23.01.09 14:26 Qimonda soll gerettet werden
Foto: Qimonda Im Inneren des Qimonda-Werks in Dresden Nach Bekanntwerden des Insolvenzantrags von Qimonda sind Politiker und Verbände aktiv geworden. Der DRAM-Hersteller aus Dresden soll gerettet werden und mit ihm so viele Arbeitsplätze wie möglich. An der Qimonda AG hält Halbleiter-Hersteller Infineon Technologies mit 77,5 Prozent die Mehrheit der Aktien.
Heute Morgen hatte die Infineon-Tochter am Amtsgericht München Insolvenz angemeldet, nachdem eine neuerliche Finanzierungslücke in Höhe von rund 300 Millionen Euro bekannt geworden war. Die Konzernmutter sah sich auch deshalb plötzlich nicht mehr in der Lage, sich an dem kürzlich beschlossenen Rettungspaket für das Unternehmen zu beteiligen.
Noch im Dezember hatten sich Infineon, der Freistaat Sachsen und das Land Portugal grundsätzlich auf ein Hilfspaket zur Rettung von Qimonda verständigt. Danach sollte Sachsen 150 Millionen Euro, Portugal 100 Millionen Euro und Infineon 75 Millionen Euro an Krediten bereitstellen.
Heute teilte Infineon jedoch mit, dass es "angesichts der schwierigen konjunkturellen Gesamtlage und der weiteren Verschlechterung des DRAM-Geschäftes im letzten Quartal den verhandelnden Parteien nicht möglich war, ein tragfähiges Rettungspaket zu schnüren". Die unterschiedlichen Perspektiven der beteiligten Verhandlungspartner seien zwar jeweils nachvollziehbar, letztlich aber nicht miteinander vereinbar, heißt es in der heute verbreiteten Presseerklärung weiter. Auf diesen Aspekt ging das Unternehmen nicht weiter ein.
Am Werk wird weitergearbeitet Politiker und Verbände wollen Qimonda aber offenbar nicht aufgeben. Zwar ist die Aktie seit heute Morgen nur noch neun Cent wert. Nach Informationen der Financial Times Deutschland (FTD) hält die Bundesregierung an den Rettungsgesprächen jedoch fest. Eine Sprecherin des Bundeswirtschafts- Ministeriums sagte dazu, man unterstütze wie alle betroffenen Landesregierungen diesen Prozess aktiv.
Noch am Mittwoch hatten der Bund, der Freistaat Sachsen und das Unternehmen im Kanzleramt über den zusätzlichen Kapitalbedarf verhandelt. Im Moment sieht sich die Politik jedoch außer Stande, den zusätzlichen Bedarf von 300 Millionen Euro mit öffentlichen Mitteln zu decken.
Auch die Konzernmutter Infineon sah sich laut FTD nicht in der Lage, das von der Politik verlangte Zukunftskonzept zu finanzieren. Am Hauptwerk des Chipherstellers in Dresden läuft der Betrieb unterdessen unverdrossen weiter. Dort sind augenblicklich 3200 Mitarbeiter beschäftigt.
Bitkom hofft auf Sanierung Auch der IT-Verband Bitkom hat Qimonda noch nicht aufgegeben und im Sinne des High-Tech-Standorts Deutschland eine erfolgreiche Sanierung gefordert. "Ein Überleben von Qimonda hat für den Standort strategische Bedeutung", sagte Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Denn der Konzern arbeite intensiv mit öffentlichen Forschungseinrichtungen zusammen und sei eng mit der mittelständischen Zulieferindustrie verknüpft. Qimonda, so Rohleder, "verfügt über eine ausgezeichnete technologische Basis, kämpft aber wie alle Halbleiterhersteller mit der schwierigen Marktsituation infolge der weltweiten Wirtschaftskrise".
Im Jahr 2008 ist der weltweite Markt für Speicherchips um 15 Prozent auf 38,4 Milliarden Euro eingebrochen. Das geht aus aktuellen Daten der World Semiconductor Trade Statistics (WSTS) hervor. Im Jahr 2009 wird mit einem weiteren Rückgang um fünf Prozent auf 36,6 Milliarden Euro gerechnet.
Grund für das Minus ist die schlechte Entwicklung der Weltwirtschaft, die zu einem drastischen Rückgang der Nachfrage nach Speicherchips geführt hat. Die Folge war ein kräftiger Preisverfall bei Speicherchips, die in Computer, Spielkonsolen, Handys oder MP3-Player eingebaut werden. Verschärft wird die Lage durch die schlechteren Finanzierungsbedingungen auf den internationalen Kapitalmärkten.
AMD weiter in der Krise Erst gestern hatte der ebenfalls mit einem Werk am Standort Sachsen vertretene Prozessor-Hersteller AMD negative Bilanzzahlen verkünden müssen. Der Intel-Konkurrent fuhr im vierten Quartal des letzten Geschäftsjahres ein Minus von 1,42 Milliarden US-Dollar (knapp 1,1 Milliarden Euro) ein - bereits der neunte Quartalsverlust in Folge. Der Umsatz ging dabei um 33 Prozent zurück.
Schon im Vorjahr hatte AMD einen Verlust von annähernd 1,8 Milliarden US-Dollar (knapp 1,4 Milliarden Euro) ausweisen müssen. Der Hersteller hat deshalb angekündigt, rund 1100 Jobs zu streichen, das sind rund neun Prozent der Belegschaft. Auch Branchenführer Intel leidet unter der Krise und streicht nach einem heftigen Gewinneinbruch weltweit bis zu 6000 Stellen (connect online berichtete).
Joachim Scheible 23.01.09 14:26
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