Finanzinvestoren Karl Ehlerding: Der „Berufsspekulant“ 18. Juni 2002 Als Hauptaktionär und Aufsichtsrat der börsennotierten WCM Beteiligungsgesellschaft gilt Karl Ehlerding als der deutsche Corporate Raider. Der mittlerweile 60-Jährige, der sich selbst lieber als Wertschöpfer denn als Ausschlachter sieht, machte erstmals Anfang der 90-er Jahre von sich reden. Am Anfang stand bei WCM jedoch nicht das Geschäft mit Aktien im Vordergrund, sondern das Immobiliengeschäft. Seinen ersten großen Coup landete Ehlerding mit der Übernahme der Gladbacher Aktienbaugesellschaft. Berufsspekulant und Bilanzspezialist Durch die Akquisition gelangte der passionierte Wanderer in den Besitz von mehreren tausend Wohnungen. Die weit unter Einzelverkaufspreis erworbenen Immobilien mehrten nicht nur das Eigenkapital von WCM um rund eine viertel Millionen Euro, sondern halfen dem gewieften Berufsspekulanten auch enorme Steuerbeträge zu sparen. Über Jahre hinweg konnte der Bilanzspezialist durch so genannte Verlustvorträge eine wundersame Geldvermehrung verbuchen. Sein Finanztalent scheint dem Hamburger in die Wiege gelegt worden zu sein. Bereits als Schüler handelte Ehlerding erfolgreich mit VW-Aktien. Während des Studiums gelang ihm sein nächster Coup: Er erwarb die Mehrheit an der Braunschweiger Jutte AG. Mittlerweile gehört WCM in Deutschland zu den großen Spekulanten. Neben dem Immobiliengeschäft hat sich Ehlerding im Laufe der Zeit mit Beteiligungen an Aktiengesellschaften ein zweites Standbein errichtet. Klöckner Werke als Meisterstück Vor allem die spektakuläre Übernahme der Klöckner Werke im vergangenen Jahr sowie die Beteiligung an der Commerzbank haben gezeigt, dass Ehlerding zumindest in Deutschland zu den Großen im Geschäft gehört. Vor allem im Fall der Klöckner Werke steht er den amerikanischen Corporate Raider nicht nach. Neben Klöckner und der Beteiligung an der Commerzbank besitzt WCM direkt oder über Tochtergesellschaften noch Anteile an der IVG Holding, Maternus-Kliniken Aktiengesellschaft, YMOS, BHE Beteiligungs AG und der Getreideheber-Gesellschaft mbH. Wie seine amerikanischen Kollegen schaut auch der Deutsche nach unterbewerteten Unternehmen, die er nach kurzer Zeit gewinnbringend wieder abstoßen will. Ob hierbei der Konzern filetiert oder zerschlagen wird, dürfte für Ehlerding ebenso wie für die Firmenjäger aus Übersee nur von sehr geringer Bedeutung sein.
Text: @mada Bildmaterial: dpa
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