BfA vor Verkauf der Immobilientochter Frisches Geld für die Rentenkassen in Sicht Die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) steht kurz vor dem Verkauf ihrer Immobilientochter Gagfah. Wie das Handelsblatt aus Verhandlungskreisen erfuhr, will der BfA-Vorstand am Montag mit den Beteiligungsunternehmen Fortress und Terra Firma über den Verkauf der rund 80 000 Wohnungen verhandeln. pt/lip BERLIN. Zuvor war am Dienstag der dritte von sechs in die engere Wahl genommene Kaufinteressenten, ein Konsortium unter Führung der HSH Nordbank und GE Real Estate, ausgeschieden. Fortress soll deutlich mehr als 2,2 Mrd. Euro und Terra Firma rund 1,9 Mrd. Euro geboten haben, heißt es aus den Verhandlungskreisen. Die Gagfah steht bei der Bfa mit 1,6 Mrd. Euro in den Büchern. Sie ist Teil der Schwankungsreserve der Rentenversicherung, mit dem Einnahmeengpässe abgepuffert werden sollen.
Sollte es zu einem Geschäftsabschluss in der genannten Größenordnung kommen, wäre dies auch für Bundessozialministerin Ulla Schmidt (SPD) eine gute Nachricht: Durch die letzte Rentenreform wurde das gesetzlich vorgeschriebene Finanzpolster von 50 auf 20 % einer Monatsausgabe abgeschmolzen. Damit drohen der Rentenversicherung bei einer Fortsetzung der schwachen Konjunkturentwicklung Finanzierungsengpässe spätestens im Herbst. Die BFA schließt sogar nicht aus, dass zur Auszahlung der Renten im November erstmals ein Darlehen des Bundes erforderlich werden könnte. Dieses würde durch den Gagfah-Verkauf sicher vermieden. Fortress und die HSH-Nordbank wollten gestern zum Stand des Verfahrens keine Stellung nehmen. Ein Sprecher der BfA sagte, man könne die Meldung weder bestätigen noch dementieren.
Terra Firma machte zuletzt Schlagzeilen als es im Jahr 2000 die rund 64 000 ehemaligen Eisenbahnerwohnungen übernahm. Davon wurden inzwischen nur 6 000 zu einem Quadratmeterpreis von etwa 1000 Euro an die Mieter verkauft, ein Indiz für die Behutsamkeit, mit der das Unternehmen bei der Vermarktung seiner Immobilien zu Werke geht. Das Geld für den Kauf der Gagfah stammt aus einem auf zehn Jahre laufenden Fonds von 2,2 Mrd. Euro. Zusammen mit Bankrediten steht eine Investitionssumme von vier bis fünf Mrd. Euro zur Verfügung. Rund die Hälfte soll in Deutschland investiert werden.
Der amerikanische Finanzinvestor Fortress will in dieses Jahr bis zu 3 Mrd. Euro auf dem deutschen Markt investieren, davon 750 Mio. Euro Eigenkapital. Neben dem Gagfah-Kauf geht es um den Erwerb von fünf notleidenden Kreditportfolios deutscher Banken sowie mehrerer Wohnungsgesellschaften aus dem Besitz von Kommunen und Unternehmen. Bisher Fortress in Deutschland lediglich rund 100 Mio. Euro in den Kauf von Krediten der BW-Bank an die Beteiligungsgesellschaft WCM investiert. Auch Terra Firma plant weitere Käufe. Unter anderem stehen mehrere Stadtwerke und die Kölner Wohungsbaugesellschaft GAG auf der Einkaufsliste. Der Kauf der GAG war vergangenes Jahr aus politischen Gründen zunächst gescheitert.
HANDELSBLATT, Donnerstag, 13. Mai 2004, 08:39 Uhr |