Durch den inzwischen weithin akzeptierten Tabubruch, den die Zentralbanken mit QE begangen wurde (US-Staat verschuldet sich "bei sich selbst" - d.h. bei seiner Notenbank Fed) dürften sich schwere Rezessionen wie 2007/8 vorerst nicht wiederholen. Wann immer eine Krise aufkommt, wird sie in frischem Zentralbank-Geld ersäuft.
Das endet erst, wenn die Zentralbanken selbst ihre Glaubwürdigkeit verlieren. Bis dahin könnten allerdings noch Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte "fröhlichen Weiterdruckens" ins Land gehen. Höchstwahrscheinlich endet die Chose mit einer weltweiten Hyperinflation.
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Wie in Europa die Banken von dieser neuen Geldpolitik profitier(t)en (und zugleich mit EZB-Hilfe Konkursverschleppung in den EU-Problemstaaten betreiben konnten), habe ich gestern hier beschrieben:
https://www.ariva.de/forum/...ungsfrage-472111?page=5506#jump29742841
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Eine zweite Immobilienkrise in USA droht mMn vorerst nicht - trotz der mittels QE und Nullzinsen hochgepumpten Hauspreise (inzwischen fast doppelt so hoch wie 2005, dem alten Blasenhoch).
Das liegt u. a. daran, dass es bei Immobilien kaum noch wackelige Subprime-Finanzierungen gibt und die Preise "automatisch" hoch gehalten werden, weil zu viel Geld vom Staat (Covid-Überstimulus, Notenbank-"Geldgedrucke") zu wenig Güter jagt, die damit gekauft werden können. Dadurch herrscht Anlagenotstand bei Sachwerten aller Art.
Bei Fannie und Freddie dürften selbst bei einem Rückgang der Hauspreise nicht allzu viele der in den MBS gebündelten Immo-Kredite faul werden, weil durch die "Übervorsichtigkeit" Mark Calabrias Risiken konsequent vermieden worden sind. (Calabria wollte damit allerdings nicht FnF gesunden, sondern sie klein halten, damit TBTF-Banken mehr vom Hypo-Kuchen bekommen.)
Bereits 22 Mal in Folge haben FnF notleidende Kredite aus ihren MBS an Investmentbanken (u. a. GS) verkauft, die dann - wo es ging - die Zwangsvollstreckung betrieben. Für GS und Co. sind das gute Geschäfte, weil sie die Kredite von FnF deutlich unter Wert kaufen. Sie nehmen deutlich mehr ein aus Krediten, die sie noch vollstrecken können, als sie aus Krediten, die nicht mehr bedient werden können, verlieren. (Fannie und Freddie könnten im Prinzip auch selber vollstrecken, aber darunter würde ihr Wohltäter-Ansehen in der Bevölkerung leiden.)
Dies hat im Endeffekt dazu geführt, dass das Kreditportfolio von FnF inzwischen sehr sauber ist. Es gibt somit gute fundamentale Gründe dafür, warum FnF die Bankenstress-Tests in 2020 und 2021 mit Bravour bestanden haben.
Calabria hatte das positive Ergebnis des 2020-Stresstest übrigens verheimlicht bzw. nicht veröffentlicht, damit er seine völlig überhöhten Eigenkapitalregeln (4 %) durchdrücken konnte.
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Unter den Demokraten soll die Solidität der FnF-Finanzen nun wieder zugunsten "affordable housing" aufgeweicht werden. D.h. es sollen mehr riskante Kredite vergeben werden, was dann auch wieder zu erhöhten Ausfällen führen wird. Andererseits wird dadurch die Rolle von FnF auf dem US-Hypomarkt gestärkt, was die Demokraten ja anstreben.
Diese Strategie ist mMn ein zweischneidiges Schwert. Denn es KANN kein "affordable housing" geben, wenn z. B. in Kalifornien der mittlere Hauspreis inzwischen schon bei 800.000 Dollar angelangt ist. Ein schwarzer Busfahrer oder eine Latino, der in einer Autowerkstatt arbeitet, kann sich das preislich einfach nicht mehr leisten - genausowenig wie in D. ein Durchschnittsverdiener (egal aus welcher Ethnie) noch die Chance hat, in attraktiven Großstadtlagen eine für ihn erschwingliche und finanzierbar Eigentumswohnung zu finden. Die Preise sind durch zu viel Druckgeld drastisch in die Höhe geschossen, der Markt ist "nach oben verzerrt".
Es bringt somit nichts, wenn für Leute, die sich 800.000-Dollar-Häuser ohnehin nicht leisten können - die Grundschuld bleibt ja bestehen -, günstigere Hypokredite von FnF angeboten werden, was Biden über die Hilfsprogramme in die Wege leiten will. Das Problem sind nicht die - ohnehin schon historisch niedrigen - Hypozinsen, sondern die absurd überhöhten Immo-Preise.
Die Idee, diese Misstände durch "affordable-Housing"-Programme aus der Welt schaffen zu können, verkennt daher die tatsächliche Problemlage, obwohl diese Programme bei Leuten, die davon evtl. profitieren könnten, natürlich großen Anklang finden (sprich: Biden ist auf Wählerfang bei seiner Klientel).
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Es wäre mMn sehr unfair, wenn die Regierung die Warrants ausübt, um damit weitere 50 Milliarden auf FnF herauszuquetschen (letztlich auf Kosten der Altaktionäre). Denn dieses Geld soll in Hilfsprogramme gesteckt werden sollten, die gegen das oben beschriebene Grundübel (über Billiggeld hochgezockte Hauspreise) ohnehin nur wenig ausrichten können. Letzlich benutzen die Demokraten diese Programme für ihre Agenda und ihren Wahlkampf.
Ich möchte anmerken, dass ich politisch den Demokraten näher stehe als den Republikanern, aber dieser Kritik muss sich auch Biden stellen. Die gesamte US-Wirtschaft ist durch Nullzinsen und Fed-Geldgedrucke ökonomisch aus den Fugen geraten - zu einem aufgeblasenem Monster.
Das hat auch hier ein kritischer Ami-Blogger (Wolf Richter) sehr schon und anschaulich beschrieben (ich hab den Text in Deutsche übersetzt):
https://www.ariva.de/forum/...n-thread-283343?page=6166#jumppos154154
Dieses "Monster" ist das Ergebnis manipulativer staatlicher Eingriffe, vor allem durch die US-Zentralbank Fed. Diese Schieflagen nun durch weitere marktmanipulative "Eingriffe von oben" wieder richten zu wollen, bleibt Flickschusterei an einem anders gelagerten Grundübel. Es wird letztlich versucht, mit dem Druckgeld-Beelzebub den Überschuldungs-Teufel auszutreiben. |