Kein Wunder Was mich am meisten an diesem Markt überrascht ist, dass jeder ihn überraschend findet.
Die Kreditgeber haben Geld an Leute verliehen, die es sich nicht leisten konnten, das Geld zurück zu zahlen. Natürlich sind die Kredite gescheitert, was ist denn daran so überraschend?
Die Verbraucher haben mehr ausgegeben, als sie sich leisten konnten. Natürlich ist ihnen das Geld ausgegangen und sie mussten sich einschränken. Können sie mir sagen, was daran so außergewöhnlich ist?
Die Wall Street hat über Jahre mit den billigen Krediten Parties gefeiert. Jetzt wird es schwerer, an Kredite zu kommen, ist es da ein Wunder, dass sie die Musik ausgedreht haben und die Bar geschlossen?
Ende vergangener Woche brach der Dow um 224 Punkte ein, nachdem das riesige Versicherungsunternehmen, AIG, einen Verlust verkündet hat, der größer ausgefallen ist als erwartet. AIG ist schon mehr als einmal eingebrochen, seit das Unternehmen 1969 an die Börse ging.
Öl ist gleichzeitig gestiegen. Aber Gold hat wieder 5 Dollar verloren und ist auf 877 Dollar gefallen.
Und die Schatzanleihen über zehn Jahre sind gestiegen und bringen jetzt 3,93%.
Und jetzt können wir in der Zeitung lesen, dass Freddie Mac auch einen großen Verlust bekannt gegeben hat. Was für ein Schreck! Und ich habe gedacht, dass es ein gutes Geschäft sei, wenn man Häuser zu 100% für Leute finanziert, die ein mieses Kreditrisiko aufweisen und die bei ihren Anträgen gelogen haben. Und es war ein gutes Geschäft, bis die Hauspreise in den Keller gegangen sind. Aber wer hätte das kommen sehen können?
Nun, ... jeder.
Die Preise steigen. Dann fallen sie. Und so ist es schon seit einer langen Zeit. Die Hauspreise kehren auf die allgemeinen Werte zurück", sagen die Wirtschaftswissenschaftler. Um genau zu sein, sind sie so ungefähr die allergemeinsten Rückkehrer in der gesamten Finanzwelt. Häuser sind, anders als Dot.com Aktien oder Bilder von Lucien Freud, sinnvoll. Sie werden von Lohnverdienern gekauft, um darin zu leben. Also müssen sie einen Preis haben, den sich die Leute auch leisten können. Um genau zu sein, muss der durchschnittliche Hauspreis dem Haushaltsvolumen des durchschnittlichen Hauskäufers entsprechen, mehr steckt nicht dahinter.
Also fangen Sie gar nicht erst an, mir erzählen zu wollen, dass der Rückgang bei den Immobilienpreisen eine Überraschung darstellen würde. Ich habe das schon vorhergesagt, seit es angefangen hat. (Ich habe natürlich auch viele Dinge vorhergesagt, die bislang noch nicht passiert sind... aber das ist eine ganz andere Geschichte.)
Doch hier kommt ein Beitrag von Reuters: Freddie Macs negatives Eigenkapital wirft Fragen auf." Nun, stimmt. Die erste Frage ist, wie ein Unternehmen, das im Grunde genommen eine Monopolstellung hat, die ihm von der amerikanischen Regierung gewährt wurde, ein solches Chaos aus seinem Geschäft machen kann. Und das so schnell. Kaum 12 Monate liegen zwischen uns und der größten Blase, die es im Laufe der Geschichte bei Immobilien je gab und schon sind sie um 5,6 Milliarden Dollar unter Wasser.
An der Wall Street macht ein Gerücht die Runde - seinen Ursprung hat es bei mir - dass Freddie heimlich von Robert Mugabe geleitet wird. Sicher, eine Pechsträhne kann jedes Geschäft ruinieren. Aber Freddie Mac kann nicht nur durch eine Pechsträhne erklärt werden. Dazu brauchte es ein Gesetz des Kongresses. Oder vielleicht auch mehrere Gesetze des Kongresses. Zum Beispiel das, das das Zentralbanksystem in Amerika erschaffen hat.
Aber wir wollen dieses Thema ein andermal besprechen. Zuletzt vertrat ich die Ansicht, dass die Finanzindustrie ihre Zeit auf der Sonnenseite des Lebens hinter sich hat. Solange ich lebe wird sie nicht mehr zu jugendlicher Kraft zurückfinden. Und das bringt mich auch zur zweiten Frage: Warum sollten die Investoren diese Aktien kaufen wollen? Freddie ist ganz offenkundig insolvent.
Doch die meisten Investoren wollen das nicht glauben. Freddie hat vielleicht ein negatives Eigenkapital von 5,6 Milliarden Dollar, aber die Anleger kaufen die Aktien immer noch. Die Konjunkturbeobachter rechnen damit, dass die Wolken vorüber ziehen werden und dass die Sonne jetzt sehr bald wieder hervorkommen wird. Ich gehe nicht davon aus, dass das passieren wird.
Die Zahl der unverkauften Häusr ist auf dem höchsten Niveau seit 26 Jahren. Die Hälfte dieser Häuser muss verkauft werden, ehe die Verkäufer wieder irgendeinen Einfluss auf die Preisgestaltung haben werden. Und das wird lange dauern. Und dann gehe ich auch davon aus, dass der Bestand unterbewertet wird. Ich weiß von mindestens zwei Leuten, die ihre Häuser vom Markt genommen haben. Nicht weil sie sie selbst besitzen wollten, sondern ganz einfach deshalb, weil sie nicht davon ausgehen, dass sie sie verkaufen können. Und wenn der Bestand abgearbeitet ist, dann werden sie wieder angeboten werden - und das wird den Preis noch länger unten halten.
Doch der größte Wandel der Wirtschaft ist nicht der Immobilienmarkt selbst, sondern die Veränderung der Einstellung, die dadurch hervorgerufen wird. Die Märkte bilden Meinungen, sagen die alten Hasen.
Und ein Rückgang der Immobilienpreise wird einen epochalen Wandel von Schulden in Richtung Ersparnisse verursachen.
Ich berichte hier davon, auch wenn es auch noch nicht dazu gekommen ist. Und wie ich bereits erklärte, sehen die Baby-Boomer ihren Ruhestand jetzt mit den gleichen Augen, wie ein Verurteilter das Schafott. Sie bereuen, dass sie kein Geld gespart haben - und das zutiefst. Und jetzt bleibt ihnen nur noch eine Möglichkeit der Wiedergutmachung... sie können versuchen, die letzten 15 Jahre auszugleichen, indem sie sparen, als würde ihr Leben davon abhängen.
Um genau zu sein, ist das auch so.
© Bill Bonner Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Kapitalschutz Akte"
|