Biotechnologie
GPC-Aktie eine Wette auf eine gesunde Zukunft
30. April 2004 Zum Wochenschluß kämpfen die Aixtron- und die Teles-Aktie mit dem Papier von GPC Biotech um die „rote Laterne“ im TecDax. Die GPC-Aktie leidet unter dem jüngsten Quartalsbericht. Das Verluste schreibende Biotechnologieunternehmen GPC Biotech hat im ersten Quartal 2004 weniger umgesetzt und seinen Verlust vergrößert. Allerdings ist der Verlust nicht so hoch wie von Analysten erwartet. Zudem hat das Unternehmen mehr als doppelt soviel Geld verbrannt, als es erlöst hat. GPC fallen vor diesem Hintergrund trotz der unter dem Strich als positiv eingeschätzten Quartalszahlen unter die wichtige Marke von zwölf Euro, und zwar um 3,0 Prozent auf 12,05 Euro, nachdem sie zuvor schon mit 4,4 Prozent im Minus gelegen hatte. Nach Einschätzung eines Händlers hat es wohl einige „Zocker“ in dem Wert gegeben, die auf positive Überraschungen bei GPC spekuliert hatten. Der Fall unter das Niveau von zwölf Euro sei negativ zu werten, meldet Dow Jones-vwd.
Noch gut 84 Millionen Euro auf dem Konto
Die Umsätze sind in den ersten drei Monaten auf vier Millionen Euro von 6,1 Millionen Euro im Jahr zuvor gesunken. Grund dafür sei, daß eine Reihe von Allianzen ausgelaufen sei. Der Fehlbetrag im Quartal habe 7,2 Millionen Euro betragen. Im Vorjahresquartal hatte der Konzern ein Minus von 4,6 Millionen Euro ausgewiesen. Analysten hatten aktuell mit einem Verlust von 8,4 Millionen Euro gerechnet. Der Netto-Cash-Burn belief sich den weiteren Angaben zufolge in den ersten drei Monaten dieses Jahres auf 8,8 Millionen Euro. Zum Quartalsende habe GPC noch über liquide Mittel in Höhe von 84,6 Millionen Euro verfügt.
Einen Ausblick für das Gesamtjahr gab GPC nicht. Im Februar hatte Finanzchef Mirko Scherrer gesagt. „Wir haben unseren Ausblick für 2004 bewußt vage gehalten, weil er von Partnerschaften abhängig ist.“ Wann diese zu Stande kämen, wisse er noch nicht. Der Hoffnungsträger für GPC, das Krebsmittel Satraplatin, befindet sich in der letzten Phase der klinischen Erprobung. Da die Studien aber sehr kostspielig sind, soll der Verbrauch an Finanzmitteln 2004 steigen. Das Medikament soll 2007 auf den Markt kommen und jährliche Spitzenumsätze von mehr als 500 Millionen Dollar generieren.
Um in der Zeit bis zur erhofften Zulassung ohne finanzstarken Partner auskommen zu können und die bestehenden Mittel nicht über Gebühr zu strapazieren, setzt das Unternehmen, wie schon berichtet, auf eine Kapitalerhöhung. Zudem will es sich an der Nasdaq listen lassen.
Zwei von drei Projekten stehen noch ziemlich am Anfang
“Wir haben in den ersten drei Monaten des Jahres 2004 wesentliche Fortschritte in mehreren unserer Krebsmedikamentenprogramme gemacht,“ sagte Vorstandsvorsitzender Bernd R. Seizinger laut Dow Jones-vwd. GPC habe nun drei Krebsmittel-Programme in der Entwicklung. Zwei davon stehen indes erst vor der ersten klinischen Phase, werden also noch Jahre brauchen, bis sie zugelassen werden könnten. Insofern ist das vom amerikanischen Unternehmen Spectrum Pharmaceuticals zugekaufte Satraplatin der wesentliche Hoffnungsträger für die mittelfristige Perspektive. GPC ist nach Angaben eines Sprecher zuversichtlich, da bei Krebsmitteln der Übergang von der zweiten zur dritten klinischen Phase die kritischste sei, doch es bleibe ein Restrisiko.
Da GPC Biotech noch kein eigenes Produkt auf dem Markt hat, ist es bislang auf Erlöse aus Kooperationen mit anderen Unternehmen angewiesen. Hauptumsatzquelle werde in diesem Jahr die Allianz mit dem Pharmakonzern und Großaktionär Altana sein, sagte ein GPC-Sprecher. Aus der Zusammenarbeit mit Altana beim Aufbau eines Forschungsinstitutes in Amerika erhalte GPC gesicherte Umsätze über die Vertragslaufzeit in Höhe von 60 Millionen Euro. Davon habe GPC knapp über die Hälfte verbucht. Die Kooperation hatte im Dezember 2001 begonnen und soll bis 2007 dauern.
Andere Allianzen, in denen GPC seine Technologie vermarktet habe, seien planmäßig ausgelaufen, sagte der Sprecher. Es kann aber sein, daß noch Zahlungen für erreichte Entwicklungszeile anfallen“, fügte er laut Reuters hinzu.
Aktie sehr hoch bewertet und charttechnisch angeschlagen
Die Gesamtschau macht deutlich, daß GPC finanziell weiter recht komfortabel ausgestattet ist, aber noch viele Hoffnungen zu erfüllen hat. Satraplatin muß erst zugelassen werden und für Umsätze sorgen, die GPC gut gebrauchen kann und für das dauerhafte Wohlergehen des Unternehmens wesentlich sind. Bisher lebt GPC wie andere junge Biotech-Unternehmen am Kapitalmarkt von mehr oder weniger hohen Erwartungen. Dabei ist die Börse bereit, ein vielfaches des Jahresumsatzes für die Aktie zu bezahlen: Der Börsenwert liegt bei 251 gut Millionen Euro. Damit ist die Aktie ohne Frage sehr hoch bewertet.
Charttechnisch sieht es gemischt aus. Der Titel hat seit Oktober 2002 einen mittelfristigen Aufwärtstrend aufgebaut, aber nach einem steilen Anstieg im Januar den Rückwärtsgang eingelegt. Er bewegt sich in einem kurzfristigen Abwärtstrend und ist von ihrem Jahreshoch gut 26 Prozent entfernt. Um ermutigende Signale zu senden, müßte sie mindestens über die Hürde bei 12,40 Euro springen. Unter dem Strich bleibt das Papier eine Wette auf eine gesunde Zukunft und recht spekulativ.
vom 30.4. also schon etwas älter....