..von mir [in eckigen Klammern].
Euro/Dollar - 01.05.06 09:47
Enttäuschend fielen am Freitag das Michigan Sentiment (87,4 anstatt 89,0 Punkte) und der Chicagoer Einkaufsmanagerindex aus (57,2 anstelle von 58,0 Zählern) aus. Auch wenn das US-BIP im ersten Quartal um robuste 4,8% wuchs, wurde der Konsens von 4,9% verfehlt.
[von 4,8 % Wachstum können die Europäer nur träumen...]
Dass der BIP-Deflator im Berichtszeitraum um 3,3% gestiegen ist, störte indes keinen Anleger. Vielmehr verkauften diese weiter den US-Dollar auf breiter Front – EUR/USD erreichte mit 1,2641 ein neues Jahreshoch. Dollarnegativ wirkten sich auch der Anstieg beim Ölpreis zurück über 72,00 USD je Barrel (159 Liter) Light Crude aus...
[Das ist Unsinn. Da Öl in Dollar abgerechnet wird, ist ein steigender Ölpreis POSITIV für den Dollar]
...sowie die Goldrally auf 661,75 USD je Feinunze – der höchste Stand seit 26 Jahren.
EUR/USD sprang zum Wochenschluss nicht nur über das Bewegungshoch bei 1,2590, sondern brach auch aus seinem seit Anfang März bestehenden Aufwärtstrendkanal nachhaltig nach oben aus. Dabei bildete sich eine steilere Aufwärtsbewegung heraus. Auch wenn es zu einer Korrektur kommen sollte, Shorts bleiben mit Blick auf die dollarnegative Stimmung riskant. Zumal der MACD extrem positiv ist und der Schnitt von 55-Tage- und 100-Tagelinie weitere Stärke von EUR/USD signalisiert. Auf Unterstützung trifft das Währungspaar bei 1,2590, 1,2520 und 1,2430. Die nächsten Widerstände liegen am Hoch von Mitte Mai 2005 bei 1,2690 und bei 1,2730. Bei 1,2654 bildet das 50%-Fibonacci-Korrekturlevel der Abwärtswelle vom Allzeithoch bei 1,3667 bis 1,1640 eine hartnäckige Barriere.
Um 14:30 Uhr CET kommen aus Corporate Amerika die persönlichen Einkommen und Ausgaben im März. Volkswirte kalkulieren im Schnitt mit einem Plus von jeweils 0,4%. Die US-Bauausgaben dürften im März um 0,3% steigen, nach +0,8% im Vormonat. Um 16:00 Uhr CET wird der ISM Index für April veröffentlicht (Konsens: 55,1 Punkte). Im Hinblick auf das enttäuschende Abschneiden der regionalen Pendants des nationalen Einkaufsmanagerindex, sollte auch der ISM Index schwächer reinkommen.
[Alles falsch! Die tatsächlichen Zahlen - siehe Tabelle unten - waren durchweg besser als erwartet]
Fällt das Wirtschaftsbarometer unter sein Jahrestief von 54,8 Punkten aus dem Januar, könnte dies erneute Dollarverkäufe nach sich ziehen. Hingegen überraschend wäre ein Anstieg über den Februar-Wert von 56,7 Zählern, da die Subkomponente für Auftragseingänge rückläufig sein sollte.
[Tatsächlich erreicht wurde die "Überraschung": 57,3 % - siehe Tabelle unten]
Fazit: Trotz des Feiertags scheint der Aufwärtsdruck bei EUR/USD ungebrochen. Erstaunlich, da der Kurs in den letzten zwei Wochen über fünf Cent gewonnen hat. Die aktuelle Situation erinnert schon an die Entwicklung im Oktober 2004, als EUR/USD aus seiner monatelangen Seitwärtsspanne brachial nach oben ausbrach und viele Marktteilenehmer angesichts der Dynamik auf dem falschen Fuß erwischte. Auslöser des Bullenmarktes war damals das in den USA überbordende Handels- bzw. Leistungsbilanzminus. Anderthalb Jahre später hat sich dies sogar ausgeweitet, jedoch spielt die Defizitproblematik derzeit noch keine große Rolle...
[Beim EUR/USD-Tief von 1,1650 im November sprach NIEMAND von dem Doppeldefizit, obwohl es sich auch da schon ausgeweitet hatte]
Vielmehr drücken der haussiere Gold- und Ölpreis den US-Dollar...
[Öl wird wie gesagt in Dollar abgerechnet. Zudem erhöht der hohe Ölpreis die Inflation, so dass in der Folge die Dollar-Zinsen erhöht werden müssen - was Dollar-positiv ist]
Belastend wirken auch die sich zuspitzenden Lage im Atomstreit zwischen den USA und dem Iran sowie die Angst der Anleger vor massiven Umschichtungen der hauptsächlich in US-Dollar gehaltenen Devisenreserven bei Zentralbanken rund um den Globus.
[Das gleiche Geschwätz hörten wir beim letzten Euro-Hoch vor einem Jahr. Man könnte fast glauben, die Chefs der Zentralbanken wären verkappte Chart-Techniker ;-)) ]
Über allem thront das von Fed-Chef Ben Bernanke de facto ausgerufene Ende des US-Zinserhöhungszyklus.
[Das hat Bernanke gestern ausdrücklich widerrufen, er sagte, er sei "falsch verstanden worden - siehe P. 259]
Wie stark der Trend bei EUR/USD ist, zeigt die aktuelle Positionierung der "Large Trader" am Futures-Markt. Die "Euro-Longs" erreichten den höchsten Stand seit Aufzeichnung, während die antizyklisch agierenden "Commercials" zum ersten Mal seit September 2005 beim Greenback wieder netto "short" sind.
[Das war in der Vergangenheit IMMER das Signal für eine Trendwende bei EUR/USD! - siehe P. 258. Dass unser Forex-Experte dies als Euro-bullisch betrachtet, liegt nur daran, dass er die Konsensmeinung der "large trader" wiedergibt, die ja zurzeit auch alle "long Euro" sind. Der EUR/USD-Chart folgt indes meist der Positionierung der "Commercials"]
Unser COT-Indikator (punktgenau hat dieser vor zwei Wochen den Trendwechsel vorhergesagt) ist unterdessen weiter gesunken und induziert mittelfristig mehr Dollarschwäche.
[Das sehe ich nicht. Der COT-Chart (P. 258) ist IMHO stark dollar-bullisch!]
Die Handelsspanne von EUR/USD dürfte am Montag zwischen 1,2520 und 1,2690 liegen, wobei am Nachmittag mit erhöhter Volatilität zu rechnen ist. Christian Pohl FXresearch FXdirekt Bank AG |
Angehängte Grafik:
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