Was das Korrekturpotenzial anbelangt, das die Causa Italia in sich birgt, habe ich heute früh Folker Hellmeyer zitiert, der den gestrigen Unfall rabenschwarz sieht (#9680). Ich habe natürlich auch nachgeschaut, wie Hans Bernecker das sieht, denn von ihm weiß man, dass er politischen Ereignissen kein langes Haltbarkeitsdatum an der Börse beimisst, dass er solche Unfälle sehr viel cooler sieht. Hier also sein Kommentar aus der heutigen AB-Daily:
"die Italiener haben gewählt. Ganz Europa hat zugeschaut. Wie zu erwarten war,regiert in Italien mal wieder das Chaos. Was nun folgt, kennt jeder aus vergangenen Zeiten, verbunden mit Namen Andreotti, Fanfani, Craxi. In Italien gibt es kein imperatives Mandat, keine Fraktionsbindung, und jeder Abgeordnete entscheidet nach eigenem Gewissen (bzw. dem Geldbeutel), wie er sich in einer Koalition aufstellt. Kenner Italiens wissen das. Italienische Koalitionen sind mühsam, aber stets irgendwie berechenbar. Es zeichnet sich schon jetzt ab: Der bisherige Monti-Kurs lässt sich nicht fortsetzen. Die Gegenpartei wird darauf Wert legen, einige Steuerbelastungen zurückzunehmen. Das ist eine reine Verhandlungsfrage, Nachgeben und Nehmen. Sparen wird kleiner geschrieben und man wird versuchen, Entlastungen für die Unternehmer zu fabrizieren. Wahrscheinlich auch für den Sektor Immobilien. Eine Steueramnestie gehört in der Regel dazu. Wie auch immer, in Italien funktioniert die Welt eben anders. Daran muss sich Europa gewöhnen. Auch die Märkte. Die Zustimmung aus Paris ist sicher. Auch den Franzosen fehlen in der Kasse dieses Jahres 6 Mrd. €, was mit Sparen nicht zu schließen ist. Zunächst werden die Kriterien der Defi zitrechnung aufgeweicht, und dann geht es auch in Paris um die rage: Weniger sparen und irgendwie die Wirtschaft ankurbeln. Wie dies in Italien und Frankreich funktioniert, kennen wir seit 1959, als De Gaulle antrat. Keinen Börsentag haben wir seitdem verpasst. Indes: Die Märkte haben einen äußerst kritischen, aber auch sehr interessanten Härtetest zu absolvieren. Es war extrem knapp im DAX, aber der gestrige, relativ hektische Verlauf mit einer erheblichen Tagesschwankung und sehr hohem Umsatz von 4,2 Mrd. € im DAX sind nun einmal die Begleitumstände einer politischen Börse. Ob sich dies bestätigt, werden die kommenden zwei Tage zeigen. Wir alle wissen: Politische Börsen haben kurze Beine". |