Ich bin nun wahrlich keine Freund von den zu erwarteten EU-Zöllen, aber wenn man sich alleine die Entwicklung der Yingli-Zahlen inkl. der sich deutlich verschlechterten Unternehmensbilanz der letzten 5 Quartale anschaut, dann muss man zwangsläufig zur Erkenntnis kommen, dass der EU eigentlich gar nichts anderes übrig bleiben wird um gegen China bei Solar vorzugehen. Zumal ja die Chinesen mittlerweile schon über Mindestexportquoten und Mindestpreise mit der EU diskutieren. Ist dann schon ein kleines Schuldeingeständnis.
Yingli-Zahlen der letzten 5 Quartale (von Q1 2012 bis Q1 2013):
Q1: Nettoverlust: 45 Mio. $ Nettofinanzverschuldung 1.644 Mio. $ Absatz: 521 MW Q2: Nettoverlust: 90 Mio. $ Nettofinanzverschuldung 1.808 Mio. $ Absatz: 592 MW Q3: Nettoverlust: 153 Mio. $ Nettofinanzverschuldung 1.913 Mio. $ Absatz: 492 MW Q4: Nettoverlust: 200 Mio. $ Nettofinanzverschuldung 2.000 Mio. $ Absatz: 692 MW Q1: Nettoverlust: 98 Mio. $ Nettofinanzverschuldung 2.043 Mio. $ Absatz:648 MW
Yingli war in den letzten 2 Jahren extrem aggressiv unterwegs um auf Teufel komm heraus Marktanteile zu gewinnen. Deshalb ist auch Yingli zum größten Modulverkäufer bzw. -produzent geworden. Aber genau deshalb beträgt die Nettofinanzverschuldung mittlerweile satte 2 Mrd. $, Yingli zahlt im Jahr rd. 140 Mio. $ alleine an Zinsen, die Eigenkapitalquote liegt nur noch bei 15% und die wird in den nächsten 2 Quartle wohl unter 10% gehen bei einer Bilanzsumme von 3,8 Mrd. $ und die kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten liegen bei sage und schreibe 1,2 Mrd. $.
Yingli ist ein Paradebeispiel für staatliche, illegeale Hilfe und ohne Hilfe von der Zentralregierung, der Provinzregierung und den staatlichen Banken, vor allem von der China Development Bank, hätte Yingli schon längst ein ganz großes Problem bzw. wäre gar ie so weit gekommen wie man heute ist. Nach westlichen Standards müsste Yingli entweder in Pleite gehen um sich dann zu sanieren oder es müsste zu einem riesigen Debt Equity Deal kommen wie bei Centrotherm, Solarworld oder Centrosolar. Jedenfalls würde Yingli aufgrund dieser desaströsen Unternehmensentwicklung und der total miesen Unternehmensbilanz von keiner einzigen westlichen Bank nur einen müden Dollar bzw. Euro bekommen.
Das Perverse an dieser unseglichen, extrem aggressiven Yingli-Strategie ist noch, dass Yingli damit die andere China-Solaris zwangsläufig mit in die Schuldenfalle mitziehen. Sieht man richtig gut z.B. bei Trina Solar. Wenn der Marktführer sehr aggressiv den Markt beackert mit extrem niedrigen Preisen, dann bleibt den anderen, zumindest den Großen, so gut wie nichts anderes übrig das Gleiche zu tun.
Schaut man sich mal die Suntech-Bilanz an vor drei Quartalen an (danch gab es ja keine mehr) und vergleicht die mit der aktuellen von Yingli, dann ist die Yingli-Bilanz mittlerweile keinen Deut besser wie die von Suntech.
Ich bin zwar nun wirklich ein Gegner von Dumpingzöllen, aber was soll denn ein Staat bzw. ein Staatverbund denn tun, wenn es halt in China wie man am Beispiel von Yingli nun wirklich sehr gut erkennen kann, zu viel zu offensichtlichen unerlaubten Hilfe kommt ?? Soll die EU-Kommission wirklich einfach weg sehen ???
Die chinesische Zentralregierung ist Gott sei Dank mittlerweile dabei die massiven Fehlentwicklungen der heimischen Solarbranche einigermaßen rückgängig zu machen. Sicher auch deshalb, weil es in den USA schon zu Zöllen gekommen ist und in der EU die Gefahr sehr hoch ist, dass Zölle kommen werden wie auch in Indien. Die chinesische Poltik hat wohl mittlerweile selbst erkannt, dass diese massiven Fertigungskapazitäten (rd. 80% aller Wafer-, rd. 70% aller Zellfertigungs- und rd. 60% aller Modulfertigungskapazitäten stehen in China) viel zu hoch sind. China wird sehr viele Tier 2 und Tier 3 China-Solaris (der nächste Große könnte Chaori Solar sein - Schalke 04 Sponsor) in diesem Jahr in die Pleite rutschen lassen, schon alleine deshalb weil es seit Februar sehr restrektive Kreditauflagen für Solarunternehmen gibt. Wobei die Großen wie Yingli wohl vom Staat wie auch von der Provimregrierung nicht fallen gelassen werden. Aber wer weiß das schon so genau.
Guten Willen zeigt China jedenfalls (z.B. wesentlich strengere Kreditaufnahmen, Öffnung des Marktes für westliche Unternehmen wie z.B. SMA, PowerOne oder Sunpower) und sie machen auch unstrittig Nägel mit Köpfen, aber sie machen das nicht durchgängig wie man z.B. bei Yingli sieht. Hätte China schon vor 1 1/2 Jahre reagiert wie sie es jetzt praktizieren, dann hätte es so weit gar nicht kommen müssen mit US und EU-Zöllen, aber was soll jetzt bittschön die EU tun ?? Klein beigeben und die viel zu offensichtlichen unerlaubten Unterstützungen einfach ignorieren ?? Das kann es dann doch letztendlich auch nicht sein.
Warum die Chinesen so spät mit der EU in ernsthafte Verhandlungen eingetreten sind ist mir fast unerklärlich. Der Hohn ist aber, dass ausgerechnet Yingli Verhandlungsführer war. Die Chinesen waren sich wohl viel zu sicher, dass die EU es nicht wagen würde Zölle zu erheben, vor allem keine Zölle von über 30%. Dazu kommt ja noch, dass die EU-Zölle viel weitreichender sein werden wie in den USA, denn die EU wird nicht wie in den USA nur Zölle auf Zellen erheben, sondern auch auf Wafer und Module.
Generell ist es aber leider so, dass es sehr viele Verlierer bei EU-Zöllen geben wird, auch sehr viele Europäische. Arbeitsplätze werden ganz sicher in der EU durch Zölle wegfallen (Projektierung, Vertrieb, Handel, Installation). Nicht zu vergessen, die Grid Parity wird durch die Zölle zwangsläufig nach hinten verschoben und das kann für die Umwelt auch nicht positiv sein. |