Natürlich kann ich nur vermuten, warum der Kurs fällt. Wüßte ich es, wäre ich steinreich. Der Markt hat sich offenbar, anders als Russland selbst, bisher dafür entschieden, dem westlichen Druck nachzugeben. Dass Kleinanleger ihr sauer Erspartes nicht im politischen Feuer verbrennen sehen wollen, wundert mich nicht. Während die eigentlichen Kurstreiber der Börse, Pensionsfonds, Versicherungen und Banken nicht in Russland investieren dürfen, weil die amerikanische Politik es ihnen schlicht verbietet, werden sich nicht wenige Privatanleger, und zwar nicht zu Unrecht, die Frage stellen, ob diese Aktie nicht eine Nummer zu groß für sie ist. Wie Kommer zu Recht feststellt, bekommt man als Aktionär an der Börse eine Entlohnung für das eingegangene Risiko, das aber kein Risiko wäre, wenn es sich nicht hin und wieder materialisierte. Und genau das passiert gegenwärtig. Das vorhandene Risiko, bei Gazprom eben nicht nur vorhanden wegen des wirtschaftlichen, sondern vor allem wegen des politischen Umfeldes, materialisiert sich gegenwärtig. Und viele Investoren verlieren derzeit ihr Geld. Das aber ist völlig normal und lediglich der Teil der Geschichte, der in den Köpfen der Anleger nur allzu gerne ausgeblendet wird. Als langfristig Investierter freuen mich solche Gelegenheiten eher, als dass ich mir Sorgen mache. Erstens erinnern sie mich daran, nicht alles auf eine Karte zu setzen, denn mein Geld könnte nicht so lange reichen, wie ich recht behalten möchte, und zweitens setze ich mein Spielgeld natürlich genau dann ein, wenn ich dafür die meisten Aktien bekomme. Wann denn sonst? Jedenfalls sind schwankende Tages- Wochen- oder Monatskurse kein Grund für mich, am Geschäftsmodell von Gazprom zu zweifeln. Ob das letztendlich stark genug ist, einer um sich beißenden westlichen Politik erfolgreich zu begegnen, ist die alles entscheidende Frage. Gelingt das, wird Gazprom zum Investment meines Lebens, gelingt es nicht, verzinst sich mein Geld, gemessen am derzeitigen Marktumfeld, prächtig. Ich kann mir Schlimmeres vorstellen. Fazit: bei weiter deutlich fallenden Kursen wird dazu gekauft, derzeit sehe ich dafür keine zwingende Notwendigkeit. Die hier oft herbeigewünschten Kurse von unter drei Euro sehe ich leider aber nicht mehr kommen. Erstens ist das Geld selbst seit dem letzten Allzeittief inflationiert und zweitens ist Gazprom seitdem eher erstarkt als schwächer geworden. Jedenfalls sagen das die Zahlen. Und die werden nicht gewählt... |