Schauen wir uns die Ergebnisse diese Studie mal ohne Euphorie etwas intensiver und vor allem nüchterner an: Was war geplant?
http://www.medigene.de/presse-investoren/news/...ag-1-und-praesentati Planung 2011: Im Rahmen der IIT-Studie sollen 20 Patientinnen mit HER2-negativem Brustkrebs über einen Zeitraum von zwölf Wochen einmal wöchentlich mit EndoTAG®-1 (22 mg/m2) in Kombination mit Paclitaxel (70 mg/m2) in neoadjuvanter, d. h. vor operativer Therapie behandelt werden Ergebnis 2013: Wirksamkeitsstudie mit 15 Patientinnen erreicht primären Studienendpunkt ==> geplant waren nach Studiendesign eigentlich 20 Patientinnen Frage: Welche Gründe gibt es, weshalb nur 15 statt der geplanten 20 Patientinnen also 25% weniger als geplant mit EndoTAG-1 behandelt wurden? Waren etwa die Nebenwirkungen zu groß? Eine um 25% größere Patientenpopulation hatte belastbarere Daten erbracht.
Quelle s.o.: "Bisherige Erkenntnisse geben Anlass zur Vermutung, dass EndoTAG®-1 als Kombinationstherapie mit Paclitaxel möglicherweise eine neue Behandlungsoption für Patientinnen auch mit hormonrezeptor-positivem Brustkrebs darstellen könnte." 9 der 15 Patienten hatten hormonrezeptor-positivem Brustkrebs. Keine Patientin dieser Subgruppe hatte ein pCR. Die Tumorreduktion dieser Subruppe nach EndoTAG-1 Therapie liegt bei < 84% (no pCR: CI:50-95%). Frage: Was bedeutet dieses Ergebnis für die oben beschriebene Fragestellung, die man mit dieser Studie überprüfen wollte?
Best results were observed in the TNBC patients (6 out of 15 patients) all of whom showed a reduction of tumour volume by 87 - 100%. Treatment in this group resulted in a pathological complete response (pCR) in five out of the six patients. Muss man dieses Ergebniss nicht eher als Zufallsbefund wegen der geringen Patientenzahl bewerten? Eine Patientin weniger mit pCR ergibt ein pCR von knapp 67%. Das Wirkprinip von EndoTAG-1 gibt keinen Anlass zur Annahme, dass TNBC Patienten in besonderm Maße von dieser Therapie profitieren. Weitere Daten wären für eine weitere Interpretation hilfreich wie z.B. - Staging: laut Studienptorokoll vermute ich, dass alle Patientinnen im ersten Stadium waren. - Tumordurchmesser bei Therapiebeginn: Wie ist die Korrelation des Tumorvolumens bei Therapiestart mit der erreichten Tumorreduktion. - Alter: Jüngere TNBC Patientinnen sprechen auf eine neoadjuvante Therapie besonders gut an.
http://abstracts2.asco.org/AbstView_132_114428.html Nur 60% der von 20 auf 15 reduzierten Population beendeten die Studie laut Protokoll. Die Gründe waren Tumorprogression und Nebenwirkungen. Unerwartet war der hohe Anteil von Patientinnen, die die Studie wegen infussionsbedingten Nebenwirkungen abbrechen mussten. Der Hinweis auf die infussionsbedingten Nebenwirkungen und der ev. schon für eine P3-Studie notwendigen Optimierung der gegebenen Prämedikation zur Vorbeugung dieser Nebenwirkungen, die in fast 27% der Fälle zu einem Therapieabbruch führten, könnten Auswirkungen auf den TNBC P3-Entwicklungsplan haben. Wäre diese Studie repräsentativ, hätte MediGene hier ein echtes Problem.
Festzustellen ist ebenfalls, dass das pCR nach Resektion diagnostiziert wurde, d.h. erst nach der anschließenden FEC Therapie. Patientinnen die die EndoTAG-1 Threapie abgebrochen haben, haben diese Anschlusstherapie sehr wahrscheinlic früher und länger erhalten. Dies muss man bei der Interpretation der pCR Daten berücksichtigen.
Weiterhin wurde die Infussionsdauer angesprochen. Die infussionsbedingten Nebenwirkungen sind bei langsamer Infusion (Slow Infusion Rates) aufgetreten. Aufgrund der möglichen geringeren Patientenakzeptanz wegen der viel längeren Infusionsdauer gegenüber Wettbewerbsprodukten, muss EndoTAG-1 einen deutlichen Wirsamkeitsvorteil zeigen.
Meine Einschätzung: Enttäuschend ist für mich vor allem das Ergebnis der HER-2 negativen, rezeptor positiven Subgruppe. Zwar wurde der Primäre Endpunkt der Tumorreduktion erreicht, allerdings wird dieses Ergebnis aufgrund der geringeren Patientenzahl wegen eines möglichen Zufallsbefrunds in der TNBC-Subgruppe relativiert. Anschauen sollte man sich jetzt auch nochmals die infussionsbedingten Nebenwirkungen der kleinen Freiburger Studie und der großen P2 Studien. Glücklicherweise unterstützen sowohl die Wirksamkeitsdaten der TNBC Subgruppe als auch die belegte Tumorreduktion, mit dem Erreichen des primären Endpunktes, die bisherigen EndoTAG-1 Ergebnisse der größeren Studien. Die pCR Daten sind aufgrund der folgenden FEC Chemo nur mit aller Vorsicht zu bewerten. Sorgen bereitet sofern repräsentativ das Nebenwirkungsprofil; nur schwer interpretirebar ist das mäßige Ansprechen der Therapie bei Her2-, ER+ Brustkrebs, das aus meiner Sicht wohl auch nicht repräsentativ zu sein scheint. Trotz allem eröffnet das Ergebnis dieser Studie einem potentielle Partner einen neuen Markt (Neoadjuvante TNBC Therapie). Im "accelerated Approval" der FDA mit pCR als Endpunkt könnte eine Zulassung für TNBC- NCT deutlich schneller erreicht werden. Allerdings besteht das Risiko, dass bei einem Scheitern der nach Zulassung geforderten Phase 4 Studie mit dem Endpunkt des Überlebensvorteils, das Medikament vom Markt genommen werden würde. Mit der SEDA und dem Eligard Verkauf wollte man sich vor Jahren eine bessere Verhandlungsposition für das Deal-Making schaffen. Es blieb bei Versuchen - nun steht man wieder mal mit dem Rücken an der Wand, denn die Verhandlungsposition ist aufgrund der aktuellen finanziellen Lage äußerst schwach. CEO und CFO müssen in den nächsten 9 Monaten Partner finden bzw. vorhandene Partnerschaften erweitern, um die weitere Entwicklung der Projekte in der Pipeline zu finanzieren oder eben verwässernde Kapitalmaßnahmen ergreifen. Gelingt das dem Management nicht, bin ich auf das Prüfungsergebnis der Abschlussprüfers und die damit verbundene Kursbewegung gespannt. Allerdings hat ja der MediGene CFO einige Erfahrung in Sachen Geldbeschaffungsmaßnahmen und somit dürfte das angesproche Horroszenario eher hypothetisch sein. "Under-Promise - Over Deliver" Gruß mulga |