und andere Länder werden folgen ;)
Schub für Windkraft hält in Schweden an Gute Rahmenbedingungen für den Ausbau von Windenenergie / Riesige Windkraftparks geplant / Von Christian Tippelt
Stockholm (gtai) - Schweden verfügt geo- und topografisch über gute Bedingungen für Windkraft. Auch die politischen Rahmenbedingungen für den Ausbau erneuerbarer Energien wurden sukzessive in den letzten Jahren verbessert und ehrgeizige Klimaziele festgelegt: ab 2020 keine fossilen Brennstoffe für Heizkraft, ab 2050 keine CO2-Nettoemissionen, ab 2030 von fossilen Brennstoffen unabhängiger PKW-Fuhrpark. Schweden setzt neben dem beschlossenen Festhaltens an Atomkraft unter anderem auf Windkraft, um diese Ziele zu erreichen. (Kontaktanschriften)
Zu den derzeit weltweit größten Windparkvorhaben zählt das von der Firma Svevind geplante Projekt Markbygden in Nordschweden. 1.101 einzelne Anlagen mit einer geplanten Gesamtleistung von 2.500 bis 4.000 MW sollen in Polarkreisnähe nach geplanter Fertigstellung im Jahr 2021 rund 10 bis 12 TWh Energie erzeugen. Den Startschuss für das Vorhaben, das einer riesigen Investitionssumme von 70 Mrd. Schwedischen Kronen (skr; rund 7,9 Mrd. Euro; Durchschnittskurs Januar 2011: 1 Euro = 8,9122 skr) bedarf, gab im letzten Jahr gemeinsam mit den am Projekt beteiligten Firmen Schwedens Umweltminister Andreas Carlgren.
Zurzeit laufen auf dem ausgewählten Projektareal zu Demonstrationszwecken und um Erfahrungen zu sammeln bereits erste Pilotanlagen. Der Bau und die Planung weiterer sechs Pilotanlagen mit einer Leistung von je 3 MW sowie zwei Piloten mit je 7,5 MW Leistungsvermögen sind im Gang. "Das Gesamtprojekt planen wir in drei zeitlichen und regionalen Abschnitten, in denen etappenweise Detailplanung, Genehmigungsverfahren, Finanzierung und Bauausführung erfolgen sollen", erläutert Svevind-Geschäftsführer Wolfgang Kropp.
Interessant aus deutscher Sicht sind dabei zwei Dinge: Der Initiator und Svevind-Geschäftsführer stammt aus Deutschland, war dort in den 90er Jahren in der Windkraftbranche aktiv, ging dann bereits Ende der 90er Jahre als Windkraftpionier nach Schweden und entwickelte Projekte. Zum anderen ist das deutsche Windkraftunternehmen Enercon als Technologiepartner und als Teilhaber mit 25% (75% hält Svevind) an der Markbygden-Betreibergesellschaft beteiligt.
"Die Windbedingungen in großen Teilen Schwedens sind vergleichbar mit guten deutschen Küstenstandorten. Es lässt sich in Schweden daher vergleichsweise günstig Strom aus Wind erzeugen", berichtet Kropp. Infrastruktur, Rahmenbedingungen wie Fördersystem und Energieportfolio, Akzeptanz sind weitere gute Voraussetzungen für den Ausbau der Windkraft. "Wir brauchten seinerzeit bei Markbygden nur mit zwei Landbesitzern zu verhandeln. Bei vergleichbar großen Arealen in Deutschland wären unzählige, zeitaufwändige Verhandlungen mit ungleich mehr Landbesitzern erforderlich gewesen", ergänzt Kropp
Allerdings kennt Svevind-Geschäftsführer auch die Schwierigkeiten, Windkraftprojekte in Schweden nach vorne zu bringen. "Im Zusammenhang mit dem schwedischen Stromzertifikatssystem und den Preisschwankungen geht der Betreiber - anders als beim deutschen Einspeisetarif - ein höheres Risiko ein". Gerade für kleine Firmen seien dadurch die Finanzierungsmöglichkeiten beschränkt. "Die Abhängigkeit von großen Energiekonzernen und Abnehmern ist dadurch größer als in Deutschland".
Ende 2009 rotierten in Schweden circa 1.400 Windkrafträder mit einer geschätzten Jahresproduktion von 2,5 TWh. Bereits 2012 werden nach Angaben des Branchenverbandes Svensk Vindenergi gut 2.000 Windkraftanlagen rund 5 TWh Strom erzeugen. Die geschätzte Jahresproduktion aller derzeit im Bau befindlichen und geplanten Windkraftanlagen, für die Genehmigungsverfahren laufen oder beantragt worden sind, liegt unterdessen bei 17,5 TWh bis 21,5 TWh. Mit dieser Produktionsmenge kommt die Branche der von der schwedischen Regierung verkündeten Vorgabe bis 2020 die Stromeinspeisung aus Windkraft auf 30 TWh zu steigern, bereits recht nahe.
