Du hast zu recht ein paar positive Argumente für das Werk in Singapur genannt.
Doch man muss sich auch fragen, wo die ganzen angekündigten großen Aufträge geblieben sind, die AMS lt. eigener Aussage in der Verhandlungs-Pipeline sah?
Der Umsatzeinbruch resultiert nicht nur aus dem nachlassenden Apple-Geschäft, dass mit der nächsten "nur" "Update-iPhone"-Generation noch einmal schlechter werden könnte, was ich persönlich erwarte. Sondern die vielen großen Aufträge aus dem Android-Bereich scheinen wohl nicht gewonnen worden zu sein. Ich habe diesbezüglich jedenfalls einen viel optimistischeren Eindruck des CEO in Erinnerung aus Sommer und Herbst 2018.
Ich fürchte, dass AMS zurückfallen könnte, so wie Du es über Intel geschrieben hast. Für Testzwecke und Kleinserien kaufen deutsche Automobilhersteller sicher auch teure Gesichterkennungssensoren, wenn diese perfekt und zuverlässig funktionieren. Das war auch die Phantasie wegen der Entwicklung der autonom fahrenden Autos.
Nun hat ein Brancheninsider jedoch informiert, dass man nicht glauben solle, dass in 2 -3 Jahren autonom fahrende Autos durch die Städte fahren könnten. Das wäre zuerst auf Autobahnen und bestenfalls in ländlichen Regionen möglich. Ehe die Autos so weit entwickelt wären, bis diese autonom durch Städte fahren könnten, mit Empfangslöchern und den vielen Unwägbarkeiten in Innenstädten, würde er erwarten, dass noch locker 10 Jahre Entwicklungszeit vergehen könnten.
Das erhoffte Massengeschäft mit der Automobilindustrie, dass ebenfalls den Kurs früher wohl stützte, scheint erst einmal wieder ausgepreist zu werden.
AMS hat meines Erachtens das Werk in Südkorea auf günstige Massenproduktion auslegen wollen. Für die Produkte sehe ich aktuell nur die Smartphonehersteller als Kunden für die Massenproduktion.
Deshalb sehe ich auch nicht mehr die Abhängigkeit von Apple deutlich sinken, weil AMS es bisher scheinbar nicht gelungen ist, andere Großkunden zu gewinnen. Und weil das Geschäft mit den Sensoren so interessant ist, scheint der Wettbewerb verstärkt in die Technologie zu investieren.
Mein Eindruck ist, dass der Markt nicht leichter, sondern eher härter für AMS wird.
Was ich wohl auch nie verstehen werde ist, weshalb die AMS-Prognosen so ungenau sind. Zu Beginn eines Quartals sind doch die Aufträge längst bekannt, die im laufenden Quartal zu bearbeiten sind. Auch wenn es kleine Abweichungen bei der Nachfrage geben kann. Ich kann mir nicht erklären, weshalb der CEO nicht in der Lage ist, zuverlässiger zu informieren. I
ch habe zwischenzeitlich den Eindruck gewonnen, dass er CEO völlig überfordert ist. Wenn ich an das Interview von vor rd. einem Jahr denke, wo er noch so vor Optimismus sprühte und er dann selbstbewusst gegenüber dem Journalisten sagte: "go big or go home", dann frage ich mich, weshalb der CEO nach dem Geschäftseinbruch nicht "home" geht. Statt hoher Gewinne müssen (trotz aller Bilanzkosmetik?) Verluste ausgewiesen werden.
Und wie man mit dem Cashflow die erforderlichen hohen technologischen Investitionen im Werk Singapur künftig stemmen will, bleibt für mich ein Rätsel.
Alles nur meine Meinung.
Aber wenn ich die Panik bei Wirecard sehe, einem stabil hoch profitablen und stark wachsendem Unternehmen und das mit AMS vergleiche, die Verluste zeigen und auf einem riesigen Schuldenberg sitzen, dann wundere ich mich schon etwas über die "Profis" und Analysten. |