Übrigens habe ich sehr viel Input bekommen und das Thema Insolvenz noch einmal ausführlich diskutiert.
Ich nehme meine bisher geäußerte Auffassung, dass die Insolvenz am 25.06.2020 "möglicherweise falsch" war, aus sachlichen Gründen zurück.
Ich nehme auch die darauf aufbauende geäußerte Auffassung, die Eröffnung des Insolvenzverfahrens im August war "möglicherweise falsch" aus sachlichen Gründen zurück.
Alle meine diesbezüglichen Aussagen sind hinfällig.
Begründung:
Nach Lektüre aller mir zur Verfügung stehenden Gutachten (wobei ich diese teilweise mit Hilfe von KI gelesen habe, um die relevanten Aussagen zu extrahieren) waren am 25.06.2020 ausreichende Gründe gegeben, von tatsächlicher Überschuldung auszugehen. Aus diesem grund ist die (umstrittene) Liquiditätssituation nicht mehr entscheidend.
Ich habe verschiedene Modelle durchgerechnet (teilweise ebenfalls mit Hilfe von KI) und keines der Modelle kommt ausreichend sicher zu dem Ergebnis, dass die Insolvenz falsch gewesen sein könnte.
Dazu kommen mehrere "sekundäre" Argumente, so gab es von keiner Seite den Versuch, die Insolvenz gerichtlich anzufechten. Sollten sich im Nachhinein der Berechtigung der Insolvenz widersprechende Sachverhalte ergeben habe, ändern diese nichts an der Situation zum Zeitpunkt der Entscheidung und auch unter Berücksichtigung aller Eventualitäten ist ein Infragestellen der Entscheidung nicht mit einer so großen Sicherheit gerechtfertigtr, dass man von einer "falschen" Entscheidung sprechen könnte.
Selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Banken die Kredite nicht fällig gestellt haätten (siehe hier) bleibt das fazit unverändert:
Selbst wenn die Kredite nicht alle sofort fällig waren, führte die extrem hohe Überschuldung und die drohende Zahlungsunfähigkeit zu der Insolvenz von Wirecard. Besonders die fehlende Liquidität zur Bedienung laufender Verbindlichkeiten, zusammen mit der Unsicherheit über das zukünftige Geschäftsmodell, machte eine Insolvenz unvermeidlich.
Selbst ein Abwarten bis nach den Verkäufen von Firmenanteilen ("August-Option") hätte die Situation nicht entscheidend verändert, jedenfalls nicht so, dass die Entscheidung vom 25.06.2020 berechtigt "(möglicherweise) falsch" genannt werden könnte:
Die Einnahmen von über 700 Millionen Euro durch den Verkauf von Unternehmensteilen nach der Insolvenz haben die Insolvenzmasse und damit die Rückzahlungsmöglichkeiten für die Gläubiger erheblich verbessert. Zwar reicht diese Summe nicht aus, um alle Schulden zu begleichen, aber sie erhöht die Gläubigerquote und hilft, die Kosten des Insolvenzverfahrens zu decken. Der Verkauf hätte vor der Insolvenz möglicherweise eine gewisse kurzfristige Stabilisierung gebracht, aber ohne die Lösung der tiefgreifenden strukturellen und rechtlichen Probleme hätte auch diese Geldsumme die Insolvenz langfristig wahrscheinlich nicht verhindern können.
Ich habe sogar versucht, die Option einzuberechnen, dass Brauns Darstellung ("Wirecard Opfer eines Betruges") richtig ist. Auch dann bleibt das Fazit im Endergebnis unverändert.
Wenn Wirecard tatsächlich Opfer eines Betrugs geworden wäre und Gelder gestohlen oder veruntreut worden wären, hätte dies die Ursache der Insolvenz verändert und möglicherweise die Chancen auf eine Rettung des Unternehmens leicht verbessert. Insbesondere hätte eine erfolgreiche Rückgewinnung der veruntreuten Gelder die finanzielle Situation erheblich verbessern können. Allerdings wären die langfristigen Probleme von Wirecard, einschließlich des erheblichen Reputationsverlustes und der mangelhaften internen Kontrolle, nicht automatisch gelöst worden. Eine nachhaltige Sanierung hätte dennoch umfassende Reformen und Restrukturierungen erfordert.
Ich habe abschließend sogar die Mail von Markus Braun einberechnen lassen, der 1 Milliarde zur Verfügung stellen wollte und weitere Kredite von 1-2 Milliarden und dabei die Frage nicht berücksichtigt, ob das tatsächlich eine konkrete Option gewesen wäre:
...wenn jemand Wirecard 1 Milliarde an Liquidität und zusätzliche Kredite von 1–2 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt hätte, wären die Chancen, die Insolvenz zu vermeiden, deutlich optimistischer zu bewerten gewesen (...)
Mit dieser zusätzlichen Liquidität wäre es möglich gewesen, den Geschäftsbetrieb zumindest vorübergehend fortzuführen. Dies hätte Wirecard die Möglichkeit gegeben, strategische Maßnahmen zu ergreifen, wie z.B. den Verkauf von Vermögenswerten oder Geschäftsbereichen, die Umstrukturierung des Unternehmens oder das Aufsetzen eines Rettungsplans. Die operative Stabilisierung wäre ein erster Schritt gewesen, um das Vertrauen von Kunden und Gläubigern wiederherzustellen. (...)
Aber es ist wichtig zu betonen, dass diese Finanzmittel nur dann eine nachhaltige Rettung ermöglicht hätten, wenn Wirecard auch die tieferliegenden strukturellen und rechtlichen Probleme gelöst hätte. Ohne diese wären die finanziellen Mittel möglicherweise nur eine kurzfristige Überbrückung gewesen, ohne dass eine langfristige Rettung des Unternehmens garantiert gewesen wäre.
Diese Antworten wurden von einer Jura-KI erstellt und sind das Ergebnis längerer Diskussionsprozesse, bei denen ich durch gezielte Informationen eine möglichst präzise Antwort generieren half.
Ich könnte die gesamte Diskussion mit der KI veröffentlichen (die nach längeren Vordiskussionen mit verschiedenen kundigen Personen gestartet wurde), jedoch wurden zur Beantwortung der Fragen Dokumente, Schriftsätze und vor allem umfangreiche private Kommunikationen seit 2020 verwendet, die ich nicht in dieser Form veröffentlichen kann.
Bitte gerne Diskussion.
Alle anderen Aussagen, auch meine heftige Kritik am Verhalten des Insolvenzverwalters Dr. Michael Jaffé vor dem Insolvenzantrag, danach, vor der Insolvenzeröffnung und insbesondere danach halte ich dessen ungeachtet weiterhin aufrecht.
Auch die Feststellung, dass die Bewertung des "Nicht-TPA-Geschäftes" bisher nicht eindeutig möglich ist und die bisherigen Aussagen nicht unumstritten sind, halte ich aufrecht.
Ich schreibe dies hier inmsbesondere in Richtung all derer, die die Behauptung aufstellen, Wirecard sei überlebensfähig gewesen. Dem habe ich aber bereits zuvor widersprochen.
Liebe Grüße
PastaPasta / Askjig / Jigajig
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