Lieber Fuzzi, Mammut und andere Pfizer-Investierte. Ich freue mich (ernsthaft) für Euch, dass Pfizer jetzt über 25 steht und hoffe, dass die Aktie nach den beiden Neuzulassungen ihren Weg nach Norden fortsetzt. Letztlich ist das ja auch für meine Renommee als Initiator dieses Threads gut.
Als ich den Thread eröffnete, war ich natürlich noch nicht so gut mit der Pfizer-Aktie vertraut wie jetzt. Vieles ergab sich erst im Laufe des letzten Jahres. Bei einer so gut verfolgten Aktie wie Pfizer ist es schwer, "schlauer" zu sein als die vielen anderen Beobachter und Analysten, die teils über weit bessere Informationen, Details und evtl. Insiderwissen verfügen. Immerhin wendet sich zurzeit die Grundmeinung des Konsens zum Positiven, und das sollte/könnte weiteren Anstieg zur Folge haben - ungeachtet des starken Overheads, der sich in fünfjährigem Fall gebildet hat.
EIN GRAVIERENDES PROBLEM sehe ich jedoch. Ihr nehmt als gottgegeben hin, dass CEO McKinnell am 10. Februar einen positivem Ausblick (Guidance) für 2006/2007 präsentieren wird. Habt Ihr eigentlich mal überlegt, was passiert, wenn das nicht so ist? Habt ihr einen Notfallplan parat?
Aufgrund meiner unzureichenden Recherche hatte ich im Oktober, als die im Sommer mit "niedrig zweistellig" bezifferte Guidance für 2006/2007 plötzlich widerrufen wurde, angenommen, dies sei ein taktischer Schachzug, um Vorteile beim US-Lipitorentscheid zu erhalten ("armselige" Selbstdarstellung einer reichen Firma). All meine Argumentation kreiste um Lipitor und den Patenterhalt. Die generische Zocor-Konkurrenz ab Juni 2006 war damals noch nicht auf meinem "Radar-Schirm".
Fundamental ist der Lipitor-Sieg in USA für Pfizer von höchster Bedeutung. Es ist außer heutiger Sicht verständlich, dass McKinnell - wenn die Zukunft eines Mittels, das ein Viertel des Konzernumsatzes ausmacht, unklar ist - keine verlässliche Guidance geben konnte. Soweit sogut.
Die entscheidende Frage - jenseits allen charttechnischen Schnickschnacks - ist jetzt jedoch: Wird Mund kann McKinnell am 10. Februar wirklich die erhoffte positive Guidance geben - und falls ja, wie verlässlich ist sie? Dass die Konferenz ausgerechnet mit dem Ex-Dividendentag zusammenfällt, ist ja schon fast ärgerlich: Geht man raus, weil man der Guidance nicht traut, bekommt man die Dividende nicht; bleibt man drin, erhält man 0,96 Dollar Quartals-Dividende, riskiert aber, dass die Aktie bei negativer Guidance um 3 Dollar fällt. Eine hässliche Situation...
Mir ist bei bestem Willen nicht klar, wie McKinnell abschätzen will, in welchem Umfang Ärzte ab Juni (auch unter dem Druck von Krankenkassen und Betriebskrankenkassen) Zocor-Generika statt Lipitor verschreiben werden. Sänke der Lipitor-Umsatz um 50 % - bei zum "Ur-Medikament" identischen Generika beträgt der Rückgang typischerweise 80 %! - fehlten 6 Mrd. Umsatz in der Kasse. Davon können Personaleinsparungen in 2006 maximal 2 Mrd. wieder reinholen und 2007 max. 4 Mrd.. Folglich müssen die neuen Mittel (die teils noch nicht einmal FDA-Zulassung erhalten haben), diese mögliche 4-Mrd.-Lücke schließen. KÖNNEN SIE DAS NICHT, werden Umsatz und Gewinn von Pfizer in 2006 UNWEIGERLICH fallen. Dann sind die jetzt erwarteten 2,02 USD Gewinn für 2006 Makulatur.
Die 7 neuen Medikamente, die in letzter Zeit eingeführt wurden, haben jedoch ZUSAMMEN nur 632 Mio. Umsatz generiert. Wer garantiert, dass Exubera, Sutent & Co. stärker durchschlagen? Sutent ist ein Medikament für Spezialfälle, inhalierbares Insulin entwickeln auch zahllose andere Pharma-Firmen - da wird sich eine Konkurrenzsituation ähnlich wie bei den Fettsenkern ergeben.
Ich gestatte MIR in Anbetracht all dessen, skeptisch zu bleiben. Da meine Börsenbilanz insgesamt positiv ist, besteht für mich zurzeit keine zwingende Notwendigkeit, mich Risiken auszusetzen, die ich persönlich (und womöglich auch der Pfizer-CEO nicht) überschauen kann.
Setzt Du, Mammut, nicht einen Großteil Deines Vermögen auf eine "Wundertüte", deren Inhalt nicht einmal der Pfizer-CEO genau kennt?
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