Von den im Bau befindlichen beziehungsweise projektierten Anlagen ist ein Teil als Offshore-Windparks geplant. Die geschätzte Stromeinspeisung von Offshore-Anlagen liegt nach aktueller Schätzung bei 6,4 TWh. Den von der Regierung verkündeten Zielen zufolge sollen bis 2020 etwa 10 TWh durch Offshore-Anlagen produziert werden. Geplante große Windkraftanlagen in Schweden Name / Betreiber Geplante Jahresproduktion Status Ryd / Rönnerum/ Eolus Vind 0,026 Twh geplanter Baustart 2010 Hedbodberget 2 / o2 0,033 TWh geplanter Baustart 2010 Hakarp / Eolus Vind 0,040 TWh geplanter Baustart 2010 Mönsterås / Statkraft Södra Vindkraft 0,033 TWh geplanter Baustart 2010 Bösjövarden / o2 Vindkompaniet 0,080 TWh geplanter Baustart 2011 Mässingberget / o2 0,080 TWh geplanter Baustart 2011 Dingle-Skogen / Rabbalshede Kraft 0,036 TWh geplanter Baustart 2011 Årjäng NV / Rabbalshede Kraft 0,052 TWh geplanter Baustart 2011 Orsa Finnmark / Fortum 0,056 TWh geplanter Baustart 2011 Tolvmanstegen / Rabbalshede Kraft / Eolus Vind 0,064 TWh geplanter Baustart 2010 Stora Middelgrund / Universal Wind Offshore 3 TWh geplanter Baustart nach 2010 Kriegers flak / Vattenfall Vindkraft 2,600 TWh geplanter Baustart nach 2010 Trolleboda / Vattenfall Vindkraft 0,500 TWh geplanter Baustart nach 2010 Utgrunden II / E.ON Vind Sverige 0,30 TWh geplanter Baustart nach 2010 Knäred / E.ON Vind Sverige 0,06 TWh geplanter Baustart 2011 Högtjärnsklack / Dala Vind 0,035 TWh geplanter Baustart 2011 Korpfjället / o2 0,109 TWh geplanter Baustart 2010 Sundbyholm / Kafjärdens Vindkraft 0,060 TWh geplanter Baustart 2011 Karsholm / HS Kraft 0,027 TWh geplanter Baustart 2011 Sjisjka / o2 0,200 TWh geplanter Baustart 2010 Blaiken / Skellefteå Kraft 0,720 TWh geplanter Baustart 2010 Fallåsberget / o2 0,060 TWh geplanter Baustart 2013 Brattön 2 / Rabbalshede Kraft 0,028 TWh geplanter Baustart 2013 Gabrielsberget / Svevind 0,24 TWh Im Bau / geplante Inbetriebnahme 2010-2012 Markbygden / Svevind, Enercon 8-12 TWh geplanter Baustart: ab 2013 Rätan-Digerberget / Wallenstam NaturEnergi 0,03 TWh Im Bau / geplante Inbetriebnahme 2010 Brunsmo / Arise Windpower 0,036 TWh Im Bau / geplante Inbetriebnahme 2010 Stor-Rotliden / Vattenfall Vindkraft 0,229 TWh Im Bau / geplante Inbetriebnahme 2010 Töftedalsfjället / Rabbalshede Kraft 0,074 TWh Im Bau / geplante Inbetriebnahme 2010/2011 Östra Herrestad / Vattenfall Vindkraft 0,057 TWh Im Bau / geplante Inbetriebnahme 2010 Brahehus / o2 0,055 TWh Im Bau / geplante Inbetriebnahme 2011 Töftedalsfjället / Göteborg Energi 0,068 TWh Im Bau / geplante Inbetriebnahme 2010 Kyrkberget / Jämtkraft / Nordisk Vindkraft 0,073 TWh Im Bau / geplante Inbetriebnahme 2011 Tavelberget / Dala Vind 0,030 TWh Im Bau / geplante Inbetriebnahme 2010 Fröslida (Hylte) / Arise Windpower 0,042 TWh Im Bau / geplante Inbetriebnahme 2010 Källeberg / Eolus Vind 0,026 TWh Im Bau / geplante Inbetriebnahme 2010 Vettåsen / Finnbergen / Eolus Vind / Samkraft 0,045 TWh Im Bau / geplante Inbetriebnahme 2010 Granberg / o2 0,025 TWh Im Bau / geplante Inbetriebnahme 2011 Hedbodberget 2 / o2 0,04 TWh Im Bau / geplante Inbetriebnahme 2011 Jokkmokksliden / Skellefteå Kraft 0,065 TWh Im Bau / geplante Inbetriebnahme 2010-2011 Stengårdsholma / E.ON Vind 0,100 TWh Im Bau / geplante Inbetriebnahme 2011 Storliden / Skellefteå Kraft 0,052 TWh Im Bau / geplante Inbetriebnahme 2011
Quelle: Svensk Vindenergi
Windkraft ist die am schnellsten wachsende Energiequelle der Welt und daher auch in Schweden ein hochaktuelles Thema. Die schwedische Landschaft mit ihren gebirgigen und dünn besiedelten Umgebungen und einer Küstenlänge von circa 3.200 km bietet gute Voraussetzungen für die Nutzung von Windenergie. Zudem ergaben Untersuchungen, dass etwa 70% aller Schweden bei einer Auswahl unter allen Energiearten den Ausbau der Windkraft befürworten würden. Dennoch ist Schweden mit seinem aus Windkraft produziertem Strom von 2,5 TWh bislang noch ein kleines Windkraftland. Der Grund hierfür wird vor allem in der vergleichsweise starken Wasser- und Atomkraft gesehen.
