Guten Tag !
Vossloh hängt nicht ausschließlich von der deutschen Infrastruktur ab und man hat auch in China selber Joint Ventures aufgebaut, die die chinesischen Bahnstrecken ausrüsten- daher könnte Russland durchaus Kunde von Vossloh bleiben.
Trotzdem ist ja nicht zu übersehen, dass das Unternehmen Schwierigkeiten hat und der Kurs nur eine Richtung kennt: nach unten!
Inzwischen ist die Vosslohaktie aber billiger als die Schaltbauaktie- und auch wenn die beiden Unternehmen nicht direkt miteinander vergleichbar sind, gehören sie doch beide zu den "Bahnausrüstern" bzw. "Bahninfrastrukturanbietern".
Ein 1:1 Vergleich ist vielleicht nicht 100%ig aussagekräftig aber wenn man sich anschaut, dass Schaltbau derzeit mit dem 0,83 fachen Umsatz und dem knapp 4,8 fachen Buchwert bewertet wird und diese Zahlen zu Vossloh in Bezug setzt ( KUV knapp unter 0,5 und KBV bei ca. 1,4 ), dann sind da schon signifikante Differenzen zu erkennen.
Okay, Vossloh wird in diesem Jahr- im Gegensatz zu Schaltbau- keine Gewinne sondern voraussichtlich hohe Verluste ausweisen- insofern könnte auch das EK etwas angeknabbert werden, was das KBV etwas ungünstiger macht- aber diese Verluste sind ausschließlich dem Konzernumbau geschuldet.
Liest man den Halbjahresbericht- und dort das Vorwort des Vorstands- dann steht dort, dass man im laufenden Jahr etwa 250 Mio Euro negatives Ebit aus den Umbaumaßnahmen erzielen wird. Das Ebit insgesamt wird bei minus 150 bis minus 180 Mio Euro liegen, mithin resultiert aus dem laufenden Geschäft ein positives Ebit von zwischen 70 und 100 Mio Euro!!!
Wohlgemerkt: Dieses Ebit kommt aus dem laufenden Geschäft und ist noch nicht beeinflusst durch die erwarteten positiven Auswirkungen der in diesem Jahr vorgenommenen Umstrukturierungsarbeiten, mit denen das Geschäft, grade im Bereich Transportation und Electrical Systems, erheblich effektiver und damit profitabler gemacht werden soll!
Wie hoch diese Ergebnisverbesserungen konkret sein werden, lässt sich derzeit schlecht einschätzen, aber zu irgendeinem nachhaltigen und messbaren zukünftigen Ergebnisplus müssen die Umbaumaßnahmen ja führen, sonst könnte man sie sich ja im wahrsten Sinne des Wortes "sparen".
Aber selbst wenn man diese erhofften und erwarteten Effekte mal außen vor lassen würde: Ein Ebit von ca. 100 Mio Euro (oberes Ende der Ebitschätzung aus dem laufenden Geschäft 2014) würde zu einem EpS von irgendwo in der Gegend von 4,00 führen, wenn man unterstellt, dass nicht der überwiegende Teil des positiven Ergebnisse aus China stammt und deshalb mit dem chinesischen Partner "geteilt werden muss, wie in 2013. In 2011 lag das Ebit z.B. bei 97,2 Mio Euro und das EpS bei 4,32; in 2012 lag das Ebit bei 97,5 und das EpS bei 4,94 Euro-allerdings waren darin Sondereffekte enthalten.
Hinzu kommt noch, dass man durch die ebenfalls im Halbjahresbericht erwähnte Umfinanzierung einer Privatplazierung am US-Anleihenmarkt 250 Mio Euro nunmehr deutlich zinsgünstiger finanzieren kann, so dass möglicherweise auch unterhalb des Ebits mehr Gewinn hängen bleibt.
Und schließlich wurde ja seitens des Managements angekündigt, dass man für Vossloh eine neue "mittel- bis langfristige Strategie" erarbeitet, die dem Konzern wieder die nötigen Wachstumsperspektiven erarbeiten soll.
Was man auch nicht vergessen darf ist, dass die Vosslohaktie in der Zwischenzeit weit entfernt ist von den auch aus meiner seinerzeitigen Sicht allerdings eher unangemessenen Höchstständen im Kurs. Der Höchstkurs in 2013 lag z.B. bei über 84 Euro, der Jahresschlusskurs bei 72,50- und selbst am 30.06. hat man noch 62,09 Euro für die Aktie bezahlt- der aktuelle Kurs von 47 Euro bedeutet somit einen Rückgang von 35% zum 31.12.13 und von immerhin noch 24% zum 30.06..
Auch historisch ist der derzeitige Kurs sehr niedrig. Schaut man sich die Jahresschlusskurse an, dann lag dieser seit 2006 immer (meistens erheblich) höher als die 47 Euro von heute- in 2010 sogar doppelt so hoch. Von daher ist sicher viel an Unsicherheit und an einem nicht mehr ganz so überzeugenden Geschäftsmodell schon im Kurs eingepreist.
Nun gibt es bei Vossloh natürlich auch Risiken- das sollte man ebenfalls nicht unerwähnt lassen. Natürlich könnte es sein, dass Herr Thiele irgendwann mal die "Schnauze voll hat" und die restlichen Anteile von Vossloh übernimmt- zu einem möglichst günstigen Kurs. Bisher hat er derartige Absichten zwar immer von sich gewiesen aber wenn er sich morgen umentscheiden sollte, dann ist das halt so- und die neuen Regeln bei einem "Sqeeze out" sind ja nicht wirklich optimal für einen Kleinanleger.
Es kann zweitens auch sein, dass die "neue Strategie", auf die nun alle an der Börse warten, vielleicht nicht so eingängig und überzeugend ist, wie nun doch einige Marktteilnehmer hoffen (je höher die Erwartungen sind desto schwerer wird es für den Vorstand diese zu erfüllen).
Es kann natürlich auch sein, dass das Chinageschäft komplett einbricht oder sonst passiert etwas am Kerngeschäft, das negative Auswirkungen auf den Konzern hat (wobei das bei jedem Unternehmen passieren kann, das sich an der Börse herumtreibt).
Es kann aber eben auch alles anders kommen und das Bild hellt sich wieder auf- weil die Umbaumaßnahmen erfolgreich sind und die neue Strategie greift.
Ich habe daher heute bei Vossloh aufgestockt- mal schauen, ob mir das später mal leid tut:-).
Natürlich ist das nur meine persönliche Einschätzung und keine Empfehlung- jeder sollte sich (wie immer) selbst ein Bild machen.
Einen schönen Tag noch.
Huta |