richtig kluge Leute, die sich Jahre und Jahrzehnte mit Gleichungen und Modellen herumgeschlagen haben erkennen zunehmend, dass es wenig Sinn macht.
Das größte Problem ist, dass du hier nicht gegen Gott spielst - wie in der klassischen Physik - du spielst gegen eine Horde wildgewordener Hühner. Versuch mal deren Haltung einzuschätzen. Physik ist um Längen einfacher als Börse. Es gibt Gesetze. Sie werden rational - mit kleineren Abweichungen - eingehalten. Hier hast du das nicht. Das macht es auch so unglaublich schwer.
Wenn man aber tiefer geht, ist die klassische Physik ja auch nur ein makroskopischer Grenzwert einer mikroskopischen Theorie.
Ich hab mich sogar mal jahrelang damit auseinandergesetzt, Parallelen zwischen der Quantenphysik und der Börse zu finden. Es gibt sie durchaus aber es endet immer in der Sackgasse. Auch an der Börse wird es so sein, dass ich ein "Experiment" genau vorhersagen könnte, wenn ich alle Umstände im Detail kenne. Wenn ich es aber nicht tue, geht man davon aus, dass sich jeder mögliche und erreichbare Zustand mit der gleichen Wahrscheinlichkeit vorfinde. Die einst diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilung verschmiert immer mehr und endet schließlich in einem Gleichgewicht, wo kein Zustand dem anderen bevorzugt wird. In diesem Szenario befindet man sich an der Börse. Es gibt Mrd. Menschen auf der Welt. Jeden plagt was anderes, jeder denkt anders. Der eine sieht die Logik so der andere wieder ganz anders. Das ist wie ein Glas voll Wasser.
Wir sehen es in unserer makroskopischen Welt als statisches Objekt, dass durchaus an Dynamik gewinnen kann. Wenn man aber fragen würde, wie sich jedes einzelne Molekül bewegt, so wäre es unmöglich (schon auch nach der Unschärferelation) die genaue Position mit einer diskreten Wahrscheinlichkeitsverteilung vorherzusagen. Ja es ist schier unmöglich.
Also geht man davon aus, dass im Glas jeder mögliche Zustand gleichwahrscheinlich ist. Ähnlich ist es für mich an der Börse. Deshalb hab ich es auch aufgegeben weitere Literatur darüber zu lesen. Die Hoffnung erstickt im Fundament.
Wenn ich mich nun auf die Börse besinne, sehe ich den Chart als die makroskopische Größe, die aus den mikroskopischen Vorgängen (Handeln Mrd. von Teilnehmern) resultiert. In der Physik müsste dann der Chart statisch sein. Das ist er aber nicht. Er ist dynamisch. Wenn die Physik ähnlich gestrickt wäre, würden wir heute noch auf den Bäumen sitzen, da man nie bestimmte Gesetze beobachten hätte können. Es gäbe einfach kein Gleichgewicht, dass man am Ort A oder B - unabhängig voneinander - beobachten könnte. Wer hätte je den Widerstand als einen linearen Zusammenhang zwischen Strom und Spannung entdeckt, wenn er willkürlich schwanken würde. Niemand wär auf die Idee gekommen, dass es da ein Gesetz gäbe. In Wahrheit schwankt der Widerstand ja auch, jedoch sehr gering. In unserer Welt mit konstanter Temperatur und anderen Parametern ist die Schwankung jedoch relativ gering. Man kann sie sogar eliminieren, wenn man das System als noch gröber einschätzt.
Wir bräuchten also erst was statisches, also eine Größe die noch über dem Chart liegt, um mehr über den Chart zu lernen. Sozusagen ein herauszoomen aus dem Chart auf noch gröbere Ebenen, in der der Chart weitgehend statisch ist. Sowas gibt es aber auch nicht :). Damit war das Kapitel für mich gegessen.
Ja ich denke ich hab damit einige gelangweilt. Aber es ist für mich eine wirklich interessante Frage :). |