Für die Umsetzung des Regierungsziels, die Stromeinspeisung aus Windkraft auf 30 TWh zu erhöhen, wurden bereits einige Maßnahmen ergriffen: Die schwedische Naturschutzbehörde identifizierte zwölf geeignete Offshore-Gebiete, die Regierung stellte ein Budget von 50 Mrd. skr bereit und reduzierte die Grundsteuer für Windkraft von 0,5 auf 0,2%. Außerdem wurden neben der Gründung eines nationalen Kompetenzzentrums zwei große Förderprogramme, Vindval und Vindforsk, initiiert. Schließlich wurde auch das Genehmigungsverfahren für neue Anlagen, in das bisher Provinzialregierungen, staatliche Behörden, Kommunen sowie betroffene Privatpersonen und Organisationen eingebunden sind, vereinfacht.
Um das Ziel der Regierung erfüllen zu können, schlägt die schwedische Energiebehörde (Energimyndigheten) vor, die Anzahl der Windkraftanlagen auf 3.000 bis 6.000 Einheiten zu erhöhen - je nach Leistungsfähigkeit der Anlagen. Das Potenzial für Windkraft in Schweden geht jedoch weit über diese Zielvorgaben hinaus.
Der Erlös der Windenergie besteht auf Grund der Boni und Programme heute aus vier Komponenten: dem Strompreis selbst, der zwischen 25 und 30 Öre je kWh liegt, den Erlös aus dem schwedischen Stromzertifikatssystem, deren Wert heute bei etwa 20 Öre je kWh liegt, dem Netznutzen, der sich aus den geringeren Überführungsverlusten durch kurze Transporte ergibt und mit 2 Öre je kWh beziffert wird, sowie einem Umweltbonus, der jedoch nur für Offshore-Anlagen anfällt, aber immerhin 12 Öre je kWh beträgt. Damit ergibt sich ein Gesamterlös von circa 60 Öre je kWh.
Aber nicht nur für Energieproduzenten und Investoren bietet die Windenergie großes Potenzial, auch die Industrie zeigt zunehmendes Interesse. Der Automobilkonzern Volvo plant zum Beispiel, seine Lastwagenfabriken vermehrt mit Windkraft zu betreiben, um keine Kohlendioxidemissionen zu erzeugen und dadurch gleichzeitig Steuern zu sparen. Ein weiteres Beispiel ist "BasEl" - ein eigens von der energieintensiven Industrie Schwedens gegründetes Unternehmen, das mit Investitionen in die eigene Gesellschaft VindIn AB jährlich 1 TWh der benötigten Energie aus Windkraft erzeugen will.
Im Bereich der Stromerzeugung ist Schweden aufgrund seiner Wasserkraftleistungen bereits so weit, dass über die Hälfte des schwedischen Bedarfs durch Energie aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden kann. 58,6% stammten 2009 aus erneuerbaren Energiequellen. Schweden liegt damit innerhalb der EU mit an der Spitze. Schwedische Stromenergiebilanz (Werte in TWh) 2007 2008 2009 Veränderung 2009/08 in % Anteil in % *) Inländische Produktion 145 146 133,7 -8,4 100 Erneuerbare Energien 76,9 81,4 78,4 -3,7 58,6 .Wasserkraft 65,6 68,4 65,3 -4,5 48,8 .Windkraft 1,4 2 2,5 25 1,9 .Kraftwärmekopplung (KWK) 9,8 11 10,6 -3,6 7,9 ..KWK, Fernwärme 4,7 5,3 5,2 -1,9 3,9 ..KWK, Industrie 5 5,3 5,2 -1,9 3,9 ..Kondensenergie 0,2 0,4 0,2 -50 0,3 Kernkraft 64,3 61,3 50 -18,4 37,4 sonstige KWK aus fossilen Brennstoffen 3,9 3,4 5,3 55,9 4 .KWK, Industrie 1 0,9 0,7 -22,2 0,5 .KWK, Fernwärme 2,4 1,9 4,1 115,8 3,1 .Kondensenergie 0,4 0,4 0,5 25 0,4 .Gasturbinen, Diesel usw. 0,03 0,02 0,02 - - Stromimport aus den Nachbarländern 18,5 15,6 16,4 5,1 Stromexport an die Nachbarländer 17,2 17,6 11,7 -33,5 Inländischer Verbrauch 146,3 144 138,4 -3,9 .Netzverluste 11,9 11,2 10,2 -8,9
*) an inländischer Produktion (2009)
Quelle: Svensk Energi |