Innovativ und schön mag das iPhone für den Verbraucher sein - uns interessieren hier ja eigentlich nur die Auswirkungen auf den Wert des Unternehmens Apple. Und die wurden mir bisher zu wenig kritisch unter die Lupe genommen. Das will ich mal machen, schließlich heißt der Thread "Chancen UND RISIKEN". Leitfrage ist dabei: verkauft sich das Teil oder nicht?
Das Negativbeispiel Auch ein innovatives Produkt kann zum Fiasko werden. Auch bei Apple. Wer sich noch an den Newton erinnern kann, weiß Bescheid.
Der Vertrag Das Telefon kommt für 500 oder 600 USD auf den Markt, und nur in Verbindung mit einem Mobilfunkvertrag von Cingular. Das Gerät ist damit ziemlich teuer. Zudem sind die Konditionen des Vertrages alles andere als klar.
Die Lieferzeit Das Ding ist erst in einem halben Jahr fertig. Gemessen an den derzeit erhältlichen Geräten mag das iPhone am oberen Ende der Oberliga mitspielen, wieviel besser das iPhone im Vergleich zu anderen Mobiltelefonen und PDAs wirklich ist, werden wir erst wissen, wenn es auf dem Markt ist. Bis dahin haben alle anderen Zeit, sich eine Scheibe von den innovativen Features abzuschneiden. Und im Juni wird die 2MP-Kamera hochgradig veraltet sein.
Die Stückzahlen 10 Millionen sind wie ich finde ein ambitioniertes Ziel. Apple gibt sonst eigentlich eher konservative Ausblicke. Die 10 Millionen (oder 1 Prozent des Marktes) will man in 1,5 Jahren in Amerika, einem Jahr in Europa und weniger als einem Jahr in Japan verkaufen. Wenn man sich überall wie in den USA an einen einzigen Mobilfunk-Betreiber bindet, schließt man automatisch eine Menge Kunden aus, nämlich alle, die z.B. aus persönlichen, vertraglichen oder beruflichen Gründen an einen anderen Betreiber gebunden sind. Wenn man aber nicht - wie sämtliche Wettbewerber - den ganzen Markt anspricht, wird es erheblich schwerer, den angestrebten Marktanteil zu erreichen.
Die Partner Die Zusammenarbeit mit Google und Yahoo sehe ich positiv. Beide haben eine große Benutzerbasis und sind was Trends bei Internet-Anwendungen geht ganz vorn dabei. Die Integration dieser Dienste in eine einfache Oberfläche kann sicherlich viele Anhänger finden und wird nicht auf Google Maps und Yahoo Mail beschränkt bleiben. Die Frage ist, was passiert mit .mac, Apples eigenen Internet-Dienst? Langfristig sehe ich hier sogar Potenzial für eine mächtige neue Softwareplattform für mobile Geräte, man denke an die web-basierte Textverarbeitung und Tabellenkalkulation von Google.
Die Technik Touchscreens sind diffizile Technik. Bleibt zu hoffen, dass sie durchhalten und Apple am Ende nicht mit Klagen und Garantieforderungen überhäuft wird.
Die Kannibalisierung Das iPhone ist nicht nur Phone sondern auch iPod. Ich würde mal über den Daumen gepeilt damit rechnen, dass jedes zweite bis dritte iPhone einen iPod-Kauf ersetzt. Der ASP der iPods liegt allerdings bei (für Q1/07 geschätzten) 170 USD, der deutlich höhere Verkaufspreis des iPhone kann das also einigermaßen kompensieren. Zudem wird das Telefon kaum einen der iPods mit Festplatte ersetzen, dafür sind 4 und auch 8GB einfach zu wenig. ABER: in Q2 und Q3 werden einige Kunden den iPod-Kauf streichen und auf das Erscheinen des iPhone warten.
Das Fazit Den Optimismus, den der Kurs derzeit ausstrahlt kann ich nicht ganz teilen. Ich denke wir werden heute und in den nächsten Tagen auch erst mal kräftige Gewinnmitnahmen sehen. Bis zu den Zahlen (am 17.01.07) wird dann der Hype etwas abklingen und die Realität in den Vordergrund treten. |