Von zweierlei Rückgängen
Heute ein paar Worte, die den kürzlich erfolgten Rückgang des Hypoportkurses und die Reaktionen darauf etwas näher betrachten...
Ein Teil der Menschen, die in Aktien investieren, tut dies, um unabhängig von ihrem Job bzw. dem Geldverdienenmüssen zu werden. Sie begeben sich sozusagen auf einen Weg, an dessen Ziel die finanzielle Unabhängigkeit lockt. Steigen die Kurse im Depot, gelangen sie auf diesem Weg ein Stück voran. Sinken die Kurse, werden sie auf diesem Weg „zurückgeworfen“. Da Kursrückgänge von Aktien wie Hypoport in der Regel nur eine zeitlich befristete Sache sind, denen neue Höchststände folgen werden, tauchen an dieser Stelle Fragen auf ...
Warum belastet es viele Aktionäre, wenn der Kurs einer solchen Aktie zwar sinkt, aber nur, um früher oder später neue Höchststände zu erreichen? Ist es wirklich dieser kleine Schritt zurück oder möglicherweise eine tiefergehende Sache, wenn sich die Laune des Aktionärs dadurch so verschlechtert, dass es manches Mal schon fast depressive Züge annimmt?
Betrachtet man den „Schritt zurück“ mal von einem anderen Standpunkt, so zeigt sich da noch etwas anderes ... es wird noch ein anderer Verlust als der Kursverlust sichtbar. Und zwar der Verlust des Stück Weges, das man schon als hinter sich gelassen wähnte. Aber weshalb löst dieser Verlust im Aktionär Gefühle aus, die die Sonne in seiner inneren Welt verdunkeln?
Geht man dieser Frage auf den Grund, wird ersichtlich, dass das Leben von Beginn an begleitet wird von Verlusten … als Allererstes die Wärme des Mutterleibs, dann die Kindheit, die Jugend ... irgendwann auch das Leben selbst. Das wäre alles an sich kein Problem, da nach jedem Verlust etwas Neues kommt. Genauer gesagt… darauf wartet, kommen zu dürfen. Aber das ist manchmal schwer für das Neue. Denn solange der Mensch/Aktionär dem Verlust noch hinterhertrauert und ihn bejammert, wird es kaum die Möglichkeit haben, sich ihm zu nähern.
Ich habe das Gefühl, die Kunst des Lebens und auch die, an der Börse "überleben" zu können, besteht darin, (irgendwann) damit aufzuhören, den Verlust zu betrauern und zu bejammern, und dankbar zu sein, was nach dem Verlust geblieben ist. Die Dankbarkeit über das Verbliebene sorgt dafür, dass der Mensch offenbleiben kann und dem Neuen (das darauf wartet, zu ihm kommen zu dürfen) die Chance gibt, sich in ihm auszubreiten. Damit wir das tun, wozu wir Menschen in diese Welt hineingelassen wurden ...
Blockaden lösen und die Dinge in Fluss bringen. ☘ |