Qimonda braucht noch mehr Geld Von Jan Hildebrand 23. Januar 2009, 02:52 Uhr
Der Rettungsplan für den Speicherchiphersteller droht zu scheitern - Mutterkonzern Infineon läuft die Zeit davon
München - Die Rettung des schwer angeschlagenen Speicherchipkonzerns Qimonda wird immer schwieriger. Die Infineon-Tochter braucht nach Informationen der WELT noch mehr Geld zum Überleben als bisher angenommen. Qimonda habe in Gesprächen über staatliche Bürgschaften mitgeteilt, dass es einen zusätzlichen Finanzbedarf von 300 Mio. Euro gebe, hieß es im Umfeld der Verhandlungsteilnehmer. Ein Sprecher des Konzerns lehnte einen Kommentar ab.
Der Freistaat Sachsen, Portugal und die Qimonda-Mutter Infineon hatten sich nach langem Ringen kurz vor Weihnachten auf ein Rettungspaket über 325 Mio. Euro geeinigt. Sachsen will 150 Mio. zahlen, Infineon 75 Mio. und Portugal als ein Hauptstandort von Qimonda 100 Mio. Euro. Zusätzlich bieten der Bund und Sachsen eine Bürgschaft über 280 Mio. Euro.
Die Verhandlungen kamen zuletzt aber nur schleppend voran, hieß es bei Teilnehmern. Dabei drängt für Qimonda die Zeit: Der Speicherchiphersteller hat bereits mitgeteilt, dass ihm spätestens Ende März das Geld ausgehen könnte. Mittlerweile soll sogar schon im Februar eine Insolvenz drohen. Die Geschäftsentwicklung bei Qimonda hätte sich seit Dezember noch mal dramatisch verschlechtert, sagten Beteiligte. Dadurch sei auch die neue Finanzierungslücke über 300 Mio. Euro entstanden. Qimonda hatte im vergangenen Geschäftsjahr einen Milliardenverlust geschrieben. Aufgrund der desaströsen Lage kommen immer wieder Diskussionen auf, ob eine Rettungsaktion überhaupt Erfolg haben kann. Vor allem in der sächsischen CDU gebe es Vorbehalte gegen das millionenschwere Hilfspaket, sagte eine involvierte Person. Man fürchte, dass Qimonda trotz staatlicher Bürgschaften Pleite geht. Das könnte für die Regierungspartei zur Belastung vor den Landtagswahlen im August werden.
Auch Infineon, das noch immer 77,5 Prozent an Qimonda hält, hatte sich mit seiner Hilfe schwer getan. Der Halbleiterkonzern steckt selbst in großen Schwierigkeiten. "Wir stehen zu unserem Angebot. Mehr können wir aber nicht leisten", betonte ein Infineon-Sprecher.
Im Umfeld von Qimonda wird nicht ausgeschlossen, dass Informationen über den zusätzlichen Finanzbedarf gezielt an die Öffentlichkeit gegeben wurden, um so das Rettungspaket vom Dezember zu torpedieren.
Eine Pleite hätte vor allem für Dresden weitreichende Folgen. Qimonda beschäftigt dort bisher 3000 Menschen, der Abbau von 950 Stellen ist bereits beschlossen. An dem Werk hängen noch Hunderte Jobs bei Zulieferern. Der Konzern gilt als Säule für die Chipbranche am Standort Dresden. Weltweit hat Qimonda 12 300 Mitarbeiter, 4600 davon in Deutschland. |