News-Überblick Hier finden Sie alle aktuellen Nachrichten zu verschiedenen Themen zeitlich sortiert. News - 19.04.07 18:13 WestLB trennt sich von Daimler-Aktien
Die WestLB hat ihre Ankündigung wahr gemacht: Die Bank trennte sich Finanzkreisen zufolge wieder von ihrem gut 14-prozentigen Anteil an Daimler-Chrysler. Indes verknüpfte WestLB-Chef Thomas Fischer sein berufliches Schicksal mit der Aufklärung der verlustreichen Unregelmäßigkeiten im Eigenhandel.
HB FRANKFURT. Die WestLB halte keine Stimmrechte mehr an dem Fahrzeughersteller, sagten zwei mit der Transaktion vertraute Personen der Nachrichtenagnetur Reuters. Ein Sprecher des Instituts wollte die Angaben nicht kommentieren. Daimler-Chrysler erklärte, der Konzern habe keine Erkenntnisse von dem Vorgang.
In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass das Düsseldorfer Geldinstitut gut 14 Prozent an dem Fahrzeughersteller hält. Die WestLB kündigte allerdings an, sich von dem Anteil wieder trennen zu wollen.
"Nach Auskunft der WestLB handelt es sich dabei um reine Finanztransaktionen, die vollständig über Terminkontrakte abgesichert sind", hatte der Stuttgarter Konzern am 12. April erklärt. "Der Bestand an Daimler-Chrysler-Aktien soll bereits in absehbarer Zeit wieder deutlich unter drei Prozent reduziert werden." Die Transaktion sei deshalb keine nachhaltige Veränderung der Aktionärsstruktur des Autobauers.
Es sei üblich, dass institutionelle Investoren vor der Dividendenzahlung eines Unternehmens ihre Anteile an Banken abträten, hatte der WestLB-Sprecher die vorübergehende Beteiligung begründet. Daimler-Chrysler hatte seinen Aktionären am 5. April eine Dividende von 1,50 Euro je Anteilsschein gezahlt. Der Konzern hatte mitgeteilt, dass die WestLB bereits am 4. April die Anteile übernommen hatte. Oppositionspolitiker in NRW hatten der zum Teil in Landesbesitz befindlichen Bank vorgeworfen, dass dem deutschen Fiskus durch die Transaktion möglicherweise Steuern entgangen seien. Denn deutsche Anteilseigner können sich Steuern auf Dividenden zurück erstatten lassen - ausländische Investoren dagegen nicht.
Das Geschäft hatte auch Spekulationen aufkommen lassen, die Transaktion könne mit Unregelmäßigkeiten der Bank im Eigenhandel im Zusammenhang stehen. Dies hatte die Bank aber nachdrücklich ausgeschlossen. "Das ist kein Spekulationsgeschäft und keine Eigenhandelsposition, das ist für uns ein risikoloses Dienstleistungsgeschäft für Dritte", hatte ein Sprecher der WestLB erklärt.
Die WestLB hatte kurz vor Ostern zwei Mitarbeiter der Handelsabteilung, darunter einen Bereichsleiter, entlassen und wirft ihnen interne Regelverstöße vor. Finanzkreisen zufolge entstand durch Fehlspekulationen mit VW-Stamm- und Vorzugsaktien zum Ende des ersten Quartals ein Verlust im höheren zweistelligen Millionenbereich.
Mittlerweile sind Staatsanwaltschaft und Finanzaufsicht eingeschaltet. Bankchef Thomas Fischer hatte zuletzt am Donnerstag im Düsseldorfer Landtag eine rückhaltlose Aufklärung der Vorgänge angekündigt.
Die Ermittlungen würden "schonungslos, hart und schnell" sowie "ohne Ansehen der Person" zum Abschluss gebracht, sagte Fischer. Er nehme dies in seine "persönliche Verantwortung".
Vertreter der Oppositionsparteien Grüne und SPD warfen Linssen und Fischer vor, sie nicht ausreichend aufzuklären. Der Grüne Rüdiger Sagel sagte, Fischer habe sich bei der Bilanz-Pressekonferenz der Bank Ende März nicht zu den Verlusten gäußert - obwohl der Aufsichtsrat damals bereits informiert gewesen sei.
Der ehemalige SPD-Wirtschaftsminister Harald Schartau erklärte, es sei schwer vorstellbar, dass die Verluste dem Vorstand "über Nacht" bekannt geworden seien. Der CDU-Vertreter Christian Weisbrich mahnte, die Abgeordneten müssten entscheiden, ob sie aufklären oder die WestLB "versenken" wollten. Fischer verteidigte sich: er sei gesetzlich verpflichtet, zunächst alle Anteilseigener zu informieren. "Ich bin kein Schweiger."
Quelle: Handelsblatt.com
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