarge lässt sich mittlerweile auch in China locker erreichen, da dort die Modulpreise in den letzten Monaten um rd. 10% auf 0,62/0,64 $/W gestiegen sind. Renesola will im 2.Halbjahr rd. 40% ihrer Modulproduktion in Europa verkaufen und dafür wird in China weniger verkauft. Nach dem die Preise in China doch deutlich angestiegen sind fragen sich halt einige ob das wirklich die richtige Strategie von Renesola ist. Wenn nicht, kann Renesola aber im neuen Jahr meiner Einschätzung nach recht leicht wieder umsteuerern.
Ich halte Renesola für ein gutes Unternehmen, das technolgisch, operativ und kostenseitig gut aufgestllt ist. Schaut an genauer auf Renesola, dann ist Renesola das am breistest aufgestllte Solarunternehmen auf der Welt, denn Renesola bietet neben Wafer und Modulen, noch Gestelle für Solaranlagen, Wechselrichter, Mikroinverter und Batterien für Solaranlagen an. Seh unschön ist aber, dass Renesola im 1.Halbjahr einen negativen operativen Cash Flow von satten 69,7 Mio. $ ausgewiesen hat. Hilft auch nicht gerade um die Unsicherheiten, die es eh generell bei den China-Solaris gibt (siehe die katastrophalen Q3-Zahlen von Hanwha Solar in dieser Woche), zu verringern.
Wie man an meinen Ausführungen sieht gibt es bei Renesola deutlich mehr an Unsicherheiten wie z.B. bei einer Jinko, die eine komplett andere Strategie fahren. Jinko z.B. konzentriert sich auf China inkl. dem eigenen Solarkraftwerksgeschäft (Jinko wird im 2.Halbjahr in China einen Umsatzanteil von 40 bis 45% generieren) und versucht beim Export eigentlich große Verkaufsvolumina dort erreichen wo hohe Preise bezahlt werden wie z.B. Südafrika.
Ich kann mir auch noch vorstellen, dass doch einige keine allzu guten Q3-Zahlen von Renesola erwarten. Ich übrigens auch nicht. Renesola wird in etwa einen Q3-Umsatz von 370 Mio. $ erreicht haben. Bei einer Bruttomarge von 9% ergibt das ein Bruttogewinn von 33,3 Mio. $, einen operativen Verlust von 7,4 Mio. $ (operative Kosten von 11% zum Umsatz = 40,7 Mio. $) und einen Vorsteuerverlust von 19,6 Mio. $ (Finanzergebnis von - 12 Mio. $ bei 14 Mio. $ an Zinsaufwendungen). Mit Währungshedgegewinnen von 5 Mio. $ und einer Steuerrückzahlung von ebenfalls 5 Mio. $ könnte letztendlich ein Nettoverlust von 9,6 Mio. $ raus kommen. Viel besser wird das Q3-Ergebnis wohl nicht ausfallen. Denke eher, dass meine Schätzung zu positiv ist, denn die Herren Anaylsten erwarten einen Q3-Nettoverlust von 19 Mio. $. Das Problem ist halt mittlerweile, dass die Erwartungshaltung mittlerweile recht hoch ist.
Wenn sich die ganzen Unsicherheiten bei Renesola in Wohlwollen auflösen, dann könnte sich Renesola zu einem hoch profitablen Unternehmen entwickeln. Jinko2013 hat etwas weiter oben einen neue Analyse von Greentech Media verlinkt. Die Polysiliziumpreise sollen danach um 25% auf rd. 21 bis 22 $/kg bis Ende 2014 steigen. Sollte es so kommen, dann hat Renesola mit ihren Modulen einen Kostenvorteil von ca. 0,03 $/W bzw. 6% gegenüber Yingli und Co. Geht es bis 25 $/kg hoch, was viele Analysten nicht für unwahrscheinlich halten, dann hätte Renesola einen Kostenvorteil von immerhin 0,05 $/W bzw. fast 10%. Insofern Renesola die anvisierten 18 $/kg an Produktionkosten bei ihrer Polyproduktion hinbekommen. Die Waferpreise sollen nach dieser Analyse um 11% steigen und damit auf etwa 0,25 $/W für Rensolaverhältnisse. Damit würde Renesola bei Waferproduktionskosten von 0,205 $/W auf eine Bruttomarge im Wafergeschäft von 22% kommen. Da Renesola im Modulgeschäft auf eine Bruttomarge von um die 15% mindest kommen sollte, würde sich damit die Gesamtbruttomarge bei um die 17% einpendeln und damit hätte Renesola den Break Even locker geschafft.
Wenn alles für Renesola optimal läuft im kommenden Jahr (Polyproduktion läuft wie geplant, Waferpreise steigen um 10 bis 20%, Outsourcing-Strategie geht auf um die Zölle bzw. Mindestpreise zu Umlaufen), dann könnte Renesola durchaus in Q4 2014 eine Bruttomarge von über 20% erreichen und bei operativen Kosten von 11% zum Umsatz wäre damit Renesola wieder (hoch) profitabel.
Ich habs ja im Jinko-Thread schon geschrieben, bei mir steht Renesola ganz oben auf der Watchliste, aber zum einem bin ich schon in drei Solarwerte investiert (in bißchen differenzieren ollste man dann doch bei seinen Aktieninvests) und zum anderen sind mir die ganzen Unwägbarkeiten bzw. Unsicherheiten bei Renesola aktuell einfach zu hoch. Sollte alles optimal bei Renssola in den nächsten Monaten laufen, dann spielt es für mich keine große Rolle ob ich bei 4,80 $, 5 $ oder 5,50 $ einsteige, denn dann werden wir bei Renesola in 6/12 Monaten meiner Einschätzung nach 8 oder sogar 10 $ sehen. Ist halt alles auch eine Risikoabwägung, wann man einsteigt